Bundesliga-Trainer der Saison : Funkel, der Meister der Gelassenheit
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Erfolgreiche Saison in Düsseldorf: Trainer Friedhelm Funkel hat mit seiner Mannschaft als Aufsteiger viele begeistert. Bild: dpa
Er hat das geschafft, woran mehr als ein Dutzend Vorgänger gescheitert sind: der wankelmütigen Fortuna aus Düsseldorf Stabilität verliehen. Was ist das Geheimnis des Friedhelm Funkel?
In Düsseldorf schwelgen sie derzeit in Nostalgie. Das neue Trikot soll an die Leibchen aus den erfolgreichen Jahren Anfang der 1980er erinnern. Vorgestellt wurde es von Gerd Zewe, seinerzeit Kapitän und Rekord-Bundesligaspieler der Fortuna mit 440 Einsätzen. Zewe stand auch an dem Abend auf dem Platz, der sich vergangene Woche zum 40. Mal jährte: das Finale im Europapokal der Pokalsieger 1979 gegen den FC Barcelona (3:4 nach Verlängerung).
Den Wettbewerb gibt es nicht mehr, ähnlich verhielt es sich lange mit erfolgreichen Phasen für den Düsseldorfer Profifußball. Als die Fortuna 1987 nach 16 Jahren Bundesliga am Stück abstieg, wurde sie zum Fahrstuhlteam: Erste Liga, zweite Liga, Oberliga, Regionalliga, dritte Liga – die Fortuna war überall mal zu Hause.
Teilweise wie ein Europapokalteam
Friedhelm Funkel hat nun das geschafft, woran mehr als ein Dutzend Vorgänger gescheitert waren: den wankelmütigen Rheinländern Stabilität zu verleihen. Seit Wochen stand der Klassenverbleib fest, die Saison endet nach dem 2:1 gegen Hannover auf Rang 10, 16 Punkte vor der Abstiegszone. Und das in der Saison, vor der für so gut wie jeden Beobachter feststand, dass sie mit dem Abstieg enden würde. Auch Funkel sagte, seine Mannschaft sei „in jeder Partie Außenseiter“.
Die Argumente der Skeptiker: zu wenig Geld auf dem Konto, zu wenig Qualität im Kader, und dann dieser 65 Jahre alte Trainer. Natürlich sei der knapp 30 Jahre im Geschäft, natürlich habe er Autorität, aber mit dem Funkelschen Betonfußball könne man in der Laptopliga nicht mehr mithalten. Nach zehn Spieltagen standen ein Sieg gegen Hoffenheim, nur fünf Punkte und 6:24 Tore zu Buche. Doch wenn Funkel eines besonders gut konnte, dann war es, Ruhe zu bewahren. Das galt für die Phase im Herbst mit sechs Niederlagen und 2:20 Toren. Das galt für die Phase von Mitte Dezember bis Anfang Februar, als die Fortuna nicht nur punktete wie ein Europapokalteam (neun Siege aus 14 Spielen), sondern teilweise auch so auftrat: Da gab es rauschende Spiele gegen Dortmund (2:1), Stuttgart (3:0), Schalke (4:0) oder Mönchengladbach (3:1).
Funkel ließ Lobeshymnen ebenso an sich abprallen wie Abgesänge. Er konnte es sich leisten, weil er längst über den Dingen stand. Spätestens seit der Trainingslagerposse in der Winterpause: Vorstandschef Robert Schäfer hatte in Marbella verkündet, Funkels Vertrag nicht zu verlängern. Der Trainer sei nicht gewillt abzuwarten, wie die Saison ausgehe, und wolle gleich unterschreiben. Das könne der Verein nicht mitmachen. Dahinter steckte mehr: Schäfer wollte den 65-Jährigen schon vorher absägen, nur dann kam ihm der Beginn der Siegesserie in die Quere. Funkel widersprach seinem Chef öffentlich und unter Tränen. Was folgte, war eine Welle der Solidarität für den Trainer, aus der Mannschaft und vor allem unter den Fans. Schäfer wurde auf der vereinseigenen Karnevalssitzung ausgebuht. Da hatte der Aufsichtsrat längst ein Machtwort gesprochen: Funkel bekam den Vertrag, Schäfer war angezählt, noch vor Saisonende musste er gehen.
Funkel ist beliebter und mächtiger denn je. Und nicht nur, weil er als gebürtiger Neusser selbst Rheinländer ist, bezeichnet er seine zehnte und letzte Trainerstation als die schönste der Karriere. Er habe eine intensive Beziehung zu den Fans und zur Mannschaft wie nie zuvor. Die Frage ist, was von der übrig bleibt. Mindestens ein Dutzend Spieler könnten gehen, darunter das Sturmduo Dodi Lukebakio und Benito Raman, Abwehrchef Kaan Ayhan oder Stratege Kevin Stöger. Die Fortuna wird als Außenseiter in die Saison starten. Funkel wird sie gelassen angehen.