
Rostock : Hooligans überfallen Polizeirevier
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So ist Fußball: Starke Polizeikräfte kontrollieren am Bahnhof den Hamburger Sonderzug Bild: dapd
Unglaubliche Zustände in Rostock: Tausende beklatschen die Attacken gegen Gäste-Zuschauer. Zudem wird ein Polizeirevier überfallen. Nun stellt sich die Frage: Deckt ein Hansa-Fanbetreuer Gewalttäter?
Die Gewalt begann schon 14 Stunden vor dem Anstoß des Risikospiels der Zweiten Fußball-Bundesliga zwischen Hansa Rostock und dem FC St. Pauli. In der Nacht zum Samstag klirrten die Scheiben im Polizei-Hauptrevier in Rostock. Vermummte entzündeten Pyrotechnik, sie versuchten, mit einer Fackel einen Container zu entflammen.
Die Täter konnten bisher nicht ermittelt werden, aber für die Staatsanwaltschaft steht seit Sonntag fest: Zum ersten Mal in der Geschichte haben Fußball-Hooligans eine Polizeidienststelle überfallen. „Nach dieser Tat herrscht große Verunsicherung bei den Kollegen, und auch Wut“, sagt Yvonne Hanske, Sprecherin der Rostocker Polizei am Montag und fügt an: „Das ist auch für uns hier eine neue Form der Fankultur.“
Fankultur? Ihre Kollegin Erika Krause-Schöne von der Bundespolizei in Rostock spricht von „unbelehrbaren Gewalttätern. Die Brutalität einiger Fans gegen die Polizei wird immer größer“. Die Ermittlungsergebnisse haben ergeben, dass die Attacke erfolgte, weil die Polizei bis zum Spielende von Hansa gegen St. Pauli einen führenden Kopf der Rostocker Fanszene, der mehrfach gegen Aufenthaltsverbote und Meldeauflagen verstoßen habe, festgesetzt hatte. Die Kumpels schlugen deshalb zurück.
Der ungeheuerliche Vorgang passt ins Bild von dem Zweitliga-Duell zwischen Hansa und St. Pauli, das für vierzehn Minuten unterbrochen war, weil erst Hamburger Anhänger in ihrem Block zündelten - und dann Hansa-Chaoten ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Zuschauer mehrfach mit Leuchtmunition in den Gästeblock schossen. Unter dem Gejohle von tausenden Gaffern. Wie konnte diese Munition überhaupt ins Stadion gelangen bei all den Kontrollen?

Es gab einen Sturm in die Arena durch rund hundert Fans; zudem könne man „die Leute nicht nackig machen“, so Polizeisprecherin Krause-Schöne: „Wenn diese Teile an bestimmten Regionen des Körpers in Stücken getragen und hinterher zusammen montiert werden, können die nicht gefunden werden“. Außerdem sei für diese Kontrollen der Sicherheitsdienst des Klubs verantwortlich.
St. Paulis Manager Helmut Schulte sprach davon, einige hätten „aus einer tollen Sache wie ein Fußballspiel eine Schlacht machen wollen“. Da wusste er noch nicht, was nach dem Abpfiff alles passierte. Flaschen und Pflastersteine flogen auf Polizisten, Streifenwagen und Shuttlebusse. Dreizehn Verletzte, darunter elf Polizisten, so lautete die Bilanz.
Zumeist blieb es bei Prellungen durch Steinwürfe, aber Polizeisprecherin Krause-Schöne sagte, diesmal in ihrer Funktion als führendes Mitglied der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Was muss noch alles passieren? Ein Polizist im Koma, wie Daniel Nivel bei der WM in Frankreich? Das kann so nicht weitergehen, weil alles auf dem Rücken der Kollegen ausgetragen wird.“
Sie glaubt, dass die rigorose Trennung beider Lager durch die 2000 Beamten den harten Kern beider Lager noch wütender gemacht habe: „Wir haben unser Konzept durchgezogen - und haben die Aggression dann zu spüren bekommen, in der dritten Halbzeit.“