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Gehälter und Corona-Krise : Verhängnisvolle Zahlen im Fußball

Nicht nur der FC Bayern lässt sich seine Spieler eine ganze Menge an Geld kosten. Bild: AFP

Manche Klubs stehen schon nach zwei Monaten ohne Spielbetrieb vor der Insolvenz. Das Problem lässt sich ökonomisch mit Blick auf Profis und Profiteure des Fußballgeschäfts ganz einfach benennen: Der Preis ihres Millionenspiels ist zu hoch.

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          Selbst in Corona-Zeiten kann der Sport eine Welt sein, in der Milch und Honig fließen. In den Vereinigten Staaten genießt NFL-Jungstar Christian McCaffrey jedenfalls immer noch paradiesische Zustände, die sich in einem Vierjahresvertrag offenbaren, den er mit den Carolina Panthers abgeschlossen hat und der ihm nach Auskunft der Football-Liga insgesamt 64 Millionen Dollar einbringt. Das sind, um genau zu sein, 16 Millionen Dollar pro Jahr. 1,33 Millionen pro Monat. 307.692 Dollar pro Woche. 43.835 Dollar pro Tag. Aber auch nur dann, wenn das Jahr kein Schaltjahr ist, dann sind es 120 Dollar weniger. Aber das ist erst wieder 2024 der Fall, im Jahr vier nach Corona.

          In Zeiten des absoluten Sport-Stillstands scheinen Gehaltszahlen derzeit die einzigen Zahlen, die Sportfans noch bewegen können. In Deutschland machen nicht zuletzt die Vertragsverhandlungen zwischen Manuel Neuer und dem FC Bayern Schlagzeilen, die dem Vernehmen nach ins Stocken geraten sein sollen. Nicht zuletzt, weil dabei Zahlen öffentlich wurden, die eigentlich nicht öffentlich werden sollten, was wiederum das Vertrauen des deutschen Nationaltorwarts zu seinem Arbeitgeber laut „Kicker“ beschädigt habe. Denn seit Anfang des Monats stehen nun unwidersprochen zwei Zahlen im Torraum, auf die man in diesen Zeiten ganz anders schaut, als man dies noch vor zwei Monaten getan hätte: 20 Millionen Euro pro Saison – und das fünf Jahre lang.

          Dass man da grundsätzlich, aber besonders in diesen Zeiten, da es vielen Klubs an die Existenz geht, auf die Idee eines Salary Cap kommen kann, wie ihn zuletzt Ewald Lienen ins Spiel gebracht hat, liegt auf der Hand. Auch wenn mit Blick auf McCaffrey klar wird, dass Gehaltsobergrenzen auch ziemlich relativ sein können, dürften die Missverhältnisse in den Gehaltstabellen des Sports in den kommenden Wochen und Monaten immer stärker in den Mittelpunkt rücken.

          So viel jedenfalls scheint sicher: Corona dürfte auch den Blick im Sport auf die großen Zahlen verändern, von denen bei Ablösesummen und Gehältern andererseits immer auch eine gewisse Faszination ausgeht, weil sich in ihnen der märchenhafte Aufstieg des Einzelnen und sein Status materialisiert. Auch mit diesen großen Zahlen ließen sich, ganz in der Logik des Sports, immer wieder neue Rekorde vermelden.

          Doch wenn die Löhne von rund zwei Dutzend Mitarbeitern den Löwenanteil der gesamten Personalkosten bei einem Fußballbetrieb wie dem FC Bayern mit seinen rund 1000 Angestellten ausmachen (bei anderen Profiklubs sieht es im Verhältnis kaum anders aus), werden die großen Zahlen plötzlich zu einer großen Bedrohung. Nicht überall, aber eben doch in zahlreichen Klubs, die nun schon nach zwei Monaten ohne Spielbetrieb vor der Insolvenz stehen. Das Problem lässt sich ökonomisch mit Blick auf die Profis und Profiteure des Fußballgeschäfts allerdings auch ganz einfach benennen: Der Preis ihres Millionenspiels ist zu hoch.

          Michael Horeni
          Fußballkorrespondent Europa in Berlin.

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