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Problem bei Borussia Dortmund : Haaland ist außer sich vor Wut

  • -Aktualisiert am

Erling Haaland trifft doppelt und ist doch nicht zufrieden. Bild: Reuters

Helft Haaland! Der Stürmer aus Norwegen erzielt zwei Tore, zum Sieg für den BVB in Köln reicht es aber nicht. Denn die Kollegen machen es sich zu bequem. Das sorgt für Ärger bei Haaland.

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          Beinahe genauso entschlossen wie zuvor auf dem Platz agierte Erling Haaland nach dem Abpfiff. Der Angreifer von Borussia Dortmund pfefferte sein Trikot hinüber zu seinem Gegenspieler Jorge Meré, der offenbar rechtzeitig um dieses kostbare Andenken gebeten hatte, und marschierte vor Wut bebend in die Kabine.

          Schon auf seinen Treffer zum 2:2 kurz vor dem Abpfiff hatte er nicht mit Freude reagiert, sondern mit offenkundigem Zorn. Haaland, der beide Dortmunder Treffer zu diesem Unentschieden beigetragen, an den Pfosten geköpft und so gut wie alle anderen gefährlichen Aktionen des BVB vor dem Kölner Tor erzeugt hatte, war sehr allein in diesem Moment.

          „Wir werden ihm weiterhelfen, damit er uns weiterhelfen kann“, erklärte Trainer Edin Terzic nach einer Partie, die Haaland gute Gründe geliefert hatte, seinen Kollegen unterlassene Hilfeleistung vorzuwerfen. „Dieser Siegeswille zeichnet ihn aus“, sagte Terzic, und den Zuhörern drängte sich eine unausgesprochene Ergänzung auf: Anderen fehlt diese geradlinige Entschlossenheit, ohne die Borussia Dortmund eine abermalige Champions-League-Qualifikation kaum schaffen wird.

          Dieser unglaubliche Typ Haaland

          Der BVB hatte gespielt wie eine Mannschaft, die sich auf die ganz besonderen Fähigkeiten eines einzelnen Spielers verlässt. „Haaland kannst du nicht über 90 Minuten verteidigen, das ist unmöglich, das schafft aktuell fast keine Mannschaft der Welt“, sagte der Kölner Trainer Markus Gisdol. „Das ist die herausragende Qualität eines Einzelspielers, die wirklich dominant gut ist.“

          Nicht zum erstem Mal stand diese Dominanz derart im Vordergrund, dass die Idee des Mannschaftssports zu verkümmern drohte. Der BVB erscheint mitunter wie eine Gruppe von Sportlern, die ganz froh ist, nur wenig eigene Verantwortung fürs Offensivspiel übernehmen zu müssen, weil da vorne ja dieser unglaubliche Typ unterwegs ist.

          In der guten Phase der zurückliegenden Wochen hatten Jadon Sancho und Marco Reus das Problem abgeschwächt – Reus mit seinem Engagement und seiner Führungsstärke und Sancho mit seiner fußballerischen Brillanz. Aber diese beiden Angreifer sind derzeit verletzt. Die anderen Offensivspieler geraten mehr und mehr in Verdacht, nicht das Niveau für die Bundesligaspitze zu haben: Thorgan Hazard leistet Dienst nach Vorschrift, Julian Brandt feiert bei fast jedem Auftritt ein Festival der Ungenauigkeiten.

          Giovanni Reyna hat seine Form der ersten Saisonphase komplett verloren. Mahmoud Dahoud spielt irgendwie immer in seinem eigenen Rhythmus, was gut aussieht, wenn andere als Taktgeber funktionieren. An Tagen wie in Köln wirkt er aber überfordert. Und Jude Bellingham sowie der zur Halbzeit eingewechselte Youssoufa Moukoko sind 17 und 16 Jahre alt, sie brauchen eine funktionierende Struktur, um selbst effizient zu spielen.

          Gegen Köln hatte Haaland gleich nach drei Minuten eines dieser sehr besonderen Superstar-Tore geschossen, dem eine kunstvolle Ballannahme vorausging. Damit war eigentlich ein Hauptproblem gelöst, vor dem der BVB zuletzt immer wieder gegen Teams aus den unteren Tabellenbereichen stand. Köln musste aktiv werden, die Dortmunder hatten Räume. Eigentlich war es nun erst recht ein Haaland-Spiel, der Platz für seine tiefen Läufe hatte. Doch die Kollegen lieferten zu selten passende Anspiele.

          Und so machte die imposante Stärke des Starstürmers deutlich sichtbar, wo die Schwächen dieses Kaders liegen: Es gibt neben Haaland keine Offensivspieler, die zuverlässig präsent sind, wenn Reus verletzt fehlt, was bekanntermaßen sehr häufig der Fall ist. Im Herbst war dieses Team dem Vorwurf ausgesetzt, es leide gerade gegen schwächere Gegner unter einer Neigung zur Selbstüberschätzung und spiele nicht mit voller Energie. Nun könnte dieses Problem eine neue Ausprägung entwickelt haben: Mancher ruht sich auf der Anwesenheit Haalands aus, der Spiele allein entscheiden kann. Aber auch nicht jeden Tag.

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