0:0 bei klirrender Kälte : Wolfsburg hält Gladbach auf Distanz
- -Aktualisiert am
Kein Vorteil für niemanden: Wolfsburg und Gladbach trennen sich 0:0 Bild: AFP
Die Gladbacher treten nach dem torlosen Remis beim VfL Wolfsburg im Fußball-Alltag auf der Stelle und verlieren den Anschluss an die führenden Teams der Bundesliga.
Der allerletzte Schuss des Abends war von großer Wut geprägt. Lars Stindl, der emsige Mannschaftskapitän von Borussia Mönchengladbach, schoss den Ball mit dem Schlusspfiff wütend in Richtung der menschenleeren Zuschauertribüne. Ein 0:0 beim extrem heimstarken VfL Wolfsburg klingt auf den ersten Blick nach einem guten Ergebnis. Aber die Gladbacher treten im Liga-Alltag auf der Stelle und verlieren den Anschluss an die führenden Teams der Fußball-Bundesliga. Und das schlägt auf die gute Laune. „Wolfsburg hat unfassbar gut verteidigt. Aber wir haben uns diesen Punkt hart erarbeitet“, sagte Stindl. Sein Tonfall war kurz nach dem Spielende ungewohnt bissig. Er konnte seine Enttäuschung nicht verbergen.
Während Borussia Mönchengladbach mit sich und seiner Situation hadert, setzt der VfL Wolfsburg seinen Höhenflug fort. Nahezu täglich wird Cheftrainer Oliver Glasner mit Fragen dazu belästigt, ob sich seine Spieler zunehmend mit einem möglichen Einzug in die Champions League beschäftigen. Der Österreicher erträgt das mit einer bewundernswerten Gelassenheit. Die Wolfsburger verstehen sich laut Glasner als „gemeinsame Gruppe mit gemeinsamen Zielen“. Dazu gehört aktuell, etablierte Klubs zu ärgern und in der Tabelle auf Distanz zu halten. Dass dazu in dieser Saison die Borussia aus Mönchengladbach zählt, ist erstaunlich. „Ich bin damit sehr zufrieden“, sagte Glaser zum Remis und Rang vier in der Tabelle.
Auch an diesem bitterkalten Sonntagabend hatte Glasner auf Bewährtes gesetzt. Beim fünften Pflichtspiel in Folge vertraute er einer unveränderten Startelf. Das gibt Sicherheit, minimiert allerdings auch Überraschungsmomente. Einen anderen Weg muss Marco Rose mit den Gladbachern gehen. Der Cheftrainer der Borussia verändert seine Stammelf angesichts der Dreifachbelastung durch Champions League, Bundesliga und DFB-Pokal ständig. Im Vergleich zum jüngsten 1:2 gegen den 1. FC Köln traten die Gladbacher mit einer auf sechs Positionen veränderten Anfangsformation an. Für neuen Schwung sorgte das nur bedingt. Bis auf eine flotte Phase kurz nach der Halbzeitpause dominierten die Wolfsburger die Begegnung. „Wir nehmen den Punkt so mit und sprechen über einige Dinge, die wir besser machen wollen“, sagte Rose nach einer zerfahrenen Partie. Viele Zweikämpfe und Fouls hatten den Spielfluss gebremst. Auf Seiten der Niedersachsen fiel auf, dass VfL-Torjäger Wout Weghorst kaum zur Entfaltung kam und sehr häufig ausrutschte. Das passte zum Niveau einer Partie mit wenig Torchancen.
Das Wundersame bleibt: Eigentlich war der VfL Wolfsburg 2019 bester Hoffnung, mit Rose einen neuen Cheftrainer für eine Runderneuerung seiner Spielstrategie verpflichten zu können. Doch Rose entschied sich lieber für einen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach, was in Wolfsburg immer wieder einmal dazu führt, dass Glasner als Variante B bezeichnet wird. Was ihm einerlei sein kann. Der Österreicher vollzieht in Wolfsburg gerade einen großen Karrieresprung.