Markus Gisdol im Gespräch : „Ich hätte nichts gegen höheren Druck“
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„Augen und Ohren offen halten“: Markus Gisdol schaut und hört genau hin Bild: dpa
Markus Gisdol tüftelt an der nächsten Entwicklungsstufe der TSG Hoffenheim. Im Interview erklärt der Trainer, warum er dafür keine Spieler braucht, die zwanzig Millionen kosten.
Ist der neue englische TV-Vertrag ein Segen für die TSG Hoffenheim?

Sportredakteur.
Er eröffnet den englischen Klubs ungeahnte Möglichkeiten.
Und Hoffenheim auch, wenn es 41 Millionen Euro Ablöse für Roberto Firmino erhält. Mit diesem Betrag haben Sie jetzt viel Gestaltungsfreiraum, oder?
Es gibt ein lachendes und ein weinendes Auge, wobei das Trainer-Auge etwas mehr weint, weil wir einen Spieler verlieren, den wir so nicht ersetzen können. Auf der anderen Seite profitiert der Verein, wenn ein Wettbieten unter großen englischen Klubs einsetzt. Jetzt müssen wir so klug sein, mit dem Geld die richtigen Dinge in der Zukunft zu machen.
Wie viele von den 41 Millionen haben Sie für neue Spieler zur Verfügung?
Wir haben ja schon viel gemacht, unabhängig vom Transfer Firminos. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht, ob Roberto geht und wenn, wie viel wir für ihn bekommen werden. Wir gehen mit Augenmaß an die Sache heran. Einen Neuzugang in der Größenordnung von 20 Millionen Euro wird es in Hoffenheim nicht geben. Das würde niemals zu uns passen. Wir haben uns einem anderen Weg verschrieben. Wir nehmen lieber Spieler für weniger Geld, mit denen wir viel Phantasie haben, die sehr hungrig sind.
Sie haben fünf Hoffenheimer Nachwuchsspielern Profiverträge gegeben und einige junge Twens in der Preislage zwischen 1,5 und 4,5 Millionen Euro verpflichtet. Das sieht nach ziemlich viel Risikofreude aus, oder haben Sie den Ehrgeiz, den jüngsten Bundesliga-Absteiger der Geschichte zu trainieren?
Als Trainer muss man immer die Philosophie seines Vereins akzeptieren und leben. Unsere Idee ist, dass wir bei Neuverpflichtungen stark das Entwicklungspotential der Spieler beachten. Dass dies immer mit einem Risiko verbunden ist, das ist keine Frage. Wenn wir es ihnen nicht zutrauen würden, bei uns zu Top-Spielern zu reifen, würden wir sie nicht holen.
Ist die Umstellung des Kaders eine Folge davon, dass in der Rückrunde das aggressive Pressing nicht mehr konsequent umgesetzt wurde? Mit Salihovic, Kapitän Beck, Modeste und Abraham gingen erfahrene und gestandene Profis.
Wir hatten das Phänomen mit Hoffenheim nicht exklusiv. Eine Pressingmannschaft neigt immer mal wieder dazu, nachzulassen, wenn sie das Gefühl hat, eigentlich können wir es jetzt. Das ist der gefährlichste Zeitpunkt überhaupt. Ab diesem Moment lässt die Gier, lässt die Besessenheit nach. Das muss nicht viel sein. Aber nur einen Schritt zu spät zu sein ist fatal. Deswegen ist es sehr wichtig, dass wir die letzte Saison akribisch analysiert und unsere Konsequenzen daraus gezogen haben. Es gab - und gibt - einige Details in der Gesamtstruktur, die sich abgenutzt hatten und der Erneuerung bedurften. Es tut einer Mannschaft grundsätzlich gut, wenn wieder neue Reize gesetzt werden. Neuerungen, personeller wie inhaltlicher Art, lassen ein neues Gefüge, eine neue Hierarchie entstehen. Ziel ist, dass die Art und Weise, wie wir spielen wollen, deutlicher zu erkennen ist, und wir am Ende wieder als eine der besten Pressing-Mannschaften wahrgenommen werden.
Wir dachten, Pressing wäre Pressing: Alle auf den Ball?