
Frankfurter Probleme : Der Fluch des Eintracht-Erfolgs
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Plötzlich niedergeschlagen: Helfen können nur Siege einer nervenstarken Mannschaft Bild: dpa
Gewaltbereite Anhänger, Zwist in der Führung und ein Team, dessen Spiel nicht mehr verzückt: Aus dem Liebling des deutschen Profifußballs ist ein Sorgenkind geworden. Besserung ist kaum in Sicht.
Kaum zu glauben, es ist erst vier Monate her, dass der Himmel über der Frankfurter Eintracht wolkenlos erschien. Gerade in die K.-o.-Runde der Champions League eingezogen, in der Bundesliga und im DFB-Pokal auf einem Erfolgskurs, der die neuerliche Qualifikation für Europa fast schon als Selbstverständlichkeit erscheinen ließ, begleitet von leidenschaftlichen Fans und einer zumindest nach außen hin großen Harmonie im Verein: Der Eintracht wurden Anerkennung und Respekt weit über die Grenzen des Rhein-Main-Gebietes und Hessens zuteil.
Kurz vor Frühlingsbeginn ist aus dem neuen Liebling des deutschen Profifußballs ein Sorgenkind geworden. Die gewaltsuchende Abteilung der Anhänger beschädigte in Neapel den Ruf des Klubs, die Auseinandersetzung zwischen Philip Holzer und Axel Hellmann warf zumindest ein schlechtes Licht auf die Klubführung, und die Mannschaft spielt nicht mehr den hinreißenden Fußball des Herbstes, sondern verköstigt die Freunde des schönen Spiels nur noch mit dem Einheitsbrei der Liga.
Der Sinkflug aus den höheren Sphären in die Niederungen kommt nicht überraschend. Man kann nicht erwarten, dass ein schwindelerregender Aufstieg ohne Nebenwirkungen abläuft. Die Erfolge wirken sich auf die Egos der Protagonisten aus. Die Funktionäre entwickeln eine größere Neigung zur Eitelkeit, und die Profis beginnen mit größeren Klubs zu liebäugeln. Und das Problem mit den potentiell gewalttätigen Fans war ohnehin nie gelöst, sondern nur vertagt.
Zumindest bei den sportlichen Rückschritten stellt sich keine Schuldfrage. Sportvorstand Markus Krösche hat vollkommen recht mit seiner Aussage: „Es ist immer schwierig, wenn sich die Spieler schneller entwickeln als der Klub.“ Und genauso ist es bei der Eintracht. Die offene Frage, ob überhaupt einer der Kolo Muanis, Kamadas, Ndickas, Sows oder Lindströms über das Frühjahr in Frankfurt bleibt, sorgt für Unruhe. Beim Rest des Kaders und bei den Begehrten.
Dass auch Trainer Glasner kein klares Bekenntnis zur Eintracht formuliert, trägt ebenfalls nicht zur Ruhe bei, obwohl das nur Ausdruck seiner Ehrlichkeit ist. Glasners nicht spannungsfreies Verhältnis zu Krösche eröffnet zudem Spielraum für Spekulationen. Die Lage in Frankfurt ist schwierig, unübersichtlich und unsicher. Und sie wird es bleiben, denn kurzfristige Lösungen für die Problematiken gibt es nicht. Helfen können nur Siege einer nervenstarken Mannschaft.