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Eintracht-Torwart Diant Ramaj : „Er weiß genau, was er will“

Zuhörer: Diant Ramaj (links) erhält Tipps von Nationaltorwart Kevin Trapp. Bild: Jan Huebner

Torwart Diant Ramaj soll bei der Eintracht lernen und reifen. Wenn alles nach Plan läuft, wächst der 19-Jährige in Zukunft in die Rolle des Nachfolgers von Kevin Trapp hinein.

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          Der Konkurrenzkampf ist in vollem Gange. Mit jedem Tag, den die Vorbereitung fortschreitet, nimmt der Betrieb bei der Eintracht zu. Am Donnerstag waren es bereits 27 Spieler, die in drei Dreiergruppen von Oliver Glasner und seinem Betreuerstab beschäftigt wurden. Und weitere Verstärkung kündigt sich an: Rafael Santos Borré, der als neue Offensivkraft seinen Teil dazu beitragen soll, dass die Torchancen so gut verwertet werden, wie es zuletzt André Silva gelang, steht vor seinem Einstieg bei den Frankfurtern.

          Bundesliga
          Jan Ehrhardt
          Sportredakteur.
          Marc Heinrich
          Sportredakteur.

          Der Portugiese Silva, von dem sie nun in Leipzig Großtaten erwarten, schoss in der vergangenen Saison 28 Bundesliga-Tore für die Eintracht. Der Kolumbianer Borré befindet sich bereits in der Stadt. Er wird an diesem Freitag offiziell vorgestellt. Borré kann an diesem Samstag beim Test gegen Straßburg (17.30 Uhr) aber noch nicht mitwirken, da seine leistungsdiagnostischen Untersuchungen noch ausstehen.

          Glasner und Sportvorstand Markus Krösche fahnden noch nach einer zentralen Sturm-Kapazität, die im Idealfall Silva als klassischen Neuner ersetzt und von der eine zweistellige Trefferquote zu erwarten ist. Bis Ende August ist Zeit, um dafür auf dem Transfermarkt zuzuschlagen. Borré ist in Glasner Konzept wie der Däne Jesper Lindström, der Serbe Filip Kostic, der Japaner Daichi Kamada und der deutsch-Marokkaner Aymen Barkok mehr als Vorbereiter denn als Vollstrecker vorgesehen.

          „Ich fühle mich echt wohl“

          Ihm schwebe vor, sagte der Coach, dass die Last der Angriffsvollendung fortan auf „mehrere Schultern“ verteilt und so das Team insgesamt schwerer auszurechnen sein werde. Dass sie, zumindest auf dem Übungsplatz ihr Metier mit Fuß und Kopf beherrschen, demonstrierten sie bei einer Reihe von Spielformen, mit der Glasner zugleich die Geduld seiner Keeper strapazierte. Sie sahen sich mit der Herausforderung konfrontiert, die Bälle, die aus allen Richtungen und Winkeln abgeschossen wurden, abzuwehren.

          Diant Ramaj machte die strapaziöse Angelegenheit trotzdem Spaß: „Ich fühle mich echt wohl. So kann es weitergehen“, sagte der 19-Jährige, den sie im Mai vom 1. FC Heidenheim verpflichteten, hinterher. „Mir war klar, dass es in Frankfurt keine zweite Mannschaft gibt. Aber dafür ist die Qualität im Training sehr hoch, wodurch ich mich sehr gut entwickeln kann“, beschrieb der Schwabe seine Herangehensweise an die Dinge.

          Hört man sich um im Umfeld von Ramaj, bei Leuten, die in der Vergangenheit mit ihm zu tun hatten oder aktuell mit ihm zu tun haben, ergibt sich ein konsistentes Bild: Aus ihm kann mal was werden. Zumindest, wenn er am Ball bleibt, weiter an seinen Schwächen arbeitet und möglichst lange verletzungsfrei bleibt. Kurzum: Wenn alles passt. Das trifft grundsätzlich auf viele Talente im Fußball zu, aber Ramaj, das sagt zum Beispiel Bernd Weng, sein früherer Torwarttrainer in Heidenheim, steche schon heraus: „Für sein Alter ist er charakterlich sehr weit. Er weiß genau, was er will.“ Und das ist schließlich der Schlüssel zu vielem, nicht nur im Profifußball.

          Seinen Karriereplan hat Ramaj genau vorgezeichnet. In der Jugend, bis zur U 12, war er noch als Feldspieler aktiv, dann fasste er den Entschluss: „Ich will Torhüter werden.“ Eine Entscheidung, die damals nicht wenige verwunderte. Er aber glaubte an sich, und sein Vater, eine wichtige Figur in seiner Entwicklung als Fußballspieler, trieb die Karriere konsequent voran. In der U15 des VfB Stuttgart passte es nicht, bei den Kickers auf der anderen Seite der Stadt lief es besser.

          Noch ein langer Weg

          In der U 17 des heutigen Fußball-Oberligavereins machte Ramaj seinen größten Leistungssprung, der ihn in die deutsche Juniorennationalmannschaften katapultierte – und auch auf die Scoutinglisten mehrerer Bundesliga- und Zweitligaklubs. Der 1. FC Heidenheim machte das Rennen, weil dort die Perspektiven auf Einsätze in der U 19 gut waren und der Wechsel zu einem mittelgroßen Verein in der zweiten Liga logisch erschien. So wie jetzt auch der Aufstieg zur Eintracht, einem Klub mit hohem Anspruch (wie ihn auch Ramaj an sich selbst hat) und der nachweislich junge Talente fördert und zur Geltung bringen kann. Sein Vertrag läuft bis Mitte 2024, dann endet auch die derzeitige Übereinkunft mit Platzhirsch Trapp.

          In Frankfurt hofft Ramaj als – voraussichtliche – Nummer zwei hinter dem Stammkeeper auf möglichst viel Spielpraxis, etwa wenn Glasner dem 31-Jährigen wegen dessen Vierfach-Belastung mal eine Ruhepause genehmigt. Ramaj soll hinter Trapp lernen und reifen, auch unter der Obhut des am Montag aus Stuttgart geholten Routiniers Jens Grahl, ehe er irgendwann einmal selbst die Verantwortung im Eintracht-Tor übernehmen könnte. Dass dafür aber noch ein weiter Weg zu gehen ist, wissen sie in Frankfurt, und das weiß auch Ramaj selbst.

          Wobei er sich die Ratschläge seines früheren Trainers in Heidenheim durchaus zu eigen macht, wie er zeigt. „Ich habe immer wieder zu ihm gesagt: ‚Du musst aktiver werden, wenn du da hinten den Laden führen willst. Dann muss man dich auch wahrnehmen‘“, wiederholt Weng seine Ansage für die F.A.Z. Dass der Teenager nicht auf den Mund gefallen ist, machte er am Donnerstag als Kommandogeber auf dem Rasen deutlich, aber auch abseits des satten Grüns: „Ob ich jetzt die Nummer drei, zwei oder irgendwann eins sein sollte, ist nicht meine Aufgabe“, sagte Ramaj. „Mein Job ist es, Gas zu geben. Alles Weitere liegt beim Trainer.“ Glasner dürfte ihn den Worten messen. Mehr aber noch an seinen Taten.

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