1:0 gegen Leipzig : Masovic ist Bochums Torgarant
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Siegtorschütze: Bochums Erhan Masovic Bild: picture alliance / SVEN SIMON
Kaum in der Champions League krachend ausgeschieden, erleidet RB Leipzig auch in der Bundesliga einen nicht kalkulierten Rückschlag. Das liegt auch an Bochums Erhan Masovic.
Manche Spieler in den Reihen von RB Leipzig wollten Erhan Masovic zu Beginn der zweiten Halbzeit gar nicht mehr sehen. Der 24 Jahre alte Innenverteidiger des VfL Bochum war ihrem Stürmer Timo Werner in der ersten Hälfte derart in die Parade gefahren, dass die Gelbe Karte in ihren Augen geschmeichelt erschien. So hatte der ein oder andere im Abwehrverbund der Sachsen Masovic vielleicht gar nicht mehr auf dem Zettel, als dieser kurz nach Wiederanpfiff frei vor ihrem Tor auftauchte und zum 1:0 ins linke Eck köpfte.
Es war nicht der Tag der Leipziger, die vier Tage nach dem 0:7-Desaster bei Manchester City etwas für die Teilnahme an der nächsten Saison der Champions League tun wollten. Sondern der eines handlungsschnellen Fußballers aus dem serbischen Südwesten, den der Bochumer Stadionsprecher unmittelbar nach seinem Coup zu „unserem Dauertorschützen“ ernannte.
Darin steckt weniger Ironie als Wokeness für eine bemerkenswerte Serie: Seit Ende Januar hat Masovic in der Liga schon vier seiner Ausflüge in den gegnerischen Strafraum mit einem Tor abgeschlossen. Das macht den 1,89 Meter großen Dauerläufer zum erfolgreichsten Goalgetter seiner neu gefestigten Mannschaft in diesem Jahr: Ein Torjäger gegen jede Wahrscheinlichkeit.
„Mit einem Puls von 35“
Ausnahmetalent war eher nicht das Prädikat, als der beidfüßige Serbe vom Erstligaverein FK Cukaricki, einem Belgrader Stadtteilklub, vor Jahren auf Europareise ging. Vom FC Brügge wurde er in der belgischen Liga eingesetzt, aber mehrmals auch Richtung Heimat sowie nach Dänemark ausgeliehen. Nachdem er im Oktober 2020 an der Castroper Straße ankam, gehörte er auch nicht zur Stammelf, der unter VfL-Trainer Thomas Reis der Aufstieg in die erste Bundesliga gelang.
Dennoch registrierte Reis, dass Masovic dort, wo man ihn hinstellt – in der Innenverteidigung wie im defensiven Mittelfeld – „mit einem Puls von 35“ spiele. Dass er in Druckphasen nicht so schnell den Überblick verliert, kann auch Reis’ Nachfolger Thomas Letsch sehr gut gebrauchen.
„Er spielt im Moment sehr stabil und hat noch mal einen Step zugelegt“, sagte Letsch nach dem Überraschungserfolg über Leipzig. Der tut dem Laudator ebenso gut wie dem gesamten Verein, weil die schon als sicherer Absteiger gehandelte Mannschaft nun immerhin drei, vier und fünf Punkte vor den letzten vier Teams in der Tabelle hat.
Was für ein Unterschied doch fünf Monate für alle handelnden Personen ausmachen können. Als die Bochumer Anfang Oktober, bei Letschs Debüt, das Hinspiel in Leipzig 0:4 verloren, waren sie damit sogar noch gut bedient. Der VfL lag mit einem Punkt aus acht Spielen auf dem Meeresboden der Liga, wie ein U-Boot-Wrack, und Masovic, der nur eingewechselt wurde, schlitterte bald in eine schwere Zeit. Wurde nicht in den serbischen WM-Kader berufen; fiel mit einer Adduktorenverletzung mehrere Pflichtspiele aus. So ist Masovic fürs Erste das verschmitzte Gesicht eines Teams, das sich neu gefunden hat – und nach dem Debakel im Hinspiel 24 Punkte aus 18 Partien geholt hat.
