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Topspiel gegen RB Leipzig : Der FC Bayern am Rande einer Niederlage

Nicht so erfolgreich auf dem Feld wie in den vergangenen Spielen: Bayerns Thomas Müller gegen Leipzig Bild: EPA

Leipzig besteht die Reifeprüfung: Eine Hälfte lang dominieren die Münchener das Spiel, dann dreht RB auf. Am Ende teilen sich beide Mannschaften die Punkte. Dabei hat der FC Bayern auch Glück – und kurz vor Schluss noch Pech.

          3 Min.

          Etwas mehr als eine Stunde war gespielt, als ein Leipziger alle seine Kraft in einen Schuss legte. Es war nicht Timo Werner, auch nicht Marcel Sabitzer oder sonst einer der Männer in den weißen Trikots. Es war Julian Nagelsmann, ein Ball war nicht im Spiel bei diesem Tritt des Trainers an der Seitenlinie, aber dafür jede Menge Wut – schließlich hatte sein Team gerade die große Chance zum Führungs- und vielleicht sogar Siegtreffer vergeben. Werner war es, der nach einer Flanke von Christopher Nkunku den Ball aus allerbester Position am Tor von Manuel Neuer vorbeigeschossen hatte. Nicht nur in dieser Szene waren die Leipziger am Sonntagabend einen Treffer in München nahe, doch weil es am Ende beim 0:0 blieb, heißt der Tabellenführer auch nach dem 21. Spieltag FC Bayern.

          Christian Kamp
          Sportredakteur.

          Der Rekordmeister liegt weiter einen Punkt vor dem gar nicht mehr heimlichen Herausforderer aus Leipzig, aber nachdem der Trend zuletzt eher auf eine weitere Münchner Machtdemonstration hingedeutet hatte, blieb am Ende ein ungewohntes Gefühl von bayerischer Verletzlichkeit. Spannend also bleibt es in der Bundesliga, weil die Bayern dieses Spitzenspiel nach gutem Beginn „nicht zu unserem machen“ konnten, wie Thomas Müller es formulierte. Ärgern mussten sie sich darüber, dass Leon Goretzka in der 80. Minute die große Chance zum Sieg vergab. Aber das Team von Hansi Flick konnte angesichts der zweiten Hälfte, in der es ermattet und ausgebremst wirkte, auch froh sein, noch einmal davongekommen zu sein.

          Das Resultat fanden beide Trainer gerecht aber Flick musste einräumen, dass seine Münchner auch „etwas Glück“ nötig hatten. Für die Leipziger, die sich bei ihren bisherigen Auftritten in München von Mal zu Mal näher an etwas Zählbares herangearbeitet haben, 0:3, 0:2, 0:1, gab es zwar wieder kein Tor, aber dennoch den ersten Teilerfolg – mit dem sie gut leben konnten. „Wir können zufrieden sein“, sagte Werner, der durchaus kess hinzufügte, dass die Verfolgerrolle den Sachsen mehr liege als die Position an der Spitze, die sie vor nicht allzu langer Zeit noch innehatten.

          Die erste Hälfte spielte sich alles in allem im gemäßigten Adrenalinlevel ab. Mit zunächst deutlichen Vorteilen für die Bayern, die mit dem Rückenwind von sechs gewonnen Ligaspielen nacheinander loslegten, und auch genügend Angriffen, die einen schnellen Kick verhießen. Flick vertraute auf seine Stammformation der jüngsten Bundesliga-Siege, Kimmich, Thiago und Goretzka bildeten wieder das Herzstück, Gnabry ersetzte den verletzten Perisic.

          An Selbstbewusstsein und Spiellaune mangelte es den Münchnern nicht. Allerdings war es dann doch immer einen Tick zu ungenau oder zu umständlich, was Flicks Team produzierte. Beispielhaft waren die Angriffe über die linke Seite, wo die Bayern den Nationalverteidiger Halstenberg in wechselnden Konstellationen mit Thiago, Gnabry und dem enorm angriffslustigen Davies gehörig ins Schwitzen brachten. Doch drei Mal (10., 18. und 26.) wurde nichts aus dem, was so vielversprechend begonnen hatte.

          Werner gegen Lewandowski, das war natürlich das Duell, auf das sich alle Augen richteten. 20 Tore des Leipzigers gegenüber 22 des Münchners, diese Zuspitzung in der Torjägerhierarchie gehört auch zu den besonderen Zutaten dieser Bundesliga-Spielzeit. Ein Spiel für diese Spezies war es zunächst aber gar nicht. Lewandowski kam erst in der 39. Minute zu seiner ersten nennenswerten Abschluss-Situation, die aber hatte es in sich. Upamecano hielt den Ball gerade noch auf. Zu diesem Zeitpunkt war das Bayern-Spiel allerdings längst schon nicht mehr das der ersten Viertelstunde. Die Fehlerliste war ungewohnt lang, die Kontrolle im Zentrum ging verloren, und dass ein Angriff mit Sinn und Verstand zu Ende gespielt worden wäre, ließ sich nun nicht mehr behaupten.

          Die Leipziger brauchten eine Weile, um Zutrauen zu entwickeln. Auch angesichts der Vorgeschichte schienen sie erst einmal bemüht, frühes Unheil zu vermeiden, das gelang ihnen durch eine Massierung der Kräfte im Zentrum besser als manch anderem Herausforderer, der zuletzt in München zerzaust worden war. Nagelsmann hatte in der Startelf auf seine beiden spanischen Winterzugänge gesetzt, Angelino und Dani Olmo, und begann mit einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette. Nach Ballgewinnen versuchten die Sachsen, schnell in die Spitze zu kommen, aber das blieb zunächst ein angedeutetes Modell. Werner brachte bei seiner einzigen Gelegenheit in der ersten Hälfte nur ein Schüsschen hervor (24.).

          Allerdings zeichnete sich ein Trend ab, der kein Freund der Bayern war. Deren Defensive wirkte alles andere als unwetterfest, was nach der Pause beinahe Folgen gehabt hätte. Erst verschonte Sabitzer den Rekordmeister, als er aus freier Position in der Mitte den Ball über das Tor zimmerte (46.), dann brauchte es eine Rettungstat von Alaba in höchster Not. Werner hatte da schon Torwart Neuer umkurvt, aber mit Alabas eingesprungener Intervention hatte er nicht mehr gerechnet (49.). Später folgte noch Werners Großchance (63.). „In so einem Spiel“, sagte er später reumütig, „muss man solche Bälle reinmachen, um gewinnen zu können.“

          Dazwischen hatte es einen Elfmeterpfiff für die Bayern gegeben, unstrittig nach Upamecanos Fußangel gegen Lewandowski (53.). Doch als der Pole schon zur Ausführung bereitstand, schaltete sich der Videoschiedsrichter ein und befand richtigerweise: abseits. Das passte ins Bild des verhinderten Torjägers an diesem Abend. Lewandowski tat sich dann noch einmal hervor, als er Goretzka freispielte. Aus Bayern-Sicht wäre es andersherum womöglich besser gewesen. Goretzka konnte sich die Ecke eigentlich aussuchen, den Schuss aber parierte Torwart Gulacsi.

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