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Begehrter Frankfurter Trainer : Oliver Glasners Spiel auf Zeit

  • -Aktualisiert am

Seit Sommer 2021 trainiert Oliver Glasner Eintracht Frankfurt. Bild: picture alliance / contrastphoto

Der Eintracht-Trainer hat sich für die angebotene Vertragsverlängerung Bedenkzeit genommen. Vorwerfen kann ihm diese Hängepartie keiner. Auf und neben dem Platz gibt es in Frankfurt viele offene Fragen.

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          Rund zwei Millionen Euro soll Oliver Glasner jährlich in Frankfurt verdienen. Es könnten wohl etwa drei werden mit Prämien in Anerkennung seiner Dienste – dann, wenn der Eintracht-Trainer seinen bis Mitte 2024 laufenden Vertrag vorzeitig bis zum 1. Juli 2026 verlängert. Zum ihm von Sportvorstand Markus Krösche unterbreiteten Angebot muss Glasner nur ja sagen und seine Unterschrift darunter setzen. Es wäre ein starkes Signal und Ausrufezeichen des 48 Jahre alten Österreichers. Gerade in der jetzigen Zeit, in der es in Frankfurt viele offene Fragen gibt.

          Bleibt Philip Holzer Aufsichtsratschef? Verlässt Vorstandssprecher Axel Hellmann den Klub in Richtung Deutscher Fußball Liga (DFL) oder wird er bei der Eintracht noch einflussreicher? Die beiden Hauptdarsteller liegen im Clinch. Auf der Führungsebene steht der Klub vor der Zerreißprobe. In die Schlichterrolle schlüpft nun Vereinspräsident Peter Fischer, gegen den die Frankfurter Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wegen des Verdachts des Erwerbs und Besitzes von Kokain am Donnerstag eingestellt hatte.

          Die Eintracht ist mit diversen Brandherden beschäftigt, die sie selbst entfacht hat und die sie schnell löschen sollte, damit die Unruhe und die Unsicherheit nicht noch größer werden. Mit seinem Ja-Wort würde zumindest Glasner auf einer wichtigen Position Planungssicherheit schaffen – und Pluspunkte mit seiner Vertrauensmaßnahme sammeln.

          Großer Umbruch droht

          Aber der Trainer zögert. Er hat sich Bedenkzeit genommen. Vorwerfen kann ihm die Hängepartie keiner, egal, was seine Gründe sind. Eine Möglichkeit ist, dass Glasner sportlich die Entwicklung bei der Eintracht, die aktuell seit sechs Pflichtspielen ohne Sieg ist, abwarten will. Ein großer Spielerumbruch im Sommer ist nicht ausgeschlossen.

          Denn Spielmacher Daichi Kamada und Innenverteidiger Evan Ndicka, deren Verträge auslaufen, sind voraussichtliche Abgänge. Der Topstürmer Randal Kolo Muani wird trotz Vertrags bis Sommer 2027 mit Manchester United in Verbindung gebracht; der englische Rekordmeister soll ein Angebot in Höhe von 120 Millionen Euro für den französischen Nationalspieler vorbereiten.

          Auch Mittelfeldspieler Djibril Sow, dem eine Ausstiegsklausel in Höhe von 30 Millionen Euro nachgesagt wird, und Offensivspieler Jesper Lindström, für den sich Arsenal London interessiert, könnten bei entsprechenden Angeboten den Verein verlassen. Und der Argentinier Lucas Alario und der Kolumbianer Rafael Borré hegen offenbar Abwanderungsgedanken, weil sie aus ihrer Sicht zu wenig Spielzeit beim Europa League-Sieger erhalten.

          In Glasners Interesse ist es jedoch nicht, in diesem Sommer im großen Stil eine neue Mannschaft aufbauen zu müssen. Außerdem will er ein Team anleiten, das vom Niveau her abermals um die internationalen Plätze mitspielen kann. Dafür muss sich die Eintracht vor allem auf der Innenverteidigerposition mit mindestens zwei qualitativ hochwertigen Neuzugängen verstärken. Die Rechtsverteidigerposition könnte ebenfalls Zuwachs vertragen.

          Gut möglich ist auch, dass Glasner in den kommenden Wochen seinen Marktwert auslotet. Auf Zeit spielt und schaut, welche Optionen sich ihm im Hochsegment des Trainermarktes bieten. Ein Fußballlehrer, der mit den Klubs Linz, Wolfsburg und Frankfurt jeweils die Champions League erreicht hat, weckt Begehrlichkeiten.

          Tottenham Hotspur soll schon Kontakt zu Glasners Berater aufgenommen haben. Aus nachvollziehbaren Gründen hat Krösche Glasner bisher keine Frist gesetzt. Doch zumindest im Hinblick auf die neue Saison benötigt der Sportvorstand alsbald ein bindendes Zeichen des Trainers. Glasner gibt vor, in eigener Sache die Ruhe in Person zu sein. Bei der Eintracht ist er damit einer der wenigen.

          Jörg Daniels
          Redakteur in der Sportredaktion

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