Friedhelm Funkel geehrt : „Die Eintracht tief im Herzen“
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Erster Preisträger: Friedhelm Funkel wird von der Eintracht für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Bild: Heiko Rhode
Beim Frühjahrsempfang der Eintracht spricht Vorstandssprecher Hellmann von einer „fast unglaublichen Märchengeschichte“. Der frühere Trainer Funkel vergleicht die Zeiten und nennt erstaunliche Zahlen.
Vier Jahre Pause, zwei vergebliche Anläufe: Endlich konnte die Eintracht ihre erste Ehrung für das Lebenswerk vornehmen. Der kleine schwarze Pokal gehört jetzt Friedhelm Funkel. 69 Jahre alt ist der Fußballlehrer im Ruhestand mittlerweile. Doch der Rheinländer hat sich optisch kaum zu den Zeiten verändert, als er bei der Eintracht als Trainer zwischen 2004 und 2009 im Wortsinne erstklassige Arbeit geleistet, den Klub zurück in die Bundesliga geführt und dort frei von jeglichen Abstiegssorgen mit ruhiger Hand gehalten hat.
Funkel war sichtlich gerührt, als er auf dem Frühjahrsempfang seiner alten Liebe Eintracht den außergewöhnlichen Preis für seine Lebensleistung von den vier Frankfurter Vorständen in Empfang nahm. Sein alter Mitstreiter Heribert Bruchhagen, von 2003 bis 2016 Vorstandsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Fußball AG, hatte zuvor lauter lobende Worte für Funkel gefunden. „Friedhelm, Du hast auf dem Rasen gearbeitet und etwas geleistet und mit dem Verein erreicht, weil Du Charakter hast.“
Als sich Funkel am Mittwochabend in der Frankfurter Arena umschaute, sah er nicht nur mehr als 1000 Besucher, die der Klub zum Frühjahrsempfang in den Business-Bereich eingeladen hatte. Er sah auch ein schmuckes Stadion, das bald noch mehr Zuschauern Platz bieten wird. „Hier ist viel gemacht worden“, sagte Funkel. „Früher war das hier mal eine Baustelle.“ Jetzt auch noch ein bisschen, doch es wird. Zum Beginn der neuen Bundesligasaison 2023/2024 werden sich 58.000 Fans die Spiele der Eintracht anschauen können.
Das Projekt Erweiterung der Nordwesttribüne ist voll im Zeitplan, wie Vorstandssprecher Axel Hellmann sagte. Und nach der Europameisterschaft 2004 sollen es dann insgesamt 60.000 Plätze sein. Gemeinsam mit der Dortmunder Südtribüne ist die Frankfurter Nordwestkurve dann von der Stehkapazität her die Nummer eins in Deutschland. „Wir können durch den Umbau viele junge Menschen an uns binden“, sagte Hellmann, der es als „einzig richtige Entscheidung“ wertete, dass die Eintracht in Absprache mit der Stadt seit längerem schon das Stadion in Eigenregie betreibt und vermarktet. „Wir werden von vielen in Europa beneidet.“
Funkel: „Ich hatte damals zwei Mitarbeiter“
Hellmann spannte in seiner Rede einen weiten Bogen und betonte mehrmals, „dass der sportliche Erfolg diesen Klub am meisten prägt. Bei uns geht es nicht um Chi-Chi, sondern um Fußball auf dem Platz. Die Leute wollen keine Show über drei Stunden sehen.“ Beifall brandete auf, als Hellmann sagte: „Wir sind einer der beliebtesten Klubs in Deutschland.“ Er fügte an: „Das ist eine fast unglaubliche Märchengeschichte.“
Funkel erinnerte sich genau: „Ich hatte damals zwei Mitarbeiter.“ Assistenztrainer Armin Reutershahn und Torwarttrainer Andreas Menger. Heute kümmern sich in der Bundesliga, auch bei der Eintracht, Dutzende im Team hinter dem Team um die sportliche (Weiter)Entwicklung. Von der sprach auf dem Frühjahrsempfang Markus Krösche. Den erstklassigen Fußballfrauen attestierte der Eintracht-Sportvorstand eine „herausragende Entwicklung“ und betonte: „Wir wollen den nächsten Schritt machen, um den Abstand zu Wolfsburg und München zu verkürzen.“
