
Eintracht Frankfurt : Bedrohlich grau
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Stimmungsumschwung bei der Eintracht: Auch Borré hadert Bild: Reuters
Stimmung und Lage werden schlechter bei der Eintracht. Aber: Nichts war im Herbst gewonnen, nichts ist im Vorfrühling verloren. Es bleibt nur eine Lösung.
Fußball ist Kopfsache. Nicht immer wird das so deutlich wie in den 90 Minuten zwischen der Eintracht und dem VfB Stuttgart am Samstag. Bis kurz vor Rodes 1:0 hielten die robusten Schwaben die Frankfurter weit weg vom eigenen Tor, wirkten in der Spielanlage sogar etwas sicherer und reifer als der Champions-League-Teilnehmer.
Mit dem Rückstand knickte der VfB ein, wirkte fast leblos, und die Eintracht spielte zumindest in Ansätzen so druckvoll, wie es ihre Fans in der Hinrunde gewohnt waren. Doch der erste Stuttgarter Konter in der zweiten Halbzeit führte prompt zum 1:1 und drehte wieder alles. In der Schlussphase war der plötzlich wieder mutige VfB dem Siegtreffer näher als die wieder verunsicherten Frankfurter.
Es holpert, stolpert, ruckelt und rumpelt
Die Eintracht hat über die Winterpause nicht alle Qualitäten, aber ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstverständlichkeit verloren. Nur minutenweise scheint in den Spielen ihre Klasse durch, ansonsten holpert, stolpert, ruckelt, zuckelt und rumpelt es, wo es im Herbst noch wie geschmiert lief.
Warum? Weil die Gegner der Eintracht vorsichtiger und respektvoller begegnen, ihr damit das Fußball-Leben schwerer machen. Und weil individuelle Fehler einige Frankfurter in Selbstzweifel stürzte. Und dann ist da noch das mutig ausgegebene Ziel Champions League – womit Platz vier in der Bundesliga gemeint ist. Jedes Ergebnis, das dem ehrgeizigen Unterfangen nicht eindeutig dienlich ist, wirkt verstörend. Die Frankfurter sind dabei, sich selber ein Bein zu stellen, auch weil sie zu viel wollen.
Als wäre die Lage auf dem Spielfeld nicht schon schwierig genug, rumort es auch noch außerhalb des Rasenvierecks. Weder die Zukunft der Spieler Kolo Muani, Lindström, Sow, Ndicka und Kamada ist geklärt, noch die von Trainer Glasner. Noch nicht einmal, dass Vorstandssprecher Hellmann dem Klub treu bleibt, ist eine gesicherte Tatsache. Die DFL will ihn unbedingt als Geschäftsführer weiter verpflichten, wenn seine Interimstätigkeit am 1. Juli ausläuft. Damit verlöre die Eintracht eine ihrer treibenden Kräfte, wenn nicht die größte treibende Kraft ihres allseits bestaunten Aufschwungs.
Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie schnell sich im Profifußball die Vorzeichen verändern. Im Herbst schien in Frankfurt alles rosarot, kurz vor Frühlingsbeginn wirkt alles bedrohlich grau. Aber das sind nur Gefühle und Stimmungslagen. Nichts war im Herbst gewonnen, nichts ist im Vorfrühling verloren. Es bleibt nur eine Lösung. Sich nicht von den Emotionen verrückt machen lassen, sondern durch seriöse Arbeit die bestmöglichen Voraussetzungen für den Erfolg schaffen.