Kritik von Eintracht-Coach Veh : „Dann habe ich die Schnauze voll“
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„Wir sind kein Egotrip“: Eintracht-Trainer Armin Veh übt Kritik. Bild: dpa
Alex Meier schießt beim Frankfurter 3:2-Sieg über Wolfsburg alle drei Tore. Eigentlich könnte die Stimmung bei der Eintracht bestens sein. Dann aber holt Trainer Armin Veh aus – und kritisiert einen Spieler heftig.
Jetzt ist es so weit, Alexander Meier schießt drei Tore, rettet der Eintracht im Alleingang drei Punkte – und es ist keiner besonderen Erwähnung mehr wert. Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen weigerte sich nach dem unverhofften 3:2 über den VfL Wolfsburg nur ein Wort über das Phänomen des Torjägers zu verlieren. Trainer Armin Veh sagte nur das Wenigste: „Alex Meier war natürlich ganz, ganz wichtig.“

Sportredakteur.
Ach wirklich? Und der Schütze vom Dienst sprach auch nicht über sich und seine Saisontreffer acht bis zehn, sondern über die Mannschaft und das kuriose Spiel, das sie abgeliefert hatte. In seinem zwölften Dienstjahr haben sich alle, die länger mit der Eintracht zu tun haben, an die Treffsicherheit des Torjägers gewöhnt. Man musste schon bei Neuankömmlingen und Gästen nachfragen, um Stoff für den gebührenden Lorbeerkranz des „Helden“ dieses Spiels zu bekommen.
„Bei seiner Quote hätte er heute für uns sieben Tore geschossen“, sagte Klaus Allofs, Vorstand des VfL Wolfsburg. Und aus Marco Fabian, der erst seit gut drei Wochen sein Geld in Frankfurt verdient, sprudelte es heraus: „Wir haben viele gute Spieler in Mexiko, aber jemanden wie Alex Meier gibt es nicht. Er ist phänomenal, phantastisch.“
Fabian hatte gehörigen Anteil daran, dass die Begegnung für die Eintracht glücklich endete. Der 26 Jahre alte Mexikaner bereitete nicht nur den Siegtreffer des Torjägers in der Nachspielzeit mit einem sehenswerten Dribbling vor. Als er in der 46. Minute von Trainer Veh ins Spiel gebracht wurde, änderten sich die Verhältnisse grundlegend. Bis dahin waren die Frankfurter ein Spielball für die Wolfsburger gewesen und hätten mehr Gegentore als Dantes 0:1 (25.) verdient gehabt.
Nun begnügten sie sich nicht mehr mit der passiven Rolle. Nicht alles war an Fabian festzumachen, aber mit seiner Dynamik und Aggressivität gab er den anderen ein gutes Beispiel. Seine Balleroberung in der 66. Minute führte über einen kleinen Umweg zum 1:1, das die Initialzündung für das Comeback der Frankfurter bildete. Fabian kommentierte in aller Bescheidenheit sein bemerkenswertes Debüt: „Kein Spieler allein kann ein Spiel wenden, das geht nur mit der ganzen Mannschaft. Ich habe nur versucht, die Vorgaben des Trainers zu erfüllen.“
Veh hatte seinem Mexikaner mit auf den Weg gegeben, den Ball doch bitte einmal zu halten, die Nähe Meiers zu suchen und ein Angriffsspiel aufzuziehen. Das alles hatte in der erstes Halbzeit nicht stattgefunden. Veh fand deutliche Worte für das Geschehen in den ersten 45 Minuten: „Wir waren gar nicht auf dem Platz. Selbst wenn wir am Ball waren, haben wir die Wolfsburger eingeladen.“
Der Eintracht-Trainer blieb in der Pause gefasst und konstruktiv. Anstatt seine Spieler anzumachen, forderte er sie im ruhigen Ton auf, etwas am Spiel zu ändern. „Ich sagte ihnen, dass es nur 0:1 steht, ist das Beste am ganzen Spiel, denn das könne wir noch lösen. Bei einem 0:1 hat man immer noch eine Chance. Wir müssen nur anders spielen, auch zweite Bälle gewinnen, nachsetzen, Räume enger machen, frecher sein.“
Vehs Beitrag zur Leistungssteigerung beruhte nicht nur auf eine gelungene Ansprache, sondern auch auf dem Spielerwechsel Fabian gegen Seferovic. Der Schweizer Stürmer hatte in der ersten Halbzeit kaum einen Zweikampf geführt, geschweige denn gewonnen, kaum einen Ball erlaufen und überhaupt nicht auf das Tor geschossen. „Ich konnte es nicht so weiterlaufen lassen, ich musste etwas tun“, sagte Veh und fügte lächelnd hinzu: „Da habe ich ja wohl mal etwas nicht ganz falsch gemacht.“
Wenig später verdüsterte sich die Miene des Trainers an diesem glücklichen Tag. In dem Moment, als er abermals auf den Wechsel angesprochen wurde: „Es ist bezeichnend, dass ich bei einem 0:1-Rückstand den einzigen Stürmer, den ich habe, vom Feld genommen habe.“
Klang das nach Kritik an Seferovic? Vehs weitere Ausführungen über den Schweizer Nationalstürmer ließen keinen Spielraum mehr für Fragezeichen, Veh lieferte ein Ausrufezeichen nach dem anderen: „Ich brauche zwar Seferovic, aber wenn jemand sein Ego über die Mannschaft stellt, dann habe ich die Schnauze voll. Er wird in den Medien als Wahnsinnskämpfer dargestellt, das sehe ich komplett anders. Wenn ich als Stürmer in der Vorrunde drei Tore schieße, dann bin ich kein Torjäger, dann muss ich für die Mannschaft arbeiten.“
Und weiter: „Wir sind kein Egotrip, wir sind eine Mannschaft. Es war nicht das erste Mal. Aber ich habe ja keinen anderen Stürmer. Das Problem ist doch, dass ich nicht immer so handeln kann, wie ich will.“ Veh rechtfertigte seine Anwürfe gegen den Schweizer: „Ich schütze immer meine Spieler, sie können auch mal schlecht spielen, weil sie meine Jungs sind. Aber wenn einer das Ego raushängt, dann ist Ende.“
Top-Stürmer, die regelmäßig Top-Leistungen abriefen, denen würde er solch ein Verhalten vielleicht noch nachsehen. „Aber Top-Spieler tun so etwas normalerweise nicht.“ Dann zog Veh den Vergleich zu Meier: „Der ist 33 und schießt immer noch seine Tore, weil er danach lebt. Alex hat Angebote gehabt im Winter, x-Vereine. Bei einem hätte er richtig mehr verdienen können. Er kam zu mir und wir sprachen darüber. Danach war das Thema vom Tisch. Und danach hängt er sich wieder voll rein. Das ist etwas Charaktervolles.“