Dortmund und die neue Selbstvermarktung
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Tunnelblick: Hinter der Tür warten an Spieltagen der Bundesliga regelmäßig 81.365 Zuschauer. Bild: firo Sportphoto
Der BVB öffnet sich in einer Dokumentationsserie den Filmemachern. Das soll dem Verein bei der Internationalisierung weiterhelfen – und lässt ihn smarter als die Bayern erscheinen, die das Amazon-Angebot ablehnten.
Die schönste Szene der bisher bekannten Teile des derzeit opulent beworbenen Dokumentarfilms „Inside Borussia Dortmund“ findet in einer Art Klassenzimmer statt. Dort sitzen die berühmten Fußballprofis Axel Witsel und Paco Alcácer mit ihren Tattoos am ganzen Körper, Witsel trägt eine sorgfältig auf seinem Haar drapierte Kappe. Die beiden sehen wie ziemlich rebellische Straßenjungs aus, zugleich wirken sie etwas eingeschüchtert, als eine Lehrerin den Raum betritt. „Jeden Morgen steht sie früh auf und geht in den Hühnerstall“, liest Witsel aus einem Buch vor. Seine Anstrengung ist spürbar, aber man weiß nicht genau, ob der Belgier die deutsche Sprache so schwierig findet oder diese skurrile Situation. „Nase“, übt Alcácer. Der Film zeigt zwei berühmte Gladiatoren aus den Arenen des Weltfußballs, die sich für einen Moment in pubertäre Jungs zurückverwandeln. In Typen, die überhaupt keinen Bock auf Hühner-Sätze haben, die aber wissen: Da kommen wir nicht drum herum.
Die kleine Situation, die dem Publikum bei der Filmpremiere am Mittwochabend in Dortmund ein amüsiertes Gelächter entlockt, ist ein besonderer Moment im zweiten Teil der Dokumentationsserie, deren erste Episode nun auf dem Streamingportal von Amazon abgerufen werden kann. Nach und nach folgen während der kommenden Wochen die nächsten Teile. Der BVB stößt damit als erster Bundesligaverein in ein neues Segment der Selbstvermarktung vor. In der erfolgreichen Nordamerikanischen Football-Liga (NFL), die den Ruf hat, im Digitalisierungsprozess des Sports führend zu sein, sind solche Filme längst Alltag. Auch Manchester City mit Trainer Pep Guardiola hat solch ein Projekt schon realisiert. „Das entscheidende Argument für die Doku war, dass uns diese im Prozess der Internationalisierung und im Zuge unserer Digitalisierungsstrategie deutlich nach vorne bringen wird. Denn sie wird ja nahezu überall auf dem Globus zu sehen sein“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zu den Motiven für die Kooperation. Amazon sei ein „exzellenter Kanal“, um ein großes Publikum in aller Welt zu erreichen.
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