Im Gespräch: Eintracht-Profi Johannes Flum : „Die Situation beschäftigt uns schon sehr“
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Greift wieder voll an: Johannes Flum hat seine Verletzung mit einer intensiven Rehaphase hinter sich gelassen. Bild: Heiko Rhode
Der 26 Jahre alte Johannes Flum gehört zu den meinungsstarken Charakterköpfen der Eintracht Frankfurt. Aber auch er fragt sich manchmal, zu was sein Team in der neuen Saison im Stande sein wird.
Ist Vorbereitung Quälerei?
Ja, eigentlich immer wieder. Im Sommer wird bei Fußballklubs viel geschwitzt. Es ist verdammt anstrengend, aber es gehört dazu, leider. Aber ich bin nun zum sechsten Mal in dieser Situation, und da weiß man inzwischen, für was es gut ist. Eine Bundesligasaison wird immer hart, und wir brauchen Kraft, die holen wir uns in den Wochen zuvor. Wenn man diesen Gedanken jeden Tag während der Trainingsstunden im Hinterkopf behält, fallen einem auch manche Einheiten, die richtig schwer sind, ein bisschen leichter.
Die zurückliegende Saison war für Sie wegen einer Schulterverletzung schon Anfang April vorzeitig beendet. Ist der Weg zurück nun besonders anstrengend?
Eigentlich nicht. Am Anfang hatte ich schon Respekt, auch weil ich nicht wusste, wie mein Körper nach der Pause auf die Belastungen reagieren würde. Es war die schlimmste Verletzung, die ich bislang hatte. In meiner Schulter war so ziemlich alles kaputt, was es gibt: die Bänder waren gerissen, das Knorpel musste wieder angenäht werden, ein Muskel war auch dahin. Doktor König in Offenbach hat mich aber hervorragend operiert. Normalerweise, heißt es, dauert es vier Monate, bis man nach so einer Verletzung wieder Kontaktsport machen darf. Bei mir sind jetzt erst zwölf Wochen rum, und ich bin wieder dabei.
Was ist der sinnvollere Weg beim Wiedereinstieg ins Mannschaftstraining: Langsam herantasten und immer einen kleinen Schritt mehr wagen – oder von einem Tag auf den anderen volle Pulle?
Solange man den Gedanken hat, es könnte noch was passieren, sollte man warten. Nach zwei, drei Einheiten habe ich mich aber schon so gefühlt wie vor der Verletzung. Ich hatte zuletzt nicht viel Urlaub, aber dafür eine intensive Reha-Zeit. Das machte sich positiv bemerkbar. Zunächst habe ich individuell für mich Übungen absolviert, da war ich bei den Zweikämpfen außen vor oder dann in der nächsten Stufe bei Spielformen der freie Mann, der angespielt jedoch nicht angegriffen werden durfte. Und dann kommt der Moment, an dem ein Profi sagen muss: Jetzt ist es wieder soweit! Der liegt hinter mir. Angst habe ich keine mehr.
Wie zufrieden sind Sie mit der Vorbereitung?
Ich konnte alles mitmachen, habe keine Laufeinheit verpasst. Ich bin müde, aber das muss so sein, und mein körperlicher Zustand insgesamt ist absolut in Ordnung. Was die Verfassung der Mannschaft angeht, muss man sagen, dass wir uns erst finden müssen. Jeder Trainer hat andere Vorstellungen, das geht nicht von heute auf morgen. Thomas Schaaf ist ein Arbeitertyp, ein bisschen anders als Armin Veh, der viel von außen beobachtet hat. Schaaf macht alles auf dem Platz: Er stellt die Hütchen auf, verteilt die Trikots, spielt die Bälle, ist immer mittendrin. Wir müssen noch an uns arbeiten, das hat man in den Tests gesehen. Wir sind als Team noch lange nicht da, wo wir hinwollen. Das Gute ist aber, dass das jedem einzelnen klar.
Was sagt Ihnen Ihre Erfahrung: Lässt sich aus einer guten Vorbereitung ein erfolgreicher Saisonverlauf schlussfolgern?
(lacht) Schön wär’s. Vorbereitung ist die Pflicht, die vor der Kür kommt. In dieser Phase müssen wir uns körperlich absolut fit machen, dass wir an dem Punkt, wenn die Saison beginnt, alles abrufen können. Nicht mehr und nicht weniger: Ansonsten kann man aus allem, was jetzt gerade passiert, keine verlässlichen Schlüsse ziehen.
Was zeichnet die neue Eintracht aus?
Wir haben extrem viele junge Spieler dabei. Das ist für die eine große Chance. Ich glaube zwar nicht, dass viele von ihnen auf Anhieb den Sprung in die Bundesliga schaffen, aber sie können sich empfehlen…
…wem ist das bislang besonders gut gelungen?
Das ist Sache des Trainers, dies zu beurteilen. Meine Meinung ist da nicht ausschlaggebend. Aber Joel Gerezgiher macht einen sehr guten Eindruck, aber auch die anderen hauen sich rein. Wir haben insgesamt eine gute Mischung, die auch charakterlich gut zueinander passt. Das Entscheidende wird sein, dass wir als Mannschaft agieren, dass wir vorne anfangen, gut zu verteidigen, und der Torwart den Spielaufbau gut einleitet. Unser Team muss sich nicht nur durch die Spieler auszeichnen, die zu Beginn in der Startformation stehen, sondern auch durch die, die zunächst draußen sitzen. Die WM hat bewiesen, wie wertvoll es ist, wenn man über Auswechselspieler verfügt, die sofort alles geben, wenn sie rein kommen. Und ich denke, dass ja noch einige Spieler verpflichtet werden.