Brych gesteht Fehler ein : Auch der Videoassistent ist menschlich
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Blick auf die Bilder: Felix Brych überprüft seine Entscheidung. Bild: dpa
Felix Brych bereut seine strittige Elfmeterentscheidung beim Duell zwischen Stuttgart und Mönchengladbach. Er beweist damit, dass auch die Schiedsrichter sich im Umgang mit dem VAR weiterentwickeln. Die Zeit dafür ist günstig.
Auf dem Spielfeld hatte es keinen Sieger gegeben beim 2:2 zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach, was vor allem das Team vom Niederrhein als abermaligen Rückschlag empfand. Einen Gewinner hatte die Partie in den Augen vieler Beobachter dennoch hervorgebracht: den Schiedsrichter Felix Brych, der in der Nachspielzeit nach Intervention seiner Assistentin aus dem Kölner Keller und eigener Ansicht der TV-Bilder einen sehr umstrittenen Elfmeter für den VfB verhängt hatte. Silas Wamangituka schoss den Ausgleich, und Brych gab später zu, die Bilder nicht optimal interpretiert zu haben.
Er hatte einen Kontakt des vermeintlich gefoulten Sasa Kalajdzic mit dem eigenen Mitspieler Waldemar Anton übersehen, der eindeutig zum Sturz des Stuttgarters beitrug. „Das war eine komplexe Szene“, sagte Brych also und deutete an, dass er wohl besser bei seiner ursprünglichen Einschätzung geblieben wäre: kein Elfmeter. Rückblickend sei seine Entscheidung „glücklich“ für den VfB, verkündete Brych, woraufhin der Sky-Experte Lothar Matthäus den Schiedsrichter zum „Mann des Tages“ erklärte. Diese Ehrlichkeit sei „besser wie alles, was ich heute auf dem Fußballplatz gesehen habe“, sagte Matthäus.
So viel Begeisterung mag etwas übertrieben sein, und dennoch handelte es sich um einen denkwürdigen Moment. Brych hatte wohl weder die besten Bilder noch die ideale Interpretationshilfe von Bibiana Steinhaus aus Köln erhalten. Weiterhin sollen ja nur eindeutige Fehler korrigiert werden. Der Gladbacher Trainer Marco Rose fragte sich nach dem Abpfiff deshalb zu Recht: „Wo ist die klare Fehlentscheidung?“ Diese Frage konnte niemand beantworten, es war eine Grauzonensituation, für die ein Eingriff aus Köln nicht vorgesehen ist.
Dafür wurde endlich einmal offen darüber gesprochen, dass auch die Videotechnik eine menschliche Seite hat. Es wird ja erwartet, dass der VAR fehlerfrei funktioniert wie eine zuverlässige Maschine, was dadurch verstärkt wird, dass die Unparteiischen nur in Extremfällen öffentlich Fehler bei der Interpretation der TV-Bilder zugeben. Dieser Abend nährte nun den Eindruck, dass die Schiedsrichter sich weiterentwickeln, dass sie sichtbar machen, wie fehleranfällig auch die Arbeit an den Bildschirmen sein kann.
Die Zeit dafür ist günstig, weil nicht mehr jede Woche einige hunderttausend Menschen auf den Tribünen in den Stadien rätseln, was denn jetzt wieder los ist in Köln und brüllen: „Ihr macht unser Spiel kaputt!“ Den Zuschauern in den heimischen Wohnzimmern lassen sich die Entscheidungsprozesse, an denen der VAR beteiligt ist, gut vermitteln. Selbst wenn sie vielschichtig und kompliziert sind, selbst wenn sie zu Ergebnissen führen, die hinterher als ärgerlich empfunden werden. Dass ohne Videoassistenten aber viel mehr und viel krassere Fehler passieren, war im DFB-Pokal in der Woche zuvor zu sehen, wo die technische Unterstützung erst ab der nächsten Runde zum Einsatz kommt.