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Eberl reagiert auf Hassplakate : „Manche nehmen Drogen, manche bringen sich um“

  • -Aktualisiert am

Max Eberl hat durch seinen Wechsel zu RB Leipzig viel Zorn auf sich gezogen. Bild: picture alliance / nordphoto GmbH / Kröger

Das Klima in deutschen Stadien verroht: Anhänger des 1. FC Köln empfangen Max Eberl mit üblen Slogans. An Burnout erkrankte Menschen würden verhöhnt und lächerlich gemacht, sagt der Leipziger Manager.

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          Es hätte ein ungetrübter Samstagnachmittag im Zeichen eines 0:0-Spiels der allerbesten Sorte sein können. Auf dem Rasen demonstrierten die unermüdlichen Energetiker im Trikot des 1. FC Köln aufs Neue, dass sie in der Bundesliga vor nichts und niemand Angst haben. Nach dem kürzlich mit Leib und Seele erkämpften 1:1 beim Meister Bayern München rückten sie nun der nächsten Bundesliga-Topmannschaft mit ihrer unnachgiebigen Art, um jeden Ball zu kämpfen, auf den Pelz. Der Tabellenvierte RB Leipzig, seit 18 Pflichtspielen unbesiegt, zeigte zwar beim Remis ohne Tore den besseren Fußball, wurde aber trotzdem von den Kölner „Kilometerfressern“ immer wieder gebremst.

          Bundesliga

          Das ungetrübte Vergnügen ramponierten empathielose Kölner Anhänger, die Max Eberl, den nach langer Erholungspause von Borussia Mönchengladbach zu RB gewechselten Geschäftsführer Sport, mit üblen Slogans auf ihren Bannern zu treffen versucht hatten. Eberl, von einer Burnout-Erkrankung im vergangenen Jahr genesen, musste Parolen, wie, „Von Burnout-Max zu Alzheimer-Eberl“ lesen, als hätte er seine Krankheit nach schönen und stressreichen Jahren beim Kölner Erzrivalen herbeigeflunkert, was ihm schon in Mönchengladbach irregeleitete, herzlose Fans aus den dortigen Ultraskreisen mit menschenverachtenden Aussagen nachsagten.

          Eberls „harte Wahrheit“

          Umso wohltuender war am Samstag in Köln die Replik des in Leipzig mit neuer Kraft seine neuen Aufgaben anpackenden Managers Eberl. „Mich würde interessieren, ob diese Menschen wissen, was die Krankheit Burnout bedeutet? Das heißt, dass sich Menschen verausgaben, bis sie nicht mehr können. Manche ertränken das in Alkohol, manche nehmen Drogen, manche bringen sich um. Das ist die harte Wahrheit.“

          Gegen Max Eberl gerichtete Hassbotschaft beim Bundesligaspiel zwischen Köln und Leipzig.
          Gegen Max Eberl gerichtete Hassbotschaft beim Bundesligaspiel zwischen Köln und Leipzig. : Bild: picture alliance / Eibner-Pressefoto

          Eberl hat sich ohne Alkohol und Drogen zurückgekämpft und gehört wieder zu den leitenden Angestellten eines Bundesligaklubs. Er selbst stehe „da drüber“, sagte er an die Adresse seiner unqualifizierten Kritiker, für deren fiese Parolen sich sein Kölner Kollege Christian Keller im Namen seines Klubs entschuldigte. „Wenn Teile der Gesellschaft meinen, diese Schwäche auszunutzen und draufzutreten, ist das traurig“, hob Eberl hervor: „Wenn du dauernd lächerlich gemacht und verhöhnt wirst, ist klar, dass Menschen sich nicht hinstellen und sagen: Ich bin krank.“

          Warum solche Aktionen wie die am Samstag gegen Eberl immer wieder auf der Schaubühne Bundesliga Platz finden, sollten sich viele Klubs, nicht nur der 1. FC Köln, fragen. Die Kontrolle über das manchmal irritierende Bild, das ein Klub als Veranstalter der Spiele in der Öffentlichkeit abgibt, wird allzu schnell mit dem Nebensatz entschuldigt, alles könne man beim Einlass der Zuschauer nicht entdecken und gegebenenfalls unter Verschluss halten.

          So war es schon bei manchem Ekeltransparent gegen den Hoffenheimer Mäzen und Gesellschafter Dietmar Hopp, und so nimmt auch die Causa Eberl Konturen an, die zu unerfreulichen Fortsetzungsgeschichten führen könnten. Die Vereine und ihre Verantwortlichen bleiben also dazu aufgerufen, sich noch gründlicher als bisher um ein Stadionklima zu kümmern, das persönlichen Verunglimpfungen und unverantwortlichen Schmähungen keinen plakativen Raum lässt.


          Hilfe bei Suizidgedanken

          Wenn Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Es gibt eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen Sie – auch anonym – mit anderen Menschen über Ihre Gedanken sprechen können.

          Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

          Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222.
          Der Anruf bei der Telefonseelsorge ist nicht nur kostenfrei, er taucht auch nicht auf der Telefonrechnung auf, ebenso nicht im Einzelverbindungsnachweis.

          Ebenfalls von der Telefonseelsorge kommt das Angebot eines Hilfe-Chats. Die Anmeldung erfolgt auf der Website der Telefonseelsorge. Den Chatraum kann man auch ohne vereinbarten Termin betreten. Sollte kein Berater frei sein, klappt es in jedem Fall mit einem gebuchten Termin.

          Das dritte Angebot der Telefonseelsorge ist die Möglichkeit der E-Mail-Beratung. Auf der Seite der Telefonseelsorge melden Sie sich an und können Ihre Nachrichten schreiben und Antworten der Berater lesen. So taucht der E-Mail-Verkehr nicht in Ihren normalen Postfächern auf.

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