Debüt im Tor der Eintracht : Ramajs Reifeprüfung
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Retter in höchster Not: Diant Ramaj sichert der Eintracht das 1:1 in Augsburg. Bild: Huebner
Als Stellvertreter von Kevin Trapp überzeugt Ersatztorhüter Diant Ramaj. Vor allem sein Selbstbewusstsein und seine Furchtlosigkeit stechen heraus.
Mit Höhenluft kennt sich Diant Ramaj bestens aus. Bevor er sich der Eintracht im vergangenen Sommer anschloss, stand er für den 1. FC Heidenheim zwischen den Pfosten. Bei jenem Klub also, der im deutschen Profifußball über das höchstgelegene Stadion verfügt. Auf exakt 555 Meter liegt die Spielstätte der Männer von der Ostalb, für die Ramaj in der U 19 in seinen zwei Dienstjahren 42 Mal im Tor gestanden hat. Und weil dies der in Stuttgart geborene deutsch-kosovarischer Fußballspieler besonders gut gemacht hat, zögerte der einstige Heidenheimer Profitorhüter Jan Zimmermann keine Sekunde, ihn zur Eintracht zu lotsen.
In Frankfurt ist Zimmermann Torwarttrainer, und schon als der Transfer vollzogen war, war Zimmermann voll des Lobes. „Ich habe den Weg von Diant stets aufmerksam verfolgt. Mit ihm konnten wir einen sehr entwicklungsfähigen, jungen, deutschen Nationalspieler für uns gewinnen, der trotz seiner erst 19 Jahre bereits seit zwei Jahren auf Profiniveau trainiert sowie bei den DFB-Junioren schon internationale Erfahrungen sammeln konnte. Wir sind uns sicher, dass Diant auch eine Liga höher bei uns die nächsten Schritte gehen kann.“
20 ist Ramaj mittlerweile – und den nächsten, entscheidenden Schritt hat er jetzt gemacht. 16. Januar 2022: Der junge Keeper wird dieses Datum nicht vergessen. Es war der Tag, an dem er für den coronabedingt ausgefallenen Kevin Trapp das Frankfurter Tor hüten dürfte – und wie. Nach dem 1:1 waren seine Chefs voll des Lobes. Trainer Oliver Glasner attestierte Ramaj eine „großartige Leistung. Er war mutig und präsent.“
Von einer möglichen Schuld am Augsburger Tor, als Michael Gregoritsch den Ball in die kurze Ecke schoss, sprach ihn Glasner „völlig frei“. Kurz bevor um 19 Uhr die Augsburger Arena zugesperrt wurde und die Reporter die Spielstätte verlassen mussten, sprang auch Sportvorstand Markus Krösche dem Eintracht-Coach zur Seite und erklärte: „Beim Tor, was ärgerlich war, wollte Diant den Querpass verhindert. Das ist ja, was wir wollen: Mutige Torhüter.“
Ramaj ist ein mutiger Torhüter. Selbstbewusst und zielstrebig ging er vom Anpfiff an seiner haltenden Arbeit nach. Sofort fiel seine gute fußballerische Ausbildung, von Zimmermann in vielen Trainingseinheiten verfeinert und verbessert, ins Auge. Denn ebenso wie Platzhirsch Trapp ist auch Ramaj beidfüßig im Einsatz. Abschläge und Befreiungsschläge mit links oder mit rechts – kein Problem für den Mann, der in Heidenheim wirkliche Höhenluft genossen hat und nun in der höchsten deutschen Spielklasse etwas von seinem Können zeigen konnte.
Bestnoten in der Nachspielzeit
Dass bei seinem Debüt am Sonntag ein gerade mal 20 Jahre junger Torhüter seiner Arbeit nachging, war erst beim unglücklichen Ausgleichstreffer zu sehen (38. Spielminute). Letztlich aber überwogen die positiven Eindrücke, die Ramaj vermittelte. Besonders in der Schlussphase der fünfminütigen Nachspielzeit verdiente er sich Bestnoten, als er in höchster Not das Remis der Eintracht sichern half. Glasner sprach von einem „Best Safe“. Krösche ergänzte: „Wir wussten, dass er Qualität und keine Angst hat. Er ist ein sehr selbstbewusster Torwart. Das hat ihm heute geholfen.“
Auch Krösche war in der ziemlich verwaisten, weil nahezu zuschauerlosen Arena aufgefallen, dass Ramaj völlig furchtlos in die Partie gegangen war. Als das Tagwerk vollbracht und zumindest ein Punkt dank des Führungstreffers von Daichi Kamada (22.) gewonnen war, zeigte sich der Frankfurter Funktionär über Ramajs Premiere hocherfreut. „Er hat Ausstrahlung, er hat Präsenz bei Flanken. Er hat gut mitgespielt und viele Dinge oft gelesen. Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht.“ Die Art und Weise seines erstklassigen Erstlingswerks fand Krösche „schon außergewöhnlich. Er ist ja ins kalte Wasser geworfen worden.“
Jan Zimmermann hatte keine Bedenken, dass sein junger Torhüter der Bewährungsprobe standhalten würde. „Man hat ihm nie angemerkt, dass es sein erstes Bundesligaspiel ist“, sagte der 16 Jahre ältere Torhüterchef der Eintracht. „Als Torwarttrainer freue ich mich für ihn, er hat bei den vielen Flanken Sicherheit ausgestrahlt und am Ende dem Team mit seiner Parade helfen können.“ Ob Diant Ramaj der Eintracht auch am Freitagabend gegen Bielefeld mit Mut und Selbstbewusstsein hilft, steht noch aus. Derzeit ist nicht absehbar, ob Trapp und auch Kostic rechtzeitig wieder einsatzfähig sind. „Mit solchen Corona-Ausfällen müssen wir leider leben“, sagte Krösche. „Das müssen die anderen aber auch. Wir hoffen, dass die beiden so schnell wie möglich wieder negativ sind.“