2:3-Niederlage in Gladbach : Nagelsmann-Wutausbruch nach Bayern-Pleite
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Lautstark am Seitenrand: Münchens Trainer Julian Nagelsmann Bild: AFP
Nach einem frühen Platzverweis verlieren die Bayern gegen die Borussia. Trainer Julian Nagelsmann lässt seinem Frust nach Abpfiff freien Lauf. Später entschuldigt er sich dafür.
Julian Nagelsmann war außer sich, als er nach dem Abpfiff durch die Gänge des Borussia-Parks lief. „Will der mich verarschen, ey“, brüllte er, und es war sicher kein Zufall, dass er sich diesen kleinen Wutausbruch vor den Ohren der anwesenden Berichterstatter erlaubte.
„Das kann doch nicht wahr sein“, brüllte der Trainer noch, nachdem er mit seinem FC Bayern mit 3:2 bei Borussia Mönchengladbach verloren hatte. Der 35 Jahre alte Fußball-Lehrer war schwer erbost darüber, dass sein Verteidiger Dayot Umpamecano früh in der Partie mit einer Roten Karte vom Platz geflogen war.
„Das ist einfach kein Rot“, zürnte Nagelsmann, während Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus die Entscheidung „unstrittig“ fand. In jedem Fall hatte dieser Platzverweis das Spiel entscheidend geprägt, und Nagelsmann muss eine neue Episode einer für ihn sehr unerfreulichen Serie ertragen.
Fünf Mal hat er nun mit den Münchnern gegen Mönchengladbach gespielt, gewonnen hat er nie. Dabei hatte diese Partie eigentlich ganz gut begonnen für die Bayern. Sie agierten dominant, und die Verunsicherung der nach einer 1:4-Niederlage bei Hertha BSC stark in der Kritik stehenden Gladbacher war gut erkennbar.
„Wir hätten das Spiel schon in den ersten sieben Minuten entscheiden können, da müssen wir definitiv 2:0 führen“, sagte Nagelsmann angesichts der drei, vier vielversprechenden Angriffe, die aber nicht konsequent zu Ende gespielt wurden. Doch die achte Spielminute veränderte alles: Nach einem langen Ball kam es zu einem Sprintduell zwischen Upamecano und dem Gladbacher Angreifer Alassane Pléa, der nach einem eher sanften Kontakt mit der Hand an der Schulter ins Straucheln geriet und stürzte. Schiedsrichter Tobias Welz bewertete die Aktion als Notbremse und der VAR griff nicht ein.
Der folgende Freistoß blieb zwar noch ungekrönt, aber noch bevor Nagelsmann einen neuen Verteidiger eingewechselt hatte, schoss Lars Stindl nach einem klugen von Jonas Hofmann an die Strafraumkante zurückgelegten Freistoß das 1:0 für Mönchengladbach (13.). Fortan fand die Borussia immer wieder große Räume für die eigenen Angriffsaktionen und kam zu gute Chancen. Die beste vergab Stindl, als er nach einem Querpass von Manu Koné im Bereich des Elfmeterpunktes völlig frei zum Schuss kam, der jedoch knapp am Pfosten vorbei strich (24.).
Inzwischen hatte Nagelsmann seinen Kapitän Thomas Müller vom Feld genommen, Joao Cancelo kam und übernahm die Rechtsverteidigerposition von Benjamin Pavard, der ins Defensivzentrum rückte. Nagelsmann sprach von einer „beschissenen Entscheidung“, weil er Müller diese Auswechslung gerne erspart hätte. Und vielleicht auch, weil im weiteren Spielverlauf ein kluger Organisator der Offensivaktionen geholfen hätte.
Aber die Bayern fanden doch wieder zu sich und waren in vielen Phasen trotz Unterzahl ebenbürtig. Sie pressten mutig und kamen nicht ganz unverdient zum Ausgleich. Alphonso Davies nutzte nach 34 Minuten einen Stellungsfehler von Stefan Lainer für einen Angriff über den linken Flügel, fand im Zentrum Eric-Maxim Choupo-Moting, der zum 1:1 traf.
„Bis zum Schluss besorgt“
Es war nun eine ungewohnte Spielkonstellation: Die Bayern hielten an ihrer gewagten Spielweise fest, während die Borussia in Überzahl konterte. Mehrere exzellente Ausgangssituationen vergeudete das Ensemble von Trainer Daniel Farke jedoch durch Ungenauigkeiten oder weniger gute Entscheidungen im Angriffsverlauf. „Wir haben es fast zu wild gespielt und sehr viel liegen lassen“, monierte der Trainer, „deswegen war ich bis zum Schluss besorgt“.
In der Phase nach der Pause hätte das Spiel dann in beide Richtungen kippen können; auch eine Führung der Münchner wäre möglich gewesen, als ein 16-Meter-Schuss von Joshua Kimmich knapp über das Gladbacher Tor flog. Den Treffer schoss dann aber die Elf vom Niederrhein: Jamal Musiala verlor den Ball tief in der eigenen Spielfeldhälfte, Pléa legte quer auf Hofmann, der den Ball aus zehn Metern in Tor schob (55.).
Je länger das Spiel nun dauerte, desto müder wirkten die Münchner, die unter der Woche ein anstrengendes Champions League-Spiel bei Paris St Germain bestritten haben. Ramy Bensebaini traf nach einer Stunde die Latte, Hofmann verfehlte das Tor aus spitzem Winkel knapp (76.), und als Marcus Thuram nach Zuspiel von Hofmann das 3:1 geschossen hatte (84.), war dieses Spiel entschieden.
Denn das 3:2 durch Mathys Tel (90.+3) kam zu spät. „Das sind ganz wichtige drei Punkte“, sagte Gladbachs Trainer Daniel Farke, „das tut uns richtig gut für die Tabelle aber auch für die ganze Stimmungslage.“ Die ohnehin schon eher unruhige Situation beim FC Bayern wird hingegen eher noch verschärft nach dieser Niederlage.