Robin Dutt im F.A.Z.-Gespräch : „Ich bin kein Ein-Jahres-Trainer“
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Regisseur mit Blick fürs Drehbuch: Robin Dutt Bild: dapd
Das Spiel gegen den FC Bayern ist für Leverkusen die Chance, die unzufriedenen Fans mit dem Verein zu versöhnen. Zuvor spricht Bayer-Trainer Robin Dutt im F.A.Z.-Interview über die Situation.
Robin Dutt im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über Leverkusener Verhältnisse, das Vorbild Barcelona und die Gratwanderung mit seiner Philosophie.
Sind Spiele gegen Bayern besonders leicht, weil es nichts zu verlieren gibt oder besonders schwer, weil der Gegner so stark ist?
Im Fußball gibt es immer nur etwas zu gewinnen, nichts zu verlieren, weil einem ja bei einer Niederlage keine Punkte abgezogen werden. Aber gegen die Bayern ist es immer schwer. Ich hoffe aber, dass es auch nicht leicht ist, gegen uns zu spielen.
Haben Sie ein Rezept gegen die Bayern? Richten Sie sich stark nach dem Gegner aus oder wollen Sie, dass Ihr Team sein Spiel durchzieht?
Barcelonas Trainer Guardiola sagt, dass er je nach Stärke des Gegners entscheidet, ob sein Team mit einer Dreier- oder Viererkette spielt. Diese Aussage könnte ja schon verwundern, dass sich die stärkste Mannschaft der Welt nach dem Gegner ausrichtet. Aber der Fußball ist so dynamisch geworden, dass man nicht mehr so arrogant sein darf, den Gegner nicht zu berücksichtigen. Wir berücksichtigen den Gegner so, wie es angemessen ist.
Wie angemessen ist eine besondere Berücksichtigung der derzeitigen Hochform von Franck Ribéry?
Gleichermaßen angemessen wie bei allen anderen Bayern-Spielern. Wäre es mehr, würde das ja bedeuten, dass Bayern nur mit einem guten Ribéry Erfolg haben könnte. Es geht immer im Fußball um gewisse Räume, die von qualitativ guten Spielern genutzt werden. Wenn ich Ribéry aus dem Spiel nehme und dadurch ein Robben, Müller oder Kroos viel Platz hat, dann bringt das nichts.
Wenn man auf die Saison schaut, dann ist sie - an Ihren eigenen Vorgaben gemessen - erst sehr durchwachsen verlaufen und dreht nun auf mittelmäßig.
Wir waren fast nach jedem Spieltag auf einem Europa League Platz, also waren wir - nach meinen Worten - immer durchschnittlich. Dennoch entspricht der aktuelle Tabellenplatz der Regel der letzten zehn Jahre bei Bayer 04. Es gab letztes Jahr einen Ausreißer nach oben und vor einigen Jahren auf Platz neun einen nach unten.
Aber gefühlt ist die Stimmung schlechter als der fünfte Platz, der ja, wie Sie sagen, normal für Leverkusen ist. Was verursacht die große Unruhe?
Wir müssen den Begriff Unruhe splitten. Wenn Sie Teile der Fans meinen, dann unumwunden ja, bis zum Derbysieg gegen Köln herrschte eine große Unruhe, sogar beim 4:1 über Augsburg. Mit dem 2:0 in Köln änderte sich das schlagartig. Intern haben die Spieler, die Verantwortlichen und das Trainerteam immer die Ruhe bewahrt. Dies haben alle Beteiligten auch immer wieder kommuniziert. Es wurde jedoch ignoriert.
Es wird auch verbreitet, dass Sie bei der Mannschaft nicht angekommen sind. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zur Mannschaft beschreiben?
Es gab am Anfang der Saison einen Gewöhnungsprozess. Doch das ist normal, wenn ein neuer Trainer kommt, der Dinge anders macht als sein Vorgänger - dann wird diskutiert, über Taktik und Fußball. Inzwischen haben wir nicht nur ein gutes Verhältnis, wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Aber natürlich wird ein Ergänzungsspieler auf der Position 17 oder 18 nie ganz zufrieden sein. Ich bin nicht der typische Kumpeltyp. Ich sehe mich eher als der Regisseur, der dafür sorgt, dass die Darsteller das Drehbuch umsetzen. Das machen wir hervorragend, der Film ist spannend.