Mainz-Verteidiger David Nemeth : Ein Schnäppchen als Glücksgriff
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David Nemeth überzeugt mit seiner Leistung im ersten Bundesligaspiel. Bild: Picture-Alliance
David Nemeth gilt in Mainz als Verteidiger der Zukunft, ist aber schon jetzt gefragt. Nach seiner Rückkehr von einer Leihstation und einer guten Vorbereitung debütierte er zuletzt in der Bundesliga.
Lange, sehr lange hatte David Nemeth auf diesen Moment warten müssen. Rund 13 Monate vergingen, ehe der Innenverteidiger nach seinem Wechsel zum FSV Mainz 05 zum ersten Bundesligaeinsatz kam. Am vergangenen Spieltag war das der Fall. Im Heimspiel gegen Union Berlin ersetzte er in der 20. Minute den an der Schulter verletzten Jeremiah St. Juste. Den Vorzug vor dem ebenfalls auf der Bank sitzenden Moussa Niakhaté erhielt Nemeth, weil der Kapitän nach einer Verletzungspause noch nicht fit genug war für 70 Minuten, wie Trainer Bo Svensson erläuterte.
Die lange Wartezeit war freilich keine, in der Nemeth am Mainzer Bruchweg unruhig mit den Hufen scharrte. Zwar hatten die Mainzer ihn bereits im September 2020 verpflichtet. Für den damaligen Sportvorstand Rouven Schröder stellte dieser Transfer ein risikofreies Schnäppchen dar, weil der 19-Jährige ablösefrei vom insolventen österreichischen Erstligaklub SV Mattersburg kam.
Danach gaben ihn die Mainzer schnell wieder ab und verliehen ihn nach Graz. „Das war von Anfang an abgesprochen“, sagt Nemeth, „vor einem Jahr war ich noch nicht auf dem Niveau, um in der deutschen Bundesliga zu spielen.“ Bei Sturm Graz sollte er Spielpraxis erhalten, und dort schlug er voll ein, erkämpfte sich einen Stammplatz und bestritt unter anderem 28 Meisterschaftsspiele.
Bereitschaft von Beginn an
Wen wundert’s, dass die Sturm-Verantwortlichen den 1,91 Meter großen Verteidiger aus dem Burgenland gerne behalten hätten? Ein Wunsch, mit dem sie in Mainz nicht durchdrangen. Martin Schmidt, der Mainzer Sportdirektor, bezeichnete Nemeth als „Bereicherung unseres Kaders“, der Spieler selbst bekräftigte, keine weitere Ausleihe, sondern sich in Mainz durchsetzen zu wollen.
In der Saisonvorbereitung hinterließ er einen guten Eindruck. Nemeth vermittelte in Training und Testspielen das Gefühl, der Trainer könne ihn jederzeit sorgenfrei bringen. „David ist ein Vollblutverteidiger, der über den nötigen Körper für diese Position verfügt und eine sehr gute Saison in Graz gespielt hat“, sagt Svensson: „Er ist ein junger Spieler, und deshalb gibt es natürlich noch Sachen, die er besser machen muss. Aber das ist auch ein Stück weit unser Weg. Wir wollen jungen Spielern die Chance geben, den nächsten Schritt zu machen, wir kommen ihnen entgegen, aber sie müssen uns mit der nötigen Bereitschaft ebenfalls entgegenkommen.“
Nemeth zeigte diese Bereitschaft von Beginn an, gleichwohl befand er sich in einer Warteposition; in der Hierarchie der Innenverteidiger rangierte er hinter Niakhaté, St. Juste, Stefan Bell und Alexander Hack an fünfter Stelle. Immerhin einen Platz vor Luca Kilian, der im Sommer vorigen Jahres aus Paderborn gekommen war, unter Svensson aber keine Rolle spielte und inzwischen an den 1. FC Köln verliehen wurde. Ein Vertrauensbeweis für Nemeth war es nicht gerade, dass Svensson gegen Bayer Leverkusen nicht auf ihn zurückgriff. Obwohl Niakhaté verletzt und Hack wegen Corona-Quarantäne ausfiel.
Der Trainer zog stattdessen Silvan Widmer von der rechten Außenbahn in die Dreierkette. „Seine größere Schnelligkeit hat den Ausschlag gegeben“, begründete er die Entscheidung. Gegen Union Berlin wählte er dieselbe Variante, erst St. Justes frühes Aus beförderte Nemeth aufs Feld. Nach Stellungsfehlern der Hintermannschaft war es vor dem ersten Gegentor Widmer, vor dem zweiten Nemeth, der das Laufduell mit Taiwo Awoniyi verlor.
Nichtsdestotrotz bot der Bundesligadebütant eine vielversprechende Leistung. Im Zweikampf, im Spielaufbau, in der Vorwärtsverteidigung. Nicht zuletzt leitete er das 1:0 ein, indem er entschlossen nach vorne stach, einen Berliner Konterversuch noch in der gegnerischen Hälfte stoppte und den Ball in die Spitze zu Jonathan Burkardt spielte; zwei Stationen später brachte Marcus Ingvartsen die Mainzer in Führung. Momentan ist David Nemeth mit der österreichischen U-21-Nationalmannschaft unterwegs. Von Donnerstag an wird der 20-Jährige wieder am Bruchweg daran arbeiten, sich weitere Bundesligaeinsätze zu verdienen.