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Fußball und Fans : Die Einigkeit der Fans ist dahin

Nach dem Protest ist vor dem Protest: Ein Stuttgarter Fan in Mainz

Nach dem Protest ist vor dem Protest: Ein Stuttgarter Fan in Mainz Bild: dpa

Nach der Verabschiedung des DFL-Sicherheitskonzepts entsteht eine neue Kurvendiskussion: Auf Schalke, in Mainz und in Düsseldorf kommen die Ultras mit ihrem Protest im eigenen Stadion nicht mehr an.

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          Am Mittwoch war die Einigkeit noch so groß. Und zwar auf beiden Seiten. Sowohl die Verantwortlichen der Deutschen Fußball Liga (DFL) als auch die organisierten Fans hatten mit geschlossener Stimme zum Ausdruck gebracht, was sie von der Verabschiedung des Sicherheitskonzepts hielten: je nach Position alles oder gar nichts. An dem mit einiger Spannung erwarteten Wochenende nach dem Votum nun war es ein ziemlich diffuses Bild, das sich in den deutschen Stadien bot. Und damit eines, das den Gegnern des DFL-Konzepts nicht recht sein konnte.

          Christian Kamp
          Sportredakteur.

          Insgesamt blieb die große Welle der Empörung aus in den Bundesliga-Stadien. Was insofern gut war, als damit auch allen Seiten eine Eskalation des Konflikts erspart blieb. Für die organisierten Fans aber war es offenbar ein ziemlicher Tiefschlag, dass von ihrer gefühlte Macht über die Kurven nur noch Splitterkräfte übriggeblieben. „Die Spaltung ist fatal für außen, weil sich während der 12:12-Aktion gezeigt hat, wie die Fans zusammenstehen können“, sagte Alex Schulz, der Sprecher der übergreifenden Vereinigung „ProFans“, der Deutschen Presse-Agentur.

          Je nach Bundesliga-Standort ließen sich ganz unterschiedliche Konstellationen und Konflikte beobachten - mancherorts aber war nicht zu übersehen, dass sich die Stimmung gegen die vor allem von den Ultras initiierten Boykottansätze richtete. In Gelsenkirchen setzten rund 300 Ultras beim Spiel des FC Schalke gegen Freiburg ihren Stimmungsboykott fort. Konkret richteten sie ihren Zorn gegen Peter Peters, der bei Schalke im Vorstand sitzt und bei der DFL federführend das Projekt Sicherheitskonzept betreute. „Peters raus!“, war von Seiten der Ultras zu hören. Die Mehrheit der Zuschauer jedoch antwortete mit „Ultras raus!“

          In Düsseldorf schwieg der sonst so stimmungsvolle „Block 42“ zunächst. Als die Ultras dann nach zwölf Minuten ihr Lied „Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt“ anstimmten, verstanden einige andere Zuschauergruppen das ganz anders als von den Ultras vermutlich gewünscht und distanzierten sich vom „Block 42“. Der leerte sich daraufhin vollständig.

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          In Mainz ließ man sich die Stimmung nicht von einem Boykott verderben. Während auf einem Teil der Stehplätze Schweigen herrschte, sprangen andere in die Bresche. Sehr zum Gefallen von Klubchef Harald Strutz. „Toll, dass sich die wahren Fußballfans zu Wort gemeldet haben“, sagte er. „Unsere Fans lassen sich den Fußball nicht kaputtmachen von einigen wenigen, die sich sehr wichtig nehmen. Die, die auch heute boykottiert haben, sind doch diejenigen, die dem Verein schaden mit Geldstrafen.“ Jene ließ er wissen, sie könnten „zu Hause bleiben“. Für den „ProFans“-Sprecher Schulz waren solche Bemerkungen „ein Schlag ins Gesicht für manche Leute“, zumal Strutz auch stellvertretender DFL-Vorsitzender ist.

          Vor einem besonderen Dilemma standen die Fans in Fürth: Was wiegt in so einem Fall schwerer: die Solidarität mit der Szene oder die Unterstützung der eigenen Mannschaft, die im Abstiegskampf jeden Rückhalt brauchen kann? Obwohl selbst der Stadionsprecher um eine Entscheidung zum Wohle des Teams bat, blieben die „Horidos“ bei ihrem Vorsatz, 45 Minuten lang zu schweigen. Ein Statement war das schon. Aber was für eins?

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