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Deutsche Fußball Liga : Schrecken ohne Ende

  • -Aktualisiert am

Unersetzlich in Zeiten der Pandemie: Christian Seifert Bild: dpa

Der Blick auf den deutschen Fußball zeigt: DFL-Chef Christian Seifert, der nun seinen Abgang angekündigt hat, ist unersetzlich geworden. Das spricht für ihn – und gegen das Personal in der restlichen Fußballbranche.

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          An schlechte Nachrichten hat sich der deutsche Fußball in den vergangenen Jahren gewöhnt. Man könnte auch sagen: Es brennt an allen Ecken und Enden. Und das nicht erst seit Corona. Aktuell könnten die steigenden Fallzahlen, wenn es schlecht läuft, noch in dieser Saison manchen Profi- und Traditionsverein zum Insolvenzfall machen.

          Alle anderen Krisen, die der deutsche Fußball durchlebt, sind aber keiner Naturkatastrophe geschuldet. Sie sind hausgemacht. Der jahrelange Niedergang des einst stolzen und mächtigen Deutsche Fußball-Bundes (DFB) ist dafür nur das stärkste Symbol. Immerhin, so konnte man bis zuletzt sagen, ist sein kleiner Bruder, die Deutsche Fußball Liga (DFL), mittlerweile groß und stark genug, um wenigstens den Profifußball halbwegs sicher durch diese Krise zu führen und auf Kurs zu halten.

          Die Meldung vom Montagmorgen, dass DFL-Geschäftsführer Christian Seifert seinen Fußball-Job im Sommer 2022 an den Nagel hängen wird, ist für Kenner der deutschen Fußballverhältnisse daher mehr als nur eine Personalie. Sie ist eine weitere Schreckensnachricht.

          DFL als One-Man-Show

          Seifert hat sich in seinen rund 15 Jahren im deutschen Profifußball unersetzlich gemacht. Das spricht sehr für den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von KarstadtQuelle – und gegen das Personal in der Fußballbranche. Dort ist derzeit auch kaum jemand zu sehen, der die wirtschaftliche Kompetenz und die einigende Kraft hätte, diesen Posten so auszufüllen, wie es gerade in schwierigen Zeiten notwendig wäre, um den Profifußball in seiner Gesamtheit zu führen und zu entwickeln.

          Auch wenn sich Seifert innerhalb der DFL umblickt, wird er niemanden sehen, den er als ebenbürtig wahrnähme. Das wiederum ist eine der Schwächen, die sich mit der wirkmächtigen Amtszeit eines der mächtigsten Männer im Fußball verbinden: Einen starken Mann – oder gar eine starke Frau – sucht man in Seiferts Umfeld vergeblich. Die DFL ist unter ihm auch zu einer One-Man-Show geworden.

          Das bisherige Management in der Corona-Krise ist Seiferts Meisterstück. Das von ihm initiierte Hygienekonzept war beispielgebend, auch über die deutschen Grenzen hinaus. Die Krise hat ihn zum Gesicht des Profifußballs gemacht. Zuvor hatte dem Seiteneinsteiger die Steigerung der Medienerlöse von rund 400 Millionen auf zuletzt mehr als eine Milliarde Euro pro Saison die Anerkennung einer Branche eingebracht, die sich ansonsten lieber selbst genug ist. Und die von frischen Kräften außerhalb des Fußballgeschäfts noch immer viel zu wenig wissen will.

          Ein geeigneter Nachfolger für Seifert, so legt es ein erster Blick auf die Führungskräfte in Verbänden und Vereinen nahe, dürfte daher wohl eher aus der Wirtschaft kommