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Demirbay in Hoffenheim : Endlich im richtigen Verein

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Endlich mittendrin statt nur am Rande dabei: Kerem Demirbay gehört zu den prägenden Figuren der Hoffenheimer Überraschungsmannschaft. Bild: Huebner/Voigt

Kerem Demirbay ist oft übersehen worden – beim HSV, aber auch einst bei Borussia Dortmund. In Hoffenheim ist er zum Schlüsselspieler aufgestiegen und könnte den BVB an diesem Samstag nun nachhaltig ärgern.

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          Kerem Demirbay ist ein leises Lächeln ins Gesicht gezeichnet, wenn er über sich, seinen Verein und seinen Trainer Julian Nagelsmann spricht. „Er ist der erste Trainer, der die Qualität in mir gesehen hat, dass ich ein Spieler für die Bundesliga bin“, sagt der Mittelfeldspieler der TSG 1899 Hoffenheim und weist auf sein Wohlgefühl im idyllischen Kraichgau hin: „Ich glaube, man sieht mir auch an, dass ich Spaß daran habe, in der ersten Liga dabei zu sein. Ich mag es einfach, es ist meins.“

          Der 23 Jahre alte Deutsch-Türke, aufgewachsen in Gelsenkirchen-Buer nahe der Schalker Arena, als Jugendlicher ausgebildet beim FC Schalke 04 und bei Borussia Dortmund, hat nach einigen Irrungen, Wirrungen und Umwegen sein Klassenziel endlich erreicht. Nachdem der Hamburger SV, dem er sich 2013 verpflichtet hatte, das Talent mit dem Zeug zum Spielgestalter eher übersehen als gefördert und Demirbay sich stattdessen die dringend nötige Spielpraxis als Leihgabe an den 1. FC Kaiserslautern und Fortuna Düsseldorf verschafft hatte, wurde Nagelsmann in der vorigen Saison auf den sehnigen Profi mit dem Feingefühl am Ball und der erlesenen Schusstechnik aufmerksam. Der Hoffenheimer Cheftrainer forcierte einen Transfer, für den der nordbadische Bundesligaklub nicht mehr als 1,7 Millionen Euro an den HSV überweisen musste.

          Es war ein Wechsel mit großem Gewinn für den Spieler und seinen neuen Klub wie die ähnlich unspektakulär anmutenden Verpflichtungen von Kevin Vogt (vorher 1. FC Köln), Sandro Wagner (Darmstadt 98) oder Benjamin Hübner (FC Ingolstadt). Spieler, die Nagelsmanns Idee vom Fußball auf hohem Niveau wissbegierig verinnerlichten und längst zu den verlässlichen Größen eines Teams gehören, das an diesem Samstag bei einer Art Endspiel im Blickpunkt der Neugier steht. Der vom Abstiegskandidaten in der vorigen Saison zum Champions-League-Anwärter in dieser Spielzeit aufgestiegene „Dorfverein“ tritt bei Borussia Dortmund an, um Platz drei zu verteidigen und damit der Direktqualifikation für den begehrtesten Klubwettbewerb der Welt einen großen Schritt näher zu kommen.

          Mag auch der BVB seit 36 Bundesligaspielen daheim unbesiegt sein, sagt Nagelsmann doch entspannt: „Ich spüre keine Angst oder Druck, ich freue mich auf die Chance, die wir uns erarbeitet haben. Es ist nicht so, dass Dortmund keine Schwächen hätte. Sie haben nicht viele und kassieren zu Hause auch sehr wenig Gegentore, aber wir haben genug Offensivqualität, um auch dort Tore zu erzielen.“

          Eine Übung, die nicht nur die Stürmer Andrej Kramaric (zwölf Saisontore), Wagner (elf), Mark Uth und Adam Szalai (je sieben) beherrschen, sondern auch einer wie Demirbay (sechs plus neun Torvorlagen), neben Kapitän Sebastian Rudy (zwei Treffer, neun Torvorlagen) und Nadiem Amiri (zwei Tore, vier Vorlagen) einer der drei Hoffenheimer Steuermänner im Mittelfeld. „Ich kann beides“, sagt der auf der Achter-Position eingesetzte Demirbay, „das Spiel gestalten, aber auch defensiv und aggressiv spielen.“

          Im engen Verbund mit dem „Sechser“, Nationalspieler Rudy, der gemeinsam mit dem hünenhaften Innenverteidiger Niklas Süle Hoffenheim zum Saisonende Richtung Bayern München verlässt, sieht sich Amiri als Verbindungsmann zwischen der hintersten und vordersten Reihe seiner Mannschaft, die Nagelsmann meistens aus einer 3-5-2-Formation spielen lässt.

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          „Basti und ich“, sagt er, „geben der Mannschaft ein Gefühl der Sicherheit, wenn es um den Spielaufbau geht. Uns zeichnet ein sicheres Passspiel aus, wir geben den Ball nicht her und besitzen die Fähigkeit, immer wieder für Torgefahr sorgen zu können.“ Amiri, der 20 Jahre alte Deutsch-Afghane, sei ein „junger, giftiger Spieler mit sehr viel Potential, der alles im höchsten Tempo macht und dabei sehr viele tiefe Laufwege“ zurücklege. „Die Jungs um uns herum“, sagt Demirbay, „wissen, dass von uns jeden Moment etwas Außergewöhnliches kommen kann.“

          Demirbays Fortschritte im Erlernen des komplexen Nagelsmann-Fußballs lobt auch sein Chef. „Er ist sehr fleißig“, sagt der Trainer, „ist dazu defensivtaktisch gereift, hat im Spiel nach vorn viele taktische Elemente übernommen, die seine Stärken besser zur Geltung bringen. Er kann noch torgefährlicher werden, wenn er die Variation zwischen ,anspielbar sein‘, ,das Spiel vor sich haben‘ und ,in die letzte Linie reinstarten‘, hinbekommt. Kerem hat einmal gesagt, dass er ankommen will in der Bundesliga. Ich glaube, er hat sein Auto auf jeden Fall gut geparkt.“

          Wie gut dieser Hoffenheimer Schlüsselspieler inzwischen ist, wissen sie auch beim BVB, wo er als junger Spieler mit Perspektive gleich zweimal anheuerte (2007 – 2008, 2011 – 2013). Inzwischen sagt Demirbay beim Blick auf die TSG Hoffenheim und seinen eigenen Aufstieg: „Wir haben eine gute Mischung aus Persönlichkeiten, die uns nach vorn bringen. Ich habe hier einen komplett freien Kopf und kann mich auf das Wesentliche konzentrieren. So entwickelt man sich als Spieler weiter.“

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