Klarer Niederlage für Leipzig : Vorerst nicht mehr auf Augenhöhe mit Bayern
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Wenn die Bayern feiern: Die Münchner gewinnen 4:1 bei RB Leipzig. Bild: Max Ellerbrake / firo Sportphoto
Leipzig müht sich beim 1:4, muss aber den Neuaufbau vorantreiben. Die Münchner Mannschaft indes ist größtenteils gleich geblieben, Automatismen sind gefestigt, das Personal ist eingespielt und in Form.
Bei den Gesprächsrunden nach Spielen der Fußball-Bundesliga ist es üblich, dem Gästetrainer zuerst das Wort zu überlassen. Ein Akt der Höflichkeit, den auch der Leipziger Pressesprecher Till Müller als Veteran in seinem Beruf verinnerlicht hat. Nach dem 1:4 von RB Leipzig kündigte er also den Gästetrainer an. Ohne Haspeln, ohne Überlegen, ohne Nachdenken. Dabei wäre ihm eine gewisse Irritation in dem Moment zu verzeihen gewesen.
Handelte es sich doch um Julian Nagelsmann, der in den vergangenen zwei Jahren in Leipzig immer erst als Zweiter hatte sprechen dürfen, weil er ja der RB-Trainer gewesen und Gastgeber war. Der Rollenwechsel hatte aber weder bei Nagelsmann noch bei Müller Spuren hinterlassen. Wie das eben so ist in der schnelllebigen Bundesliga. Nach dem Trainer ist immer auch vor dem Trainer.
Für die Leipziger Mannschaft gilt das dagegen nur eingeschränkt. Ihr Abnabelungsprozess vom alten Trainer gestaltet sich deutlich schwieriger als in anderen Abteilungen des Klubs. Nagelsmanns Nachfolger in Leipzig ist Jesse Marsch. Ein Amerikaner, der nicht nur der Herkunft wegen Fußball anders denkt als Nagelsmann. Marsch ist ein Anhänger von rasantem Tempo, sein Credo ist Geschwindigkeit, nicht so sehr das Positionsspiel mit dem Ball, das Nagelsmann den Leipzigern beigebracht hatte. Es ist Marsch also durchaus abzunehmen, wenn er sagt: „Wir brauchen ein bisschen mehr Zeit zum Lernen.“
Leipzig im mittelschweren Umbruch
Wer wann was in welcher Geschwindigkeit lernt, war eines der übergeordneten Themen nach diesem Spiel, das den Status quo im deutschen Fußball festigte. Leipzig hatte sich seit dem Aufstieg 2016 immer weiter entwickelt, vor wenigen Monaten folgte mit Platz zwei in der Bundesliga und dem Erreichen des Finales im DFB-Pokal gemessen an den Resultaten der vorläufige Höhepunkt.
Und natürlich schwang auch immer die Frage mit, wann RB dem FC Bayern denn tatsächlich gefährlich werden könnte. Nun, die Antwort fällt aus Leipziger Sicht ernüchternd aus: In diesem Jahr jedenfalls erst einmal nicht. Zu souverän war der Auftritt der Bayern, auch wenn deren Trainer Nagelsmann sagte: „Wir waren nicht so viel besser, wie es das Ergebnis aussagt. Es war über weite Strecken ein sehr offenes Spiel.“
RB befindet sich in einem mittelschweren Umbruch, es ist ja nicht so, dass nur Trainer Marsch und dessen Vorgaben neu wären. Neben Nagelsmann haben auch Abwehrchef Dayot Upamecano und Kapitän Marcel Sabitzer den Klub Richtung München verlassen. Ibrahima Konaté, ein weiterer hochtalentierter Verteidiger, zog zum FC Liverpool weiter. Dafür kamen eine Reihe neuer Spieler, unter anderem André Silva, der es in der vergangenen Saison auf 28 Tore für Eintracht Frankfurt gebracht hatte.
In Leipzig steht für Silva erst ein Tor zu Buche, erzielt vom Elfmeterpunkt. Gegen Bayern traf Silva zwar ins Netz, dass Tor wurde aber wegen einer Abseitsstellung des Portugiesen zu Recht nicht gegeben. Für Silva gilt, was auch für seine Kollegen wie Mohamed Simakan und Josko Gvardiol gilt: Sie alle müssen sich erst an die neue Umgebung gewöhnen, brauchen also Zeit zum Lernen, wie es Marsch sagt. Nur ist diese Zeit bei Klubs wie RB Leipzig inzwischen rar, der eng getaktete Spielplan lässt da kaum Zeit.