
Die mentalen Probleme wurden zu groß
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Kann jetzt in Ruhe sein Leben neu ordnen: Martin Hinteregger Bild: picture alliance / IPA
Martin Hinteregger beendet seine Profikarriere. Weil ihm die Ausübung seines Berufs zur Qual geworden ist. Für die Eintracht, aber auch den Österreicher selbst, ist das die beste Lösung.
Die Nachricht kam völlig überraschend, aber nur, weil die Öffentlichkeit nicht wusste, welche Ausmaße die mentalen Schwierigkeiten des Martin Hinteregger mittlerweile angenommen haben.
Dass der österreichische Verteidiger der Eintracht unter dem Leistungsdruck des Profidaseins gelitten hat, hatte er in seiner vor Kurzem erschienenen Autobiographie geschildert. Doch vermittelte er den Eindruck, die Dämonen in sich einigermaßen kontrollieren zu können. Dem war offensichtlich seit vergangenem Herbst nicht mehr so.
Man kann Hinteregger nur gratulieren
Zu seiner Entscheidung, die Profikarriere von einem auf den anderen Tag zu beenden, kann man Hinteregger nur gratulieren, genauso wie der Eintracht-Führung zu ihrer menschlichen Reaktion. Sie gibt ihrem verdienten Spieler die Gelegenheit, ganz ohne Stress, sein Leben außerhalb der Profizwänge neu zu beginnen und sich einer Profession reibungslos zu entledigen, die ihn quälte.
Den Vertrag einfach auszusetzen ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten die noch beste Lösung, weil die Transferrechte bis zum Ende des geschlossenen Kontraktes am 30. Juni 2024 beim Frankfurter Klub bleiben. Zumindest wenn Hinteregger sich in absehbarer Zeit wieder in der Lage sehen sollte, das Leben eines Fußballprofis aufzunehmen, hat die Eintracht keinen Nachteil.
Des Österreichers abruptes Karriereende erklärt im Nachhinein seine irritierenden Handlungen in den vergangenen Wochen: seine exzessiven Feiern des Europa-League-Titels, die ihn am Ende die Verabschiedung seiner Teamkollegen verpassen ließen, seine unbedarften Interviews mit österreichischen Medien, die die Eintracht ärgern mussten, sein nur halbherziges Abrücken von seinem rechtsextremen Nachbarn, der ihm bei der Organisation seines Amateurfußballturniers half. Er war für seinen Arbeitgeber wochenlang nicht erreichbar und wollte die Reha nach seiner Verletzung erst mit mehrwöchiger Verspätung aufnehmen.
Das alles auszubügeln und wieder in den Mannschaftskreis zurückzukehren, als sei nichts gewesen, wäre jedem Fußballprofi schwergefallen. Einem, der seinen Beruf kaum erträgt, ist es unmöglich. So gehen die Eintracht und ihr „Hinti“ im Guten auseinander, und die mythische Verbindung zwischen Verein und Spieler bleibt bestehen. Herzlichen Glückwunsch, Herr Hinteregger, viel Glück im neuen Leben.