5:1 gegen Freiburg : „Der BVB ist wieder da!“
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Markierte den Treffer zum 3:1 und machte damit sein erstes Bundesliga-Tor für den BVB: Sebastien Haller Bild: dpa
Ein perfekter Abend für den BVB: Dortmund erreicht gegen Freiburg den vierten Sieg im vierten Pflichtspiel des Jahres 2023, Sebastién Haller sorgt für große Emotionen. Und Christian Streich tobt.
Es war eine recht bunte Sammlung unterschiedlicher Geschichten, die das Spiel des BVB gegen den SC Freiburg zu erzählen hatte, das die Dortmunder schließlich klar mit 5:1 (1:1) gewonnen haben. Jener Teil des Publikums, der zuallererst menschliche Dramen mit Happy End mag, konnte sich am ersten Tor des von seiner Krebserkrankung genesenen Sebastién Haller für den BVB erfreuen, der das 3:1 geköpft hatte.
Die Anhänger des Revierklubs durften zusätzlich den vierten Sieg im vierten Pflichtspiel des Jahres 2023 feiern, zumindest für eine Nacht ist die Mannschaft von Trainer Edin Terzic punktgleich mit Bayern München. Der Kapitän Marco Reus erlebte nach monatelanger Pause sein Startelfcomeback, die Dortmunder Fans sangen: „Der BVB ist wieder da!“. Und dann ist das noch die Geschichte von den Freiburgern, die – wie so oft in Dortmund – als geprügelte Hunde vom Rasen schlichen und am Ende auch noch ihren Trainer verloren.
„Ich habe schon einen gewissen Fatalismus, wenn wir hier herkommen, deswegen bin ich über das brutale Ärgern hinaus“, hatte Christian Streich noch vor der Partie behauptet, weil er als Trainer in Dortmund noch nie gewonnen hat. Nun dauerte es keine 16 Minuten, bis er sich doch brutal ärgerte. Streich hatte sich schon beschwert, als Kilian Sildillia nach 15 Minuten mit einer gelben Karte bestraft wurde, weil er Karim Adeyemi in einem Zweikampf mit der Hand im Gesicht getroffen hatte. 73 Sekunden später hielt der Rechtsverteidiger dann Adeyemi fest und flog mit gelb-rot vom Platz.
Streich tobte, ihm habe „die Verhältnismäßigkeit gefehlt“, sagte er später und erwähnte ein Foul von Niklas Süle an Daniel-Kofi Kyereh, das ganz ähnlich wie die Aktion vor Sildillias erster Karte gewesen sei und komplett ungeahndet blieb. Tatsächlich waren die Folgen dieser Schiedsrichterentscheidung für dieses Spitzenspiel brutaler als die Regelverstöße Sildillias. Deniz Aytekin hatte beim Duell des BVB gegen die Bayern im Herbst darauf verzichtet, Jude Bellingham in einer ähnlichen Situation gelb-rot zu zeigen; er habe das Spiel nicht allzu sehr beeinflussen wollen, lautete seine Begründung. Das gleiche Argument wäre auch in dieser Situation passend gewesen, doch Schiedsrichter Robert Schröder entschied sich anders, was regeltechnisch schon korrekt war. „Das war extrem bitter und macht es gerade hier nicht einfacher“, sagte Freiburgs Kapitän Christian Günter.
Damit war die Richtung für dieses Spiel vorgegeben. Dortmund hatte sehr viel Ballbesitz, und Nico Schlotterbeck traf nach einer schwach geklärten Ecke aus extrem spitzem Winkel zum 1:0 für die Dortmunder (26.). Nach 25 Minuten betrug das Eckenverhältnis 8:0, immer wieder missglückten Freiburger Versuche, sich mal mit Ballbesitz auszuruhen. Torgefahr erzeugte der BVB vor der Pause dennoch kaum.
Auch Reus, der ein Spezialist für fußballerische Lösungen in engen Räumen ist, blieb lange blass. Und tatsächlich gelang den Freiburgern noch vor der Halbzeit das 1:1, als Lukas Höler ein Zufallsball vor den Fuß flog, den er zum Ausgleich nutzte. Nun war die Frage, welches Team und welcher Trainer die besseren Halbzeitmaßnahmen ergreifen würde, und es dauerte keine zehn Minuten, bis die Antwort klar war: Borussia Dortmund. Zunächst ließen die Freiburger Adeyemi viel zu viel Platz im Strafraum, ermöglichten so das 2:1 (48.), bevor schließlich Haller zu seinem gefeierten Premierentreffer kam (51.). „Man schwebt auf einer Wolke, das ganze Stadion war ‚on fire‘ genau wie meine Mitspieler“, sagte Haller.
Von diesem Doppelschlag erholten die in Unterzahl spielenden Freiburger sich nicht mehr. Der abermals starke Julian Brandt schoss noch das 4:1 (69.), Reyna ließ das 5:1 folgen (82.), und Streich sah wie zuvor sein Spieler Sildillia gelb-rot (77.) und wird im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am kommenden Wochenende von seinen Assistenten vertreten werden. Zunächst hatte er sich beschwert, und die erste Karte dann mit ironischem Applaus kommentiert, es war nicht der Tag der Freiburger. „Ich ärgere mich maßlos über mich selbst, das hilft der Mannschaft natürlich nicht“, sagte Streich. Die Dortmunder hingegen schwammen im Glück. „Ich glaube, dass die Mannschaft jetzt einen guten Rhythmus aufgebaut hat. Wir finden uns jetzt“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.
Die Dortmunder können wieder ein wenig von einer großen Saison träumen, zumal ja die erstaunlichen Aussagen von Bayern Münchens Kapitän Manuel Neuer, schwere interne Probleme beim Rekordmeister sichtbar machten. Die These, dass damit die Titelchancen des BVB steigen, mochte Kehl nicht bestätigen, „die Bayern sind ja in der Vergangenheit immer in der Lage, mit kritischen Themen gut umzugehen“, rief der Sportdirektor in Erinnerung, bevor er aber auch sagte: „Mit uns ist zu rechnen.“