Krösche sprach mehrmals von „Schritten“ und „Entwicklung“ und bezog dies auch auf den Nachwuchs in der Hessenliga, der „so schnell wie möglich“ in die Regionalliga aufsteigen soll, „denn wir wollen den Jungs früh Herrenfußball anbieten. Wir wollen, dass sie an Grenzen kommen.“ Ganz oben, in der Champions League, sind der Eintracht zuletzt Grenzen aufgezeigt worden. Die SSC Neapel war im Achtelfinale der Königsklasse eine Nummer zu groß für die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner. Krösche sprach rückblickend von einer „unglaublichen Entwicklung in den letzten drei Jahren. Daraus haben wir Kraft gezogen, um auch schwierige Phasen zu überstehen.“
Der Manager betonte: „Eintracht Frankfurt schafft es, individuelle Defizite durch mannschaftliche Geschlossenheit auszugleichen. Wir glauben an die Jungs und sind überzeugt von unserer Stärke“, sagte Krösche in Richtung der anwesenden Profimannschaft. Dass die Glasner-Elf derzeit nicht so wie gewünscht performt und in der Bundesliga seit Wochen auf einen Sieg wartet, wollte Krösche nicht leugnen. „Es ist gerade ein bisschen schwierig. Aber das kriegen wir schon hin.“
Spieler, Trainer, Funktionäre, Sponsoren und Freunde der Eintracht: Vor vier Jahren fand eine derartige Zusammenkunft zuletzt im Palmengarten statt. „Damals gab es noch kein Corona und keinen Krieg in der Ukraine“, sagte Vorstandssprecher Hellmann. „Die Welt ist heute eine andere.“ Umso erfreuter war der derzeit auch in Personalunion als Interimsgeschäftsführer für die Deutsche Fußball Liga tätige 51-Jährige über das „Wiedersehen hier in unserem Wohnzimmer“.
Lebenswerk-Preisträger Funkel versprach, auch zukünftig immer wieder mal in Frankfurt zu sein und sich ein Spiel der Eintracht anzuschauen. „Ich habe immer mit der Eintracht gefiebert“, sagte der in Krefeld lebende Rekordtrainer. „Die Eintracht ist ganz tief in meinem Herzen.“ An diesem Freitag aber wird Funkel nicht im Stadion sein, sondern sich die wegweisende Partie gegen den VfL Bochum am Fernseher anschauen. So wie vermutlich auch Hrvoje Smolcic. Für den Kroaten ist die Saison schon vorzeitig beendet. Während des Länderspiels der U-21-Auswahl in England hat sich der 22 Jahre alte Eintracht-Profi so stark am Außenmeniskus verletzt, dass er am Montag operiert werden muss.
Eintracht holt Ecuadorianer Pacho
Eintracht Frankfurt hat zur neuen Saison den ecuadorianischen Fußball-Nationalspieler Willian Pacho verpflichtet. Der 21 Jahre alte Defensivspieler wechselt vom belgischen Erstligaklub Royal Antwerpen nach Hessen und erhält einen Vertrag bis 2028. „Für uns ist das ein wichtiger Transfer für die kommende Saison. Willian ist noch jung, bringt aber schon jetzt internationale Erfahrung mit. Vor allem seine Schnelligkeit und Zweikampfstärke zeichnen ihn aus. Wir freuen uns, dass er sich für die Eintracht entschieden hat, und wir möchten sein großes Potential weiterentwickeln“, sagte Eintracht Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche in einer Vereinsmitteilung.
Pacho kam über den ecuadorianischen Erstligisten Independiente del Valle, mit dem er 2021 den Meistertitel gewann, im Januar 2022 zu Antwerpen. Für den Frankfurter Europa-League-Gruppengegner der Vorsaison absolvierte der Innenverteidiger bislang 42 Spiele. Am vergangenen Dienstag feierte Pacho gegen Australien sein Debüt für die Nationalmannschaft und erzielte per Kopf den 2:1-Siegtreffer. (sid)