Fußball-Bundesliga : Die Einsamkeit der Stars
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Grünwald, der perfekte Tatort. Die properen Straßen und Villen des Münchner Vororts sind Millionen Menschen als Orte des Verbrechens geläufig. Wenn auch unbewusst. Hier, wo sich das gesetzte Bürgertum meuchelte, wie es im Drehbuche stand, löste Oberinspektor Derrick viele seiner Fälle. Im richtigen Leben ist Grünwald alles andere als ein lebensgefährlicher Fleck Erde. Es ist ein Ort, wo Reiche ihre Ruhe suchen. In Grünwalds Villenstraßen trifft man kaum Menschen.
Für jemanden, der jung ist und einsam, ist es der falsche Ort. Und damit auch für den jungen Mann, aus dem in der vergangenen Woche wohl irgendein brennendes Verlangen heraus musste. War es ein Burn-out der buchstäblichen Art? Seit die angemietete Villa des Brasilianers Breno ausbrannte, erregen die Ermittlungen wegen Brandstiftung ein öffentliches Interesse, das die Bedeutung der Tat und des Tatverdächtigen weit übersteigt.
Es muss an der Bedeutung von dessen Arbeitgeber liegen. Spätestens seit der Fußballprofi vor einer Woche, zehn Minuten vor Anpfiff der Partie seines Klubs FC Bayern gegen Leverkusen, ins Gefängnis Stadelheim kam, hat der Fall dramatisch an Fallhöhe gewonnen. Heftig griff Präsident Uli Hoeneß die Staatsanwaltschaft an. Einen Bayern-Profi in U-Haft gab es noch nie beim erfolgreichsten deutschen Verein.
„Breno braucht Hilfe, keine Haft", sagte sein Anwalt Werner Leitner. Hätte er die Hilfe früher gebraucht? Vor einem Jahr sagte Breno in einem Interview: "Ich hatte in Brasilien weniger Geld und weniger Luxus, war aber ein glücklicher Mensch. Hier habe ich Geld, aber mir fehlt alles andere." Über den Fall hinaus stellt sich nun die Frage, wie weit ein Fußballklub einem ausländischen Profi helfen kann und muss, im Leben zurechtzukommen.
Einkaufspreis wirkt wie ein Stigma: Fehleinkauf
"Bei den Südamerikanern muss auch die Seele funktionieren", sagt Rudi Völler, der Sportdirektor von Bayer Leverkusen, wo man seit den achtziger Jahren die meisten Erfahrungen mit Brasilianern hat. "Sie müssen sich hier wohlfühlen. Aber natürlich kannst du die Copacabana nicht nach Leverkusen holen." Das soll heißen: Jede Fürsorge hat ihre Grenzen. Die Funktion der Seele auch. Bei Breno summierte sich Unglück: Pech mit Verletzungen, Angst, den Anschluss zu verpassen, die Ferne von Freunden und Familie. Und dazu sein Einkaufspreis von zwölf Millionen Euro, der wie ein Stigma wirkte: Fehleinkauf.
Wie fühlt sich das an: erst 21 und schon gescheitert? Es ist das Alter, in dem ein anderer Brasilianer ganz unten anfing, bei einem deutschen Fünftligaklub. Heute spielt er im Nationalteam - im deutschen. Denn Cacau wurde 2009 vom Landratsamt Waiblingen eingebürgert. Er gilt seitdem als Paradebeispiel für Fußballintegration. Wie das gelang? "Das Wichtigste ist es, die Sprache zu lernen", sagt Cacau in grammatisch perfektem Deutsch. "Damit man versteht und verstanden wird." Breno kann das auch nach über drei Jahren in Deutschland nicht.