Abschied aus Frankfurt : Jetzt will Abraham nur noch Mensch sein
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Wenn der Vater mit dem Sohne: David Abraham und Alfonso vereint Bild: Picture-Alliance
Nach mehr als fünfeinhalb Jahren verlässt David Abraham Frankfurt. Mit dem harten Innenverteidiger geht das liebenswerteste Rauhbein in der Geschichte der Eintracht. Beim emotionalen Abschied muss so manche Träne unterdrückt werden.
David Abraham ist ein Phänomen. Wie kann ein Fußballprofi so beliebt sein, obwohl er so vielen Berufsgenossen auf dem Spielfeld weh getan hat? Den gegnerischen Spielern, wenn es um Punkte und Trophäen ging, aber auch den Mitspielern, wenn es im Training in einem Übungsmatch galt, sich für die Startelf zu empfehlen. Siebenmal wurde der 34 Jahre alte argentinische Innenverteidiger in seiner Profikarriere des Feldes verwiesen, kein exorbitant hoher Wert. Aber oft wandelte er am Rande eines Rausschmisses entlang. Es mag sein unschuldiger Gesichtsausdruck gewesen sein, der ihn häufiger vor der letzten Konsequenz der Schiedsrichter bewahrt hat.

Sportredakteur.
Wer das Einzigartige an Abrahams Mienenspiel nachempfinden möchte, dem sei ein Abschiedsvideo empfohlen, das die Frankfurter Eintracht bei der Platform Youtube eingestellt hat. In dieser Aufnahme erläutert der harte Verteidiger, wieso er an diesem Montagabend nach fünfeinhalb Jahren beim hessischen Bundesligaklub den Flieger nach Buenos Aires bestiegen hat, womit seine Profikarriere nach 466 Pflichtspielen endete. Das Video entstand auf einem Spielplatz am Mainufer, den er mit seinem fünfjährigen Sohn Alfonso besuchte. Das Glück, das sich in seinen Augen spiegelte, als er seinen Sprössling beim Spielen betrachtete, während er von den Eintracht-Medien interviewt wurde, beschrieb einerseits seine Beweggründe für die Rückkehr in die Heimat zur Familie, andererseits rief es den Eindruck hervor: Hier ist ein Mensch mit einer reinen Seele.
Positive Grundeinstellung
In einer hochemotionalen Schlussszene am Sonntagabend im Frankfurter Stadion, Schalke war bei Abrahams letztem Einsatz 3:1 besiegt worden, wurde so manche Träne zerdrückt. Trainer Adi Hütter ließ am Anstoßpunkt einen Kreis bilden und bedankte sich bei seinem „Capitano“. Danach folgten zahllose öffentliche Würdigungen des Mannschaftskapitäns, der in 178 Spielen „seine Knochen für die Eintracht hingehalten hat“ (Hütter). Ob Trainer, Sportvorstand Bobic, Sportdirektor Hübner oder die Mitspieler Sow, Hasebe und Hinteregger – sie alle betonten in ganz ähnlichen Formulierungen: „Mehr noch als auf dem Spielfeld werden wir David neben dem Spielfeld und in der Kabine vermissen.“
Es war seine fröhliche, lebensbejahende Art, die seine Kollegen für ihn einnahm und sie mitriss. In ärmlichen Verhältnissen in einem kleinen Vorort Rosarios, Chabás, aufgewachsen, war Abraham an jedem Arbeitstag bewusst, dass er es als Fußballprofi auf die sonnige Seite des Lebens geschafft hatte. Diese positive Grundeinstellung paarte er mit einer hohen Empathie für seine Kollegen, einer beispielhaft professionellen Berufsauffassung und einem absoluten Siegeswillen. Abraham integrierte, (gerade die spanisch sprechenden Neuzugänge) und setzte für die Jungen Maßstäbe. Trainer Hütter erwähnte nach dem Schalke-Spiel: „Wie viele Stunden habe ich mit David verbracht, wenn wir in Phasen, in denen es nicht lief, uns untereinander berieten.“