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Toptalent und Trainersuche : Die Zukunft der Eintracht nimmt Gestalt an

  • -Aktualisiert am

Ab Sommer bei Eintracht Frankfurt: Fabio Blanco Gómez kommt aus Spanien. Bild: Eintracht Frankfurt

Mit der Verpflichtung von Fabio Blanco Gómez setzen die Frankfurter ein Zeichen. Bei der Trainersuche passt ein Kandidat auf unheimliche Weise ins Anforderungsprofil. Doch es gibt Nebenbuhler.

          3 Min.

          Der Rauch über den Ruinen der Champions-League-Hoffnungen der Eintracht ist noch nicht verzogen, aber er beginnt sich zu lichten. Dazu trug am trainingsfreien Montag eine Nachricht bei, die als Zeichen dafür gewertet werden kann, dass die Frankfurter nach dem niederschmetternden Ereignis auf Schalke durchaus eine Zukunft besitzen. Der Bundesligaklub gab die Verpflichtung des 17 Jahre alten spanischen Juniorennationalspielers Fabio Blanco Gómez bekannt. Es soll sich bei dem in Andalusien geborenen Flügelstürmer um eines der größten europäischen Talente handeln.

          Peter Heß
          Sportredakteur.

          Dass er sich dazu entschied, vom CF Valencia zur Eintracht zu wechseln, wertet Ben Manga als großen Erfolg: „Fabio Blanco Gómez war von einigen Topvereinen Europas stark umworben, doch letztendlich hat die gute Perspektive hier in Frankfurt den Ausschlag gegeben. Seine technischen Fertigkeiten sind außergewöhnlich, seine Art Fußball zu spielen und Situationen im Spiel zu antizipieren herausragend. Dennoch braucht auch ein junges Toptalent die Möglichkeit, sich zu entwickeln und zu entfalten. Diese Zeit bekommt Fabio bei uns“, wird der Direktor Profifußball in einer Vereinsmitteilung zitiert. Der Neuzugang kommentierte seinen Wechsel so: „Die Gespräche mit Ben Manga haben meine Familie und mich sehr überzeugt, meinen nächsten Entwicklungsschritt in Frankfurt zu gehen.“

          Blanco erhält einen Vertrag bis zum 1. Juli 2023 mit einer Verlängerungsoption. Der Spanier soll ab Sommer zum Bundesliga-Kader der Eintracht gehören, er hat aber auch eine Spielberechtigung für die U 19. Die verhältnismäßig kurze Laufzeit des Vertrages signalisiert, wie umworben das Talent war. Die Eintracht wird als idealer Ausgangspunkt für eine große Profikarriere angesehen, nicht als längerer Aufenthaltsort. Ein Riesengewinn auf dem Transfermarkt wird so nicht zu realisieren sein.

          Mangas Gespür für Toptalente

          Sollte sich Blanco allerdings wie gewünscht entwickeln, wäre es dem Ruf der Eintracht als Ausbildungsverein sehr zuträglich, wodurch sich weitere hoffnungsvolle Transfers ergeben könnten. Genau diese Strategie hat Vorstandssprecher Axel Hellmann zum Geschäftsmodell für die Zukunft erhoben. „Die Verpflichtung von Fabio Blanco Gómez zeigt den gewachsenen Stellenwert von Eintracht Frankfurt. Ben Manga hat mit dieser Verpflichtung einmal mehr sein Gespür für Toptalente und seine hervorragende Vernetzung im europäischen Spitzenfußball unter Beweis gestellt. Diesen Weg werden wir weiter konsequent fortsetzen.“

          Von diesem Weg, den die Eintracht in der finanziellen Not vor fünf Jahren schon einmal beschritten hatte, war sie zuletzt ein wenig abgekommen. Durch die verbesserte Finanzlage sowie den erhöhten Einfluss von Trainer Adi Hütter wurden zuletzt überwiegend erfahrene Profis verpflichtet. Mit der Verpflichtung des neuen Sportvorstands Markus Krösche und der Beförderung Mangas vom Chefscout zum Direktor Profifußball haben nun wieder die innovativen Kräfte übernommen, nachdem Trainer Hütter und Sportdirektor Bruno Hübner Vergangenheit sind.

          Krösche baute einst beim SC Paderborn für weniger als fünf Millionen Euro einen jugendlich wilden Zweitliga-Kader zusammen, der in die Bundesliga stürmte. Für RB Leipzig das Argument, ihn nach Sachsen zu holen, um dort das von Ralf Rangnick entwickelte Konzept des qualitativ hochwertigen Abenteuerfußballs mit Profis unter 25 fortzusetzen. Trainer Julian Nagelsmann lobte die Zusammenarbeit mit Krösche und dessen Persönlichkeit in höchsten Tönen. Dissonanzen mit dem Vorstandsvorsitzenden Oliver Mintzlaff führten jedoch zur Trennung, nicht etwaige Zweifel an der Kompetenz des Sportdirektors.

          Obwohl Krösche offiziell erst am 1. Juni seine Tätigkeit als Sportvorstand aufnimmt, hat er natürlich längst die Suche nach dem für das Eintracht-Konzept geeigneten Trainer aufgenommen. Wobei er in einem Falle gar nicht suchen musste, dieser Kandidat wurde ihm schon bei seinen Bewerbungsgesprächen mit der Eintracht als Option genannt: Gerardo Seoane. Der Schweizer mit spanischen Eltern ist der Nachfolger von Adi Hütter bei Young Boys Bern und hat in den vergangenen drei Jahren dreimal das Kunststück Hütters wiederholt: Bern zum Schweizer Meister zu machen.

          Nebenbuhler bei Trainer Seoane

          Der 42 Jahre alte Seoane passt schon auf unheimliche Weise ins Anforderungsprofil der Eintracht. Er besitzt Europapokal-Erfahrung, spricht perfekt Deutsch, Spanisch und Französisch sowie fließend Englisch und Portugiesisch. Er arbeitet gerne mit jungen Spielern, macht aber auch ältere besser. Sein Training und sein Umgang mit den Spielern werden gelobt, ebenso seine taktischen Varianten und sein Geschick bei der Belastungssteuerung.

          In dieser schwierigen Pandemie-Saison rotierte er bis zu sieben Spieler zwischen Champions League und Meisterschaft hin und her – ohne erkennbare Leistungseinbußen. Und das Beste: Seoane selbst hält die Zeit reif für einen Wechsel. Die Bundesliga ist sein Lieblingsziel, und in seinem Vertrag steht eine Ausstiegsklausel in der Größenordnung von einer Million Euro. Das einzig Negative, das sich finden lässt, ist, dass der Schweizer keinerlei Erfahrungen mit einer Krisenbewältigung besitzt. Er kennt keine. Luzern führte er innerhalb eines halben Jahres von einem Abstiegsplatz auf Rang drei, Youngs Boys dreimal zum Titel.

          Gespräche mit der Eintracht haben schon stattgefunden, der Austausch soll für beide Seiten zufriedenstellend verlaufen sein. Aber aus dem Flirt ist noch keine feste Verabredung geworden, denn es gibt Nebenbuhler. Seoane hat in den Aufeinandertreffen in der Europa League mächtig Eindruck bei Bayer Leverkusen hinterlassen. Und der Werksklub ist sich noch nicht schlüssig in der Trainerfrage, die sich um die Namen Wolf, Terzic und Seoane dreht. Auch französische Vereine haben es auf den Schweizer abgesehen. Das Verpassen der Champions League könnte sich auch bei der Trainersuche negativ auswirken.

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