Korkut bei Hertha vor dem Aus : „Wir werden uns ganz in Ruhe besprechen“
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Richtungsweisendes Spiel verloren: Hertha-Coach Tayfun Korkut Bild: dpa
Geschäftsführer Bobic hatte von Trainer und Team Zählbares gefordert. Doch auch in Mönchengladbach kann die Hertha nicht punkten. Ein Gespräch am Sonntagvormittag entscheidet nun über Korkuts Zukunft.
Beinahe ebenso spannend wie dieses Abendspiel bei Borussia Mönchengladbach wird der Sonntagvormittag für die Anhänger von Hertha BSC. Nach der 2:0-Niederlage kündigte Manager Fredi Bobic an, sich zeitnah mit dem Präsidenten Werner Gegenbauer und mit dem Geschäftsführer Ingo Schiller treffen, um darüber zu beraten, ob nach dem neunten Rückrundenspiel ohne Sieg die Zeit für einen Trainerwechsel gekommen sei.
„Wir werden uns ganz in Ruhe besprechen, wie wir das immer machen, auch morgen früh. Und dann werden wir sehen“, sagte Bobic am Samstagabend. Erstmals seit dem dritten Spieltag steht der Klub auf einem direkten Abstiegsplatz, vieles deutet auf eine Trennung von Tayfun Korkut am Sonntagvormittag hin, obgleich die Spieler „gefightet und alles reingehauen“ haben, wie Bobic fand. Aber die insgesamt klar bessere Mannschaft waren die ebenfalls vom Abstieg bedrohten Gladbacher.
Vor allen Dingen in er ersten Halbzeit verteidigte die Borussia stabiler und erzeugte erheblich mehr Torgefahr. Früh traf Breel Emblolo den Pfosten (9.), nachdem er bereits vorher eine exzellente Abschlussmöglichkeit gehabt hatte (4.). Der Ball lief gut durch das Mittelfeld, die Borussia gewann auffallend viele Offensivzweikämpfe, besonders Marcus Thuram fiel mit seiner Entschlossenheit und seiner Einsatzbereitschaft ins Auge.
In der Vorwoche nach der Niederlage in Stuttgart war der Franzose ja noch heftig für seine Energielosigkeit kritisiert worden. Im Gegensatz zu Kollegen wie Christoph Kramer oder Ramy Bensebaini stand er dennoch wieder in der Startelf, machte eines seiner besten Saisonspiele und trug entscheidend zur Gladbacher Führung bei.
Der Berliner Innenverteidiger Marc-Oliver Kempf brachte Thuram im Strafraum zu Fall, ohne den Ball zu spielen. Nach einem Hinweis des Videoassistenten aus Köln und einem Blick auf die TV-Bilder pfiff Florian Badstübner Elfmeter für die Borussia, den Alassane Pléa zum 1:0 nutzte (24.). Thuram war kaum zu bremsen, vergab allerdings auch die beste Gladbacher Möglichkeit der ersten Hälfte aus dem Spiel heraus, als er nach einem wunderbaren Pass von Pléa unbedrängt auf das Berliner Tor zulief und mit dem Versuch scheiterte, Torhüter Marcel Lotka zu umdribbeln (44.).
Offensichtlich hatte Christian Peintinger seine Mannschaft gut eingestellt. Insbesondere in der ersten Halbzeit habe er einen „sehr souveränen Auftritt mit viel Einsatz und viel Leidenschaft“, seines Gladbacher Teams gesehen, sagte er. Der Assistent von Adi Hütter vertrat seinen positiv auf das Corona-Virus getesteten Chef und stand meist sehr gelassen am Spielfeldrand, die Hände in den Hosentaschen.
„Das war eine wichtige Leistung, so wie wir heute aufgetreten sind“, sagte Torhüter Yann Sommer. Allerdings mussten die Gladbacher sich ärgern, dass sie nicht längst höher führten, denn in der zweiten Hälfte veränderten sich die Kräfteverhältnisse. Plötzlich spielte die Hertha entschlossener, wirkte deutlich engagierter, und das weckte alte Ängste bei den Gladbacher Spielern, die sich auch unter den 30.675 Zuschauern ausbreiteten.
Plötzlich wurden die zur Verunsicherung neigenden Spieler passiver, und beinahe wäre nach einer Ecke der Ausgleich gefallen, als Torhüter Yann Sommer einen Kopfball von Kempf über die Latte bugsierte (54.). Doch diese Phase, in der die Partie zu kippen drohte, endete nach einer Stunde, als Matthias Ginter per Kopf nach einer Ecke des ehemaligen Berliner Luca Netz zum 2:0 traf.
Zwar war die Partie nun ausgeglichener, und wenn der Schuss von Jurgen Ekelenkamp an die Unterkante der Latte im Tor gelandet wäre (77.), hätte das Publikum eine hoch spannende Schlussphase zu sehen bekommen. Aber die Berliner werden derzeit von dem Pech verfolgt, das Fußballteams immer wieder quält, wenn die Erfolge fehlen. „In so einer Phase musst du das Momentum auf deiner Seite haben“, sagte Bobic.
Auch diese Worte lassen sich als Hinweis auf einen Trainerwechsel interpretieren, denn Impulse von einem neuen Chefcoach können diese geheimnisvolle Kraft, die sich hinter dem Begriff „Momentum“ verbirgt bekanntermaßen in eine neue Richtung lenken. Die Gladbacher hingegen haben nun nach 26 Spieltagen 30 Punkte gesammelt, daher sei dieser Sieg „ein sehr großer Schritt“ in Richtung Klassenerhalt, sagte der Verteidiger Nico Elvedi.
Die Saison ist kompliziert und Peintinger erinnerte nach der Partie noch einmal daran, wie oft auf gute Partien und Erfolge zuletzt umgehend der nächste Zusammenbruch gefolgt war. Sicher fühlen können die Gladbacher sich also keinesfalls, aber die Ausgangslage im Klassenkampf ist nun sehr gut für die Borussia.