Eintracht Frankfurt : Senkrechtstarter Knauff sucht Schwung
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Am Boden: Für Ansgar Knauff soll es wieder aufwärts gehen. Bild: Imago
Eintracht-Profi Ansgar Knauff blickt auf einen tiefen Fall zurück. Auf dem rechten Flügel hat er seinen festen Platz verloren – trotzdem soll seine Zukunft in Frankfurt liegen.
Ansgar Knauff hat ein Alleinstellungsmerkmal bei der Eintracht. Der 21-Jährige ist in dieser Saison bisher der einzige Profi, dem als linker Flügelspieler ein Treffer gelungen ist – am 5. November beim 2:1-Erfolg in Augsburg. Christopher Lenz und der seit Mitte April wegen einer Oberschenkelverletzung fehlende Philipp Max, der nun ins Mannschaftstraining zurückgekehrt ist, hatten in ihrem Arbeitssektor noch nicht dieses Vergnügen. Im Hinblick auf die von ihm ausgehende Torgefahr plagt Lenz sogar eine besonders lange Leidenszeit: In seinen 91 Bundesligaspielen fand sich der 28-Jährige noch nie unter den Torschützen wieder, damit steht er eingedenk seines Arbeitspensums unter den Bundesligaspielern ziemlich allein da.
Aber richtig glücklich kann auch Knauff über sein einmaliges Erfolgserlebnis nicht sein. Zum einen ist das ein bescheidener Ertrag für einen Offensivspieler, hinter dem in diesem Spieljahr 33 Pflichtspieleinsätze liegen. Außerdem hat Knauff seinen Stammplatz in der Mannschaft eingebüßt. 14 Mal stand er in dieser Erstligarunde in der Startelf, zehnmal wurde er eingewechselt und fünfmal von Trainer Oliver Glasner gar nicht berücksichtigt. Zu wenig für Knauff mit seiner sportlich guten Veranlagung und seiner verheißungsvollen Vorgeschichte.
Vor einem Jahr war der gebürtige Göttinger noch in aller Munde. Als Leihspieler von Borussia Dortmund hatte er in wenigen Monaten einen mächtigen Karrieresprung hingelegt: von der BVB-Reserve in der dritten Liga auf die Europapokalbühne mit der Eintracht. Knauff erzielte wichtige Tore, eins gegen Barcelona und eins gegen West Ham United. Zur Krönung seines fulminanten Aufstiegs gewann er mit den Frankfurtern die Europa League und wurde on top zum besten Nachwuchsspieler Europas gekürt. Mehr geht kaum. Seine forsche Spielweise und seine Unbekümmertheit machten Knauff zu einer unverwechselbaren Konstante im Eintracht-Spiel. Die Erwartungen an ihn für diese Spielzeit waren hoch.
Eher eine Notlösung
Heute blickt der einstige Senkrechtstarter auf einen ziemlich tiefen Fall zurück. Auf dem rechten Flügel – dort spielt Knauff lieber – hat er seinen festen Platz an Aurelio Buta oder Eric Junior Dina Ebimbe verloren. Und links stellt Knauff eher eine Notlösung dar. Aus dem selbstbewussten Newcomer der Vorsaison ist ein Ergänzungsspieler geworden, der seine Lockerheit und seinen Schwung verloren hat. Der sich jetzt oft selbst im Weg steht. Bezeichnend war die Szene im zurückliegenden Spiel bei Schalke 04 (2:2), als der eingewechselte Knauff die Chance zum 3:1 nicht nutzte, weil er in aussichtsreicher Position zauderte und schließlich ausrutschte. Sein verunglückter Auftritt sagt viel über sein augenblickliches Standing aus.
Trotzdem soll Knauffs Zukunft in Frankfurt liegen. Nach Gesprächen mit den Dortmunder Verantwortlichen hat der U-21-Nationalspieler den Eindruck, perspektivisch besser bei der Eintracht aufgehoben zu sein. Und auch Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche traut Knauff die Trendumkehr in dessen stockender Entwicklung zu. In der neuen Saison soll der Flügelspieler dann unter dem neuen Trainer an seinen guten Einstieg in Frankfurt anknüpfen und sein Potential wieder zur Geltung bringen. Noch müssen sich beide Klubs jedoch auf eine Ablösesumme für Knauff einigen.
Dem BVB schwebt offenbar ein Betrag in Höhe von rund sieben Millionen Euro vor, Frankfurt hingegen peilt, so heißt es, rund fünf Millionen Euro an. Nach jetzigem Stand ist es wahrscheinlich, dass beide Seiten eine Übereinkunft erzielen werden. Womöglich wird die Eintracht auch mit RB Leipzig Transferverhandlungen führen müssen. Gut eine Woche vor dem Pokalfinale in Berlin gegen die Sachsen soll RB Interesse an einer Verpflichtung von Eintracht-Offensivspieler Jesper Lindström bekundet haben.
Was Lindströms und Knauffs Teamkollege Tuta angeht, muss Krösche offenbar nicht tätig werden. Zuletzt waren Gerüchte aufgekommen, dass der 23 Jahre alte Brasilianer, der bis Mitte 2026 vertraglich an die Eintracht gebunden ist, den Klub in diesem Sommer verlassen will. „Ich sehe mich zu hundert Prozent in Frankfurt“, sagte der Innenverteidiger aber am Mittwoch, sein Berater und er würden momentan „keinen Gedanken“ daran verschwenden, den Arbeitsplatz zu wechseln. Seit dem vorvergangenen Spieltag, dem 3:0-Heimerfolg über Mainz, nimmt Tuta anstelle von Makoto Hasebe wieder die Position des Abwehrchefs in der Dreierkette ein.
Wenn er es sich aussuchen dürfte, würde er die Aufgabe des rechten Innenverteidigers bevorzugen. So oder so: In seinem Reifeprozess hat der Abwehrspieler nicht die Fortschritte gemacht, die sich die Eintracht wohl von ihm erhofft hat. Auf der zentralen Position im Verteidigungsverbund konnte sich der Südamerikaner nicht für eine Dauerlösung empfehlen. Zu oft unterliefen ihm individuelle Patzer. „Es ist eine Saison mit gemischten Gefühlen für mich“, sagte er. „Positiv und negativ – von beidem war etwas dabei.“