1:0 in Mönchengladbach : Es müllert wieder bei den Bayern
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Gut gebrüllt: Thomas Müller trifft mal wieder für die Bayern in der Bundesliga. Bild: EPA
Die Münchner lassen sich auf dem Weg zum fünften Titel in Serie auch in Mönchengladbach nicht aufhalten. Müller erzielt das einzige Tor, dem ein Schuss Genialität vorausgeht.
Thomas Müller hat in dieser Saison noch nicht viele Tore geschossen. Der Bayern-Angreifer wirkte oft wie eine nicht besonders gute Kopie seiner selbst oder fand sich sogar auf der Ersatzbank wieder. Doch im Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach zeigte sich wieder der „alte“, der umjubelte, der treffsichere Müller, der es gewohnt ist, eine Hauptrolle zu spielen. Beim 1:0 der Bayern wurde er seinem Anspruch, ein entscheidender Faktor zu sein, mit dem erst zweiten Saisontor wieder gerecht. Vor 54.000 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park erzielte Müller das Siegtor.
Mit dem Erfolg gegen den Rivalen von einst vergrößerten die Bayern ihren Vorsprung vor dem Bundesliga-Zweiten Rasenballsport Leipzig auf nunmehr dreizehn Punkte. Auf dem Weg zum Gewinn der fünften deutschen Fußballmeisterschaft in Serie dürften sie nicht mehr aufzuhalten sein. „Wir wussten, um die Situation. Wir wollten das Spiel gewinnen, wir haben schon ganz schön auf die Tube gedrückt“, sagte Müller bei Sky: „Ich weiß nicht, ob man von einem typischen Müller sprechen kann. Ich habe ein Tor erzielt. Dass ich es noch in mir drin habe, das weiß ich.“
Im Duell der beiden bis dahin besten Mannschaften der Rückrunde verloren die Gladbacher ihren Status als einziges Team, das in den vergangenen drei Jahren (seit der Saison 2014/15) eine positive Bilanz gegen den deutschen Rekordmeister erreicht hatte. Im späten Sonntagsspiel hatten die Borussen im Angriff zu wenig zu bieten, um den Favoriten ernsthaft in Gefahr zu bringen. Das Europapokalspiel gegen Schalke hatte Spuren hinterlassen bei den Rheinländern. Das war schon an der Aufstellung abzulesen. Gladbach musste ohne die Stammkräfte Fabian Johnson, Mahmoud Dahoud und Christoph Kramer auskommen, die in jener Partie Verletzungen erlitten hatten. Dazu fehlte abermals Kapitän Lars Stindl.
Der FC Bayern dagegen lief nahezu in Bestbesetzung auf. Aus der Stammelf stand nur der gesperrte Arturo Vidal nicht zur Verfügung. Und noch ein (seltener) Umstand begünstigte die Münchner. Während der Gegner ein schweres Spiel in den Knochen hatte, machten sich die Bayern ausgeruht ans Werk; sie waren unter der Woche im Wettkampfbetrieb nicht gefordert. Der Spitzenreiter versuchte von Beginn an, seine spielerischen Vorteile zu nutzen und die Heimelf unter Druck zu setzen, machte mit seiner Dominanz aber auch deutlich, dass Ballbesitz allein nicht weiter hilft.
Es dauerte eine ganze Weile, bis es brenzlig wurde im Gladbacher Strafraum. Mitte der ersten Hälfte vermochte Robert Lewandowski eine Steilvorlage des umtriebigen Franck Ribéry nicht zu nutzen; der Pole scheiterte an Torhüter Yann Sommer, der geschickt den Winkel verkürzt hatte. Die größte Möglichkeit eröffnete sich den Bayern kurz vor der Pause. Arjen Robben, der bis dahin wenig Gefahr erzeugt hatte, jagte den Ball mit Wucht so an den Pfosten, dass das Aluminium für einen Moment zitterte. Den Abpraller verarbeitete Lewandowski zu einem Flugkopfball, fand dabei aber in Sommer abermals seinen Meister.
Gladbach lauerte von Beginn an auf Konter und wirkte anfangs sogar ein Tick gefährlicher. Aus einem Durcheinander im Münchner Strafraum nach einer Ecke in der fünften Minute wussten sie aber keinen Nutzen zu ziehen. Und nach einer knappen Viertelstunde zeigte sich Jonas Hofmann bei einem Gegenstoß unentschlossen und übersah obendrein den links von ihm freistehenden Mitstreiter André Hahn. Der spielstarke Angreifer Raffael zeigte zu wenig Gestaltungswillen, um die Bayern so zu ärgern, wie es ihm in der Vergangenheit schon gelungen war.
Den Gladbachern bot die Begegnung eine Abwechslung. In den ersten fünf Pflichtspielen des aktuellen Monats hatten sie in verschiedenen Wettbewerben jeweils entweder gegen Schalke oder Hamburg antreten müssen. Nun dem Klassenprimus der Bundesliga gegenüberzustehen animierte die ersatzgeschwächten Borussen, das immense Arbeitsaufkommen auf dem Platz anzunehmen. In der ersten Hälfte liefen sie fünf Kilometer mehr als der Gegner, um zu verhindern, dass sich in den wichtigen Räumen Lücken auftaten.
So ging es nach dem Seitenwechsel weiter. Bayern ließ den Ball und den Gegner laufen, entwickelte aber zunächst wenig Durchschlagskraft. Doch nach gut einer Stunde tat sie sich dann doch auf, die Lücke, die sie brauchten, um freie Schussbahn zu haben. Mit einem Schuss Genialität und viel Gefühl beförderte Thiago die Kugel in den Strafraum, Müller war im richtigen Augenblick gestartet und vollendete den Vorstoß zum Führungstor, als wäre es trotz der langen Flaute eine Selbstverständlichkeit für, ihn zu treffen, wenn es darauf ankommt. Sekunden zuvor hatte der bis dahin unauffällige Raffael auf der anderen Seite es Platzes mit einem Distanzschuss nur knapp das Ziel verfehlt. In der Schlussphase versuchte Gladbach, Druck zu erzeugen, zeigte viel Einsatz, blieb aber ohne zwingende Torchancen.
Hofmann mit Fair-Play-Geste gegen die Bayern
Schöne Geste von Gladbachs Jonas Hofmann: Im Bundesliga-Klassiker gegen Bayern München am Sonntag fällt der 24-Jährige im Zweikampf mit dem Münchner Thiago 35 Meter vor dem Tor des FCB. Der Hamburger Schiedsrichter Tobias Stieler entscheidet daraufhin auf Freistoß, doch Hofmann korrigiert diese Sichtweise. Er sei nicht berührt worden, sagte der Fußballspieler bei „Sky“. „Ich habe dem Schiri aber gesagt, dass ich keine Schwalbe machen wollte“.
Von seinem Trainer Dieter Hecking gab es Lob für die Aktion. „Schauspielerei“ sei nicht gewünscht, das habe er in der Mannschaft thematisiert. „Das zeigt, dass die Mannschaft den Fair-Play-Gedanken verinnerlicht hat“, meinte Hecking. Der Gladbach-Coach appellierte: „Es hilft wenig, wenn es Einzelne machen. Wenn es häufiger der Fall wäre, dann ist das für alle gut.“ (dpa)