4:0 gegen Mönchengladbach : Schalker Erlösung
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Was für ein Comeback: Schalke zerlegt die Gladbacher Bild: AP
Weg mit dem Frust, raus mit der Freude: Nach drei Toren innerhalb von sechs Minuten feiert Schalke 04 den viel umjubelten ersten Saisonsieg in der Bundesliga. Die Gladbacher werden wieder einmal Opfer ihrer alten Schwäche.
Schon nach gut einer Stunde vermeldeten die Fans des FC Schalke die Rückkehr ihrer Lieblingsmannschaft in den Kreis ernstzunehmender Bundesligamannschaften. „Der S04 ist wieder da!“, sangen sie voller Begeisterung. Innerhalb weniger Minuten hatten die Schalker ihre Anhänger davon überzeugt, dass das Schlimmste nach fünf Niederlagen zum Auftakt der Bundesligasaison überstanden sein dürfte. Beim 4:0 über Borussia Mönchengladbach befreiten sich die Gelsenkirchener aus einem Tief, wie es der Revierklub in seiner langen Bundesligageschichte zu Beginn einer Saison noch nie hatte ertragen müssen.
Dank der Tore von Eric Maxim Choupo-Moting (53. Minute), Breel Embolo (56./83.) und Leon Goretzka machten die Schalker das Spiel in der zweiten Hälfte zu einem Fußball-Erlebnis, wie es der leidgeprüfte Anhang der Königsblauen lange nicht hatte geboten bekommen. Die enttäuschenden Gladbacher erweisen sich in einer für Schalke heiklen Lage dabei wieder einmal als zuverlässiger Lieblingsheimgegner für die Gelsenkirchener. In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten hat Schalke nur ein einziges Heimspiel gegen die Borussen verloren – welcher Gegner also hätte dem Tabellenletzten besser auf die Sprünge helfen können?
Zunächst mit Ordnung und Stabilität
Die Westfalen hatten sich vorgenommen, den jüngsten Heimsieg in der Europa League gegen RB Salzburg als Grundlage für einen Aufschwung zu nutzen und den negativen Trend in der heimischen Liga ins Positive zu wenden. Vermutlich auch deshalb hatte Cheftrainer Markus Weinzierl die Startelf nur auf einer Position geändert: Eric Maxim Choupo-Moting rückte für Max Meyer auf den linken Flügel – ein Wechsel, der sich auszahlen sollte. Das Bemühen der Königsblauen war zunächst vor allem durch Ordnung und Stabilität in der Defensive gekennzeichnet; sie verstanden es, das Aufbauspiel des Gegners früh zu stören, ja zu unterbinden.
Die Gladbacher, durchaus als spielstark bekannt, bekamen kein Tempo ins Spiel und hatten große Mühe, in die relevanten Räume vorzustoßen oder gar den gegnerischen Strafraum zu erreichen. Es dauerte mehr als vierzig Minuten, bis Yannik Vestergard, der zentrale Mann in der Dreier-Abwehrkette, die Chance zur Borussia-Führung vergab. Alessandro Schöpf, der auf der Linie postiert war, wehrte den Kopfball des Gladbachers ab – die beste Möglichkeit in einer ersten Hälfte, die arm an aufregenden Aktionen war. Der diskrete Auftritt der Gladbacher war wohl auch auf das Fehlen ihres Angriffskünstlers Rafael zurückzuführen, den eine Verletzung außer Gefecht setzte.
Auch Schalke hatte sich, bei allem Einsatz, zunächst schwergetan, Gefahr zu verbreiten. Den Vorstößen der Heimelf fehlte es entweder an Präzision und an Wucht, kurzum an Durchschlagskraft. So blieb die erste Hälfte viel von dem schuldig, was die Fans sich von so einem vor Tradition triefenden Duell versprochen hatten.
Dafür bekamen die Zuschauer nach dem Seitenwechsel viel mehr geboten, als der erste Durchgang versprochen hatte. Für die Schalker wurde aus einer mäßigen Partie ein Spiel zum Genießen. Zwar waren die Borussen mit mehr Schwung aus der Kabine gekommen – und mit Kapitän Lars Stindl, der zunächst auf der Bank gesessen hatte. Trainer André Schubert hatte sich von der Hereinnahme des Stürmers offenbar Impulse für den Angriff erhofft. Seine Hoffnung schien sich zu erfüllen, Gladbach startete dynamisch in die zweite Halbzeit, vermochte den frischen Schwung aber nur wenige Minuten aufrechterhalten – bis Schiedsrichter Sascha Stegemann ein angebliches Foul von Ibrahima Traore an Choupo-Moting mit einem Elfmeter ahndete. Der Gefoulte selbst nutzte den Strafstoß mit voller Wucht zum Führungstor.
Und plötzlich ging den Gelsenkirchenern manches leicht vom Fuß, was ihnen wochenlang schwergefallen war. Sogar Breel Embolo, der talentierte, teure neue Stürmer, überwand die rätselhafte Hemmnis, die seine ersten Wochen „auf“ Schalke bestimmt hatte. Kaum war seine Mannschaft in Führung gegangen, erzielte Embolo sein erstes Bundesligator. Auch am alsbald folgenden dritten Treffer war der Schweizer beteiligt. Nachdem Torhüter Yann Sommer einen Schuss von Embolo abgewehrt hatte, baute Goretzka den Vorsprung aus. Drei Tore binnen sechs Minuten hatten die Partie entschieden.
Die Gladbacher versuchten zwar, den Rückstand zu verkürzen, aber nicht einmal dieses Bemühen war von Erfolg gekrönt. Im Gegenteil: Es kam noch schlimmer für die Borussen. In der Schlussphase steigerte Embolo mit seinem zweiten Tor nochmals die ohnehin ausgelassene Stimmung in der Arena. Nach dem Verlassen des letzten Platzes sind die Lebensgeister des FC Schalke 04 wieder geweckt.