0:1 gegen Mönchengladbach : Leverkusen verschläft den Bosz-Start
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Peter Bosz kann nicht zufrieden sein: Der Arbeitsbeginn in Leverkusen endet mit einer Heimniederlage. Bild: Reuters
Kein guter Arbeitsbeginn für Peter Bosz: Der neue Trainer von Bayer Leverkusen muss eine 0:1-Heimniederlage mit ansehen. Für die Borussia ist das ein guter Jahresauftakt.
Womöglich war Borussia Mönchengladbach einfach der falsche Gegner für einen echten Neubeginn bei Bayer Leverkusen. Mit 0:1 (0:1) ging das erste Pflichtspiel von Trainer Peter Bosz bei seinem neuen Klub gegen den Champions-League-Anwärter vom Niederrhein verloren. Vor allem bei ihrem leidenschaftlichen Sturmlauf in der zweiten Halbzeit hatte die Mannschaft viel Pech, dass ihr nicht noch der Ausgleich gelang. Aber ganz früh im Spiel der Leverkusener schimmerte eine Leichtigkeit hervor, die über weite Strecken der Vorrunde gefehlt hatte.
Heute war mehr drin für uns. Aber der letzte Pass war von uns oft schlecht, daran müssen wir arbeiten. Es hat auch ein bisschen das Glück gefehlt“, meinte Bosz nach dem Schlusspfiff zu seinem Einstand und fügte an: „Am Ende war Gladbach effektiver.“ Sein Gegenüber Dieter Hecking sagte: „Ich bin natürlich mit dem Ergebnis sehr einverstanden. Wenn man nach der Winterpause wieder startet, weiß man nie genau, wo man steht.“
18 Sekunden waren absolviert, da schien sich bereits ein Teil der Erwartungen zu erfüllen, die die Leverkusener Verantwortlichen in den Trainerwechsel gesetzt hatten. Julian Brandt spielte schlau einen Pass auf den linken Flügel, von wo Karim Bellarabi den Ball gefährlich vor das Tor schlug; nur mit Mühe konnte die Gladbacher Innenverteidigung vor dem heranstürmenden Kevin Volland retten. Das sah gut aus, zumal keine 90 Sekunden danach ein weiterer sehenswerter Angriff mit einem etwas zu unplatzierten Schuss von Charles Aranguiz abgeschlossen wurde. Die neue Lust am Offensivspiel war sofort erkennbar, das Team wirkte eine halbe Stunde lang wie befreit.
Wie erwartet hatte Trainer Bosz sein Team in einem 4-3-3-System in die Partie geschickt. Mit Charles Aranguiz als einzigem defensivem Mittelfeldspieler, davor spielten Brandt und Kai Havertz als Doppelacht, ein Trio mit Leon Bailey sowie Bellarabi auf den Flügeln und Volland im Zentrum bildete den Sturm. Das wirkte sehr riskant, allerdings stand die Werkself gegen das durchaus konterstarke Team aus Mönchengladbach auch bei gegnerischem Ballbesitz sehr ordentlich. Eine halbe Stunde lang ließ die Mannschaft kaum Chancen zu, auch weil die Viererkette um Sven Bender und Jonathan Tah sehr aufmerksam arbeitete und nicht ganz so hoch stand, wie die Abwehrreihe des BVB seinerzeit unter dem niederländischen Fußball-Lehrer.
Deutlich wurde überdies, dass die in den vergangenen Wochen immer wieder gezogenen Vergleiche des neuen Stils mit der Leverkusener Spielweise unter Boszs Vor-Vorgänger Roger Schmidt hinken. Die Mannschaft baute das Spiel mit vielen kleinen Pässen auf, hatte ständig den Ball, was unter Schmidt kaum einmal der Fall war. Allerdings folgten der furiosen Anfangsphase einige Minuten, in denen Bayer Leverkusen kaum noch Lücken in der Defensive der Gäste fand, die von dem von seiner schweren Gesichtsverletzung genesenen Matthias Ginter zusammengehalten wurde.
In der 37. Minute zeigte sich dann doch, dass auch die „neuerfundenen“ Leverkusener gewisse Schwächen haben. Weil Brandt etwas zu zaghaft in die Defensive umschaltete, bot sich plötzlich der Raum für einen schönen Spielzug über Lars Stindl und Jonas Hofmann, den Alassane Pléa aus spitzem Winkel zum 1:0 vollendete. Das war ein Rückschlag, der den Rheinländern spürbar zusetzte, und beinahe hätte Nico Elvedi nach einem Freistoß das 2:0 für Mönchengladbach geköpft, doch Torhüter Lukas Hradecky hielt den gut plazierten Ball (43.).
Nach der Pause rollte dann wieder ein Angriff nach dem nächsten in Richtung des Gladbacher Tores. Havertz kam nach einer Ecke aus kurzer Distanz zum Abschluss, der aber nicht plaziert genug war (61.). Glück hatten die Gladbacher, dass es nach einer Aktion von Sommer gegen Bailey keinen Elfmeter gab (68.), und wenige Sekunden später traf Bellarabi nur den Pfosten. Voller Hingabe warf Leverkusen nun alles nach vorne, unterband geschickt Gegenangriffe. Aber Volland scheiterte aus sechs Metern ebenso an Sommer (72.) wie Havertz per Kopf (77.), und ein Bellarabi-Schuss rauschte knapp am Tor vorbei (79.) Am Ende bejubelten die Gladbacher einen sehr glücklichen Sieg. Leverkusen blieb nur ein Trost: Es gibt wieder sehr attraktiven Offensivfußball zu sehen in der Arena.