4:2 in Bielefeld : Darmstadt nimmt die Alm im Sturm und steigt auf
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Darmstädter Aufstiegsjubel Bild: dpa
Nach dem 1:3 im Hinspiel war Darmstadt abgeschrieben. In der zweiten Partie kämpfen sich die „Lilien“ in Bielefeld in die Verlängerung - und machen dort in dramatischen Minuten den Zweitligaaufstieg perfekt.
„Im Fußball ist immer alles möglich.“ Der Trainer des SV Darmstadt 98, Dirk Schuster, bemühte vor dem Saisonabschluss eine wahrlich klassische Binsenweisheit und sollte, auch zu seiner eigenen Überraschung, recht behalten.
Denn dass die „Lilien“ das 1:3-Hinspielergebnis gegen Arminia Bielefeld noch drehen und den Aufstieg in die zweite Fußball-Bundesliga schaffen sollten, daran hatten nur Optimisten geglaubt. Doch die drittklassigen „Lilien“ nahmen die Bielefelder Arena im Sturm: Der 4:2-Sieg nach Verlängerung wird lange in Erinnerung bleiben.
Die Südhessen zeigten von der ersten Minute an, dass sie sich von dem am Freitag im Böllenfalltorstadion angehäuften Rückstand nicht hatten entmutigen lassen. Sie legten mit viel Tempo und Verve los und wurden beinahe schon nach fünf Minuten belohnt. Doch Angreifer Marco Sailer brachte den Ball aus vier Metern nicht am Bielefelder Torhüter Ortega Moreno vorbei.
Die mitgereisten „Lilien“-Fans in der mit 26.000 Zuschauern gefüllten Bielefelder Arena stöhnten auf und hatten in der 23. Minute doch Grund zum Jubeln. Dominik Stroh-Engel zielte genau und sein 17-Meter-Schuss schlug im langen Eck des Arminia-Tores ein.
Sogar ein Hackentor mit künstlerischem Wert gelingt
Die nun noch beschwingteren Hessen dominierten das Spiel und hätten den konsternierten Arminen durch Jerome Gondorf (29.) das Leben noch schwerer machen können. Bei einigen ihrer Erfolg versprechenden Angriffe lag vor der Pause sogar noch der zweite Treffer in der Luft.
Den holten die Darmstädter in der 52. Minute nach: Der emsige Hanno Behrens lenkte einen Eckball mit der Hacke ins Tor - ein Treffer mit künstlerisch wertvoller Note. Doch die Freude währte nur wenige Sekunden.
Die bis dahin offensiv enttäuschenden Arminen zeigten sich vor dem Tor von Jan Zimmermann ähnlich effektiv wie im Hinspiel: Der zweite ernsthafte Torversuch, ein Kopfball von Felix Burmeister, landete praktisch im Gegenzug im Netz. Nur noch 2:1 – aber die „Lilien“ hatten noch jede Menge Energie.
Dem starken Sailer bot sich eine ausgezeichnete Kopfballgelegenheit (60.), doch auch die Arminia kam in dem nun offenen, hitzigen Duell offensiv häufiger zur Geltung. Die Darmstädter ließen in ihrem Sturm und Drang nicht nach. Als Gondorfs krachender Distanzschuss tatsächlich zum 3:1 im Bielefelder Tor eingeschlagen war, spielten sich im Darmstädter Lager rauschhafte Jubelszenen ab.
„Es gibt einen Fußballgott“
Der doppelten Großchance (83.) von Gorka und Sailer, die den Ball per Kopf und mit dem Fuß nicht über die Linie zu bringen wussten, belegte, dass die wieder mal über sich hinausgewachsenen Hessen sich mit dem Ausgleich des Hinspielergebnisses in der regulären Spielzeit nicht zufrieden geben wollten.
Und tatsächlich in der letzten Sekunde der dreiminütigen Nachspielzeit kam noch Kapitän Aytac Sulu nach einem Freistoß aus der Nahdistanz zum Schuss – scheiterte jedoch an Keeper Ortega Moreno.
Przybylko schien Bielefeld zu retten - doch dann kam da Costa
Es folgten in der Verlängerung weitere Großchancen, die allesamt ungenutzt verstrichen. Ein Treffer des Bielfelders Kacper Przybylko zum 3:2 in der 110. Minute schien das Bravourstück der Darmstädter zunichte gemacht zu haben. In einer unglaublich spannenden Schlussphase kürte sich der eingewechselte Elton da Costa mit seinem Treffer in der Nachspielzeit zum Helden einer langen Darmstädter Partynacht.
„Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass Darmstadt uns physisch überlegen war“, analysierte Bielefelds Trainer Norbert Meier. „Es gibt einen Fußballgott, der uns belohnt hat für den Aufwand, den wir betrieben haben“, sagte sein Darmstädter Kollege Dirk Schuster im WDR. „Was die Mannschaft gezeigt hat, macht mich unglaublich stolz.“
Arminia Bielefeld - Darmstadt 98 2:4 n.V. (1:3,0:1)
Arminia Bielefeld: Ortega - Strifler, Burmeister, Salger, Feick - Schütz - Przybylko, Müller (17. Schönfeld), Riese, Sahar (72. Hille) - Klos (87. Appiah)
Darmstadt 98: Zimmermann - Sirigu (98. Berzel), Sulu, Gorka, Stegmayer - Heller, Behrens, Gondorf (112. da Costa), Ivana (70. Landeka) - Sailer - Stroh-Engel
Schiedsrichter: Drees (Münster-Sarmsheim)
Zuschauer: 26.000 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Stroh-Engel (23.), 0:2 Behrens (51.), 1:2 Burmeister (53.), 1:3 Gondorf (79.), 2:3 Przybylko (110.), 2:4 da Costa (120.+2)
Gelbe Karten: Klos, Riese, Sahar, Salger / Gondorf, Heller, Sailer, Stroh-Engel