Bundesliga-Klub im Fokus : Nächste Schalker Sparmaßnahme sorgt für Aufregung
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Der FC Schalke 04 steht dieser Tage nicht nur sportlich in der Kritik. Bild: Picture-Alliance
Mit einem Härtefallantrag für Fans bei der Rückerstattung von Geld für Tickets bei Geisterspielen handelte sich Schalke 04 mächtig Ärger ein. Nun wird noch eine Sparmaßnahme publik – und wieder erntet der Klub Kritik.
Abermals sorgen beim FC Schalke 04 angestrebte Sparmaßnahmen für Aufregung: Der Verein trennt sich vom Fahrdienst der Nachwuchsabteilung. Betroffen sind rund 20 Mitarbeiter, wie Vereinssprecherin Anja Kleine-Wilde der Deutschen Presse-Agentur am Samstag bestätigte. Zuvor hatte die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ darüber berichtet. Ein externer Dienstleister soll die Arbeit künftig übernehmen.
Die meisten der bisherigen Fahrer, die die Schalker Nachwuchsspieler täglich aus verschiedenen Städten zum Training hin- und auch wieder zurückbringen, arbeiteten seit Jahren als Mini-Jobber für den Verein. Nun erhielten sie, mitten in der Corona-Krise, ihre Kündigungen. Schalkes Betriebsratsvorsitzende Martina Lenz kritisierte dies als „sozial verantwortungslos“. Zudem sei der Betriebsrat verspätet informiert worden.
„Die Entscheidung, den Fahrdienst aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen extern zu vergeben, ist am Jahresanfang gefallen“, sagte Vereinssprecherin Kleine-Wilde. Die Kündigungen sollten zum Saisonende erfolgen, aber „durch den Saisonabbruch bei den Junioren und der Einstellung des Trainingsbetriebes hat es sich nach vorne verschoben“, sagte sie.
Erst vor Kurzem war Schalke 04 in die Schlagzeilen geraten, weil der Klub bei der Rückerstattung von Tickets aufgrund der Geisterspiele von den Fans einen Härtefallantrag verlangte. Fans sollten gegenüber dem hochverschuldeten Fußball-Bundesligaverein ihre finanzielle Notlage offenlegen.
Der Klub gestand nach heftiger Kritik Fehler in der Kommunikation mit seinen Fans ein. „In den Anschreiben an Fans und dem darin aufgeführten 'Härtefallantrag' hat Schalke 04 unpersönliche und wenig empathische Formulierungen verwendet – dafür entschuldigen sich der Verein und die Mitarbeiter des Service Centers bei allen Fans in aller Form“, heißt es in einer Vereinsmitteilung.
Die Königsblauen hatten sich bei ihrer Vorgehensweise nach eigenen Angaben am „Gesetz zur Abmilderung der Folgen der Covid-19-Pandemie im Veranstaltungsvertragsrecht“ orientiert und den Anhängern unter anderem Gutscheine angeboten. Das Gesetz sehe jedoch ebenso eine sogenannte „Härtefallregelung“ vor für Fans, „für die eine Rückzahlung nach dem 31. Dezember 2021 unzumutbar ist und verlange Gründe dafür“, argumentierte Schalke.
Das auf Grundlage dieses Gesetzes erstellte Formular für den Härtefallantrag löste bei zahlreichen Fans jedoch Entsetzen aus, unter anderem weil der Klub darin fragte, warum Fans das Geld „unbedingt jetzt“ benötigten. Zudem forderte der Vereine seine Fans auf, „falls möglich“ auch „entsprechende Belege“ dem Antrag als Begründung beizufügen.
Zuvor hatte die Verbraucherzentrale keine Einwände gegen das Formular erhoben, da es „der gesetzlichen Gutscheinregelung entspricht“, wie Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ sagte. Er bezeichnete das Einfordern von Belegen direkt bei der Antragstellung jedoch als „vielleicht nicht gerade kundenfreundlich“.
Der FC Schalke 04 Supporters Club e.V. kritisierte den Klub infolgedessen scharf. „Ihr seid nicht die Schufa, ihr seid keine Bank die Kredite vergibt, ihr seid nicht die AfA (Agentur für Arbeit, Anmerkung der Redaktion) und zahlt Hartz IV aus! Welches Recht nehmt ihr euch eigentlich heraus? IHR seid die Bittsteller! IHR seid die Bettler!“, hieß es in einem offenen Brief, der mit den Worten endete: „Shame on you! Ihr seid nur noch peinlich!“
Der Klub stellte später klar, dass es „außer Frage“ stehe, „dass Schalke 04 jeden Antrag von Fans, die aus wirtschaftlichen Gründen auf eine sofortige Rückerstattung des Ticketpreises angewiesen sind, wohlwollend bearbeiten wird. Es wird niemand Belege einreichen müssen, und es wird selbstverständlich niemand 'kontrolliert'“, bekräftigten die Gelsenkirchener, die derzeit nicht nur sportlich ein schlechtes Bild abgeben mit einer Sieglosserie seit Mitte Januar, sondern auch abseits des Rasens für mächtig Ärger sorgen.