Wütend nach verweigerter Starterlaubnis in Berlin: Karl-Heinz Rummenigge Bild: Picture-Alliance
Die Bayern gewinnen im Schnee von Berlin und freuen sich auf den Flug in die Sonne von Qatar zur Klub-WM. Doch daraus wird zunächst nichts. Am Flughafen gibt es Probleme. Die Reise wird zur Odyssee. Und Karl-Heinz Rummenigge ist stinksauer.
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Dass Thomas Müller den richtigen Riecher auf dem Fußballfeld besitzt, hat er bewiesen. 128 Tore und 156 Vorlagen alleine in der Bundesliga für den FC Bayern sind eine Bilanz, die zeigt, dass Müller weiß, wo er sich befinden muss, um erfolgreich zu sein. Auch am Freitagabend im Berliner Olympiastadion zeigte er wieder, dass er sich auf sein Sinnesorgan verlassen kann, selbst wenn er keinen Treffer erzielte. „Als wir den Platz zum Aufwärmen betreten haben und der Rasen schon so leicht geschmatzt hat, da hat man schon gerochen, dass es ein hart umkämpftes Spiel wird“, sagte Müller nach dem 1:0-Sieg seiner Münchner bei Hertha BSC.
Dass das Sprachbild ein wenig schief geriet, spielte keine Rolle. Jeder, der schon mal bei Schnee oder Regen einen matschigen Fußballplatz betreten hat, weiß, was Müller meinte, als er seinen Riecher ins Spiel brachte. Es war in der Tat keine leichte Aufgabe, die der Spitzenreiter beim Abstiegskandidaten in der Hauptstadt zu bewältigen hatte. In der ersten Halbzeit schneite es sich ein, bis der Rasen mehr weiß als grün war. In der Pause bekam er seine Farbe zurück, indem Helfer wie auf den Amateurplätzen der Republik ein loses Tornetz über den Platz zogen, um die liegengebliebenen Flocken zu verreiben.
Da hatten die Bayern schon den letztlich entscheidenden Treffer erzielt. Kingsley Coman ließ seinen rutschenden Gegenspieler mit einer Finte aussteigen und schoss von der Strafraumkante mit rechts. Der sich ihm entgegenwerfende Berliner Abwehrspieler Niklas Stark fälschte den Ball so ab, der sich in einem hohen Bogen über Torwart Rune Jarstein ins Tor senkte und dabei Latte und Netz von ein wenig Schnee befreite (21. Minute). „Natürlich braucht man auch etwas Spielglück“, sagte Müller bei DAZN. „In jedem Spiel können wir nicht zelebrieren. Was auffällt, ist, dass wir wieder häufiger zu null spielen.“
Lewandowski verschießt einen Elfmeter
Das ist eine Erkenntnis, die die Münchner aus Berlin mitnahmen neben der Tatsache, dass sie nach dem Spieltag, wenn die Verfolger gespielt haben, mindestens sieben Punkte vor dem Zweiten aus Leipzig stehen werden, der an diesem Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) bei Schalke 04 antritt. Nach den vielen Gegentoren vor Weihnachten und zum Start ins neue Jahr haben die Bayern ihre Abwehr stabilisiert. In den vergangenen fünf allesamt siegreichen Partien in der Bundesliga gab es nur noch zwei Treffer des Gegners. „Das liegt an unserer besseren Tiefenstaffelung“, sagte Müller fachmännisch.
In der Tat sind die Abstimmung und das Stellungsspiel in der Defensive verbessert. Trainer Hansi Flick hat es geschafft, die alte Stabilität, die vor allem bei den Partien gegen Mainz (erste Halbzeit), in Gladbach (kurz vor und nach der Pause) und beim DFB-Pokal in Kiel (immer mal wieder) verlorengegangen war, zurückzubringen. „Die erste Halbzeit war schwer zu spielen“, sagte Flick zum aufkommenden Schnee. Dazu verschoss Robert Lewandowski einen Elfmeter (11.). „Aber die Mannschaft hat es sehr gut gemacht. Wir haben das 1:0 bis zum Schluss verteidigt, daher bin ich zufrieden. Es wird ein schöner Flug.“
Doch da hatte sich der Trainer, dessen Pressekonferenz wegen des Zeitdrucks weniger als zwei Minuten dauerte, aber mal gewaltig getäuscht. Denn dieser Flug QR 7402 hob nicht wie geplant um 23.15 Uhr in Berlin ab. Um die Abreise noch am Abend zu ermöglichen, war das Spiel in Berlin sogar extra eine halbe Stunde vorverlegt worden. Das Flugzeug sollte den Tross nicht zurück nach München bringen, sondern in sechseinhalb Stunden nach Doha. Von Temperaturen rund um den Gefrierpunkt mit Niederschlag zu 24 Grad bei wolkenlosem Himmel – kein Wunder, dass die Münchner Spieler um Kapitän Manuel Neuer auf den Fotos in den sozialen Medien, die der Klub am Abend verbreitete, vor ihren Masken die Daumen hoben.