Magath hat recht : Die Hertha muss weiter bangen
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Die Niederlage gegen Mainz schlägt aufs Gemüt der Hertha-Spieler. Bild: dpa
Fans und Spieler versöhnen sich schon vor dem Spiel, aber der Hertha-Trainer Felix Magath rechnet nach der verdienten Heimniederlage weiterhin mit dem Gang in die Relegation.
Noch nicht einmal zwei Monate ist Felix Magath jetzt in Berlin. Keine lange Zeit, aber anscheinend genug um dem für die Stadt so typischen Defätismus zu erliegen. Seine Mannschaft hatte am Samstagabend die eigene Party vermasselt und vor über 70.000 Fans im Olympiastadion 1:2 gegen Mainz verloren, sprich den sicheren Klassenverbleib vorerst verpasst, da überraschte Magath mit einer düsteren Prognose.
„Für uns geht es ab heute darum, uns für die Relegation vorzubereiten“, sagte der Trainer von Hertha BSC und lieferte die Erklärung: „Als Profi, für den ich mich halte, bereite ich mich auf den schlechtest möglichen Fall vor.“ Und Magath könnte tatsächlich recht behalten.
Der VfB Stuttgart schnappte sich am Sonntagabend einen Punkt beim FC Bayern und geht mit einem Rückstand von drei Punkten auf die Hertha, aber mit der wesentlich besseren Tordifferenz in den letzten Spieltag. Dort treffen die Schwaben im eigenen Stadion auf den 1. FC Köln, während die Berliner bei Borussia Dortmund antreten müssen.
Gewinnt der VfB und verlöre die Hertha, könnte eintreten, was Magath schon in der vergangenen Woche erzählt hatte. Als er den Job angetreten habe, sei er sicher gewesen, er müsse mit der Hertha in die Relegation und dort dann gegen den Hamburger SV antreten. Jenem Verein also, bei dem einst für ihn alles begonnen hat.
Den Nervenkitzel hätten sich die Berliner längst sparen können. Vergangene Woche schon machte der späte Ausgleich der Bielefelder alle Pläne zunichte, das Heimspiel gegen Mainz in den Status eines freudvollen Saisonausklangs zu heben. Der Druck des Gewinnenmüssens war den Gastgebern im Laufe des Spiels gegen den FSV immer mehr anzumerken gewesen, nach einem guten Beginn fielen sie umso stärker ab.
Dabei war alles angerichtet für ein überschwängliches Fest. Ein fast ausverkauftes Olympiastadion und dann die Versöhnung mit den Fans. Vor dem Spiel waren Herthas Spieler geschlossen in die Kurve gegangen und wurden dafür lautstark bejubelt. „Das ist wie in einer Familie. Manchmal streitet man sich, aber dann versöhnt man sich wieder. Schließlich liebt man sich ja“, sagte Kevin-Prince Boateng. Mit der Liebe zwischen Team und Publikum war es so eine Sache in dieser Saison, die Beziehung erreichte allzu oft den Status „toxisch“.
Einmal besuchte eine Gruppe wütender Fans die Spieler beim Training und drohte, bei weiteren Niederlagen „die nächste Stufe zu zünden“, später wurden die Profis gezwungen, ihre Trikots vor der Kurve niederzulegen. Als Symbol, dieser nicht würdig zu sein. Beides passierte jeweils nach Niederlagen gegen den Stadtrivalen Union Berlin, der Hertha in allen drei Vergleichen besiegen konnte.
Die verlorene Vormachtstellung in der Stadt war das eine, interne Querelen das andere große Thema dieser Spielzeit. Investor Lars Windhorst rief unverhohlen zur Abwahl von Präsident Werner Gegenbauer auf und auch der neue Manager Fredi Bobic schaffte es nicht, für Kontinuität auf der Trainerposition zu sorgen.
Mit Pal Dardai kam es schnell zu Disharmonien, mit Tayfun Korkut funktionierte es dann gar nicht und so überraschte Bobic in höchster Not mit der Verpflichtung von Magath. Unter seiner Führung holte Hertha in den Duellen mit Konkurrenten wie Augsburg, Stuttgart und Bielefeld wichtige Punkte. Ob es für die direkte Rettung reicht, wird erst am nächsten Samstag entschieden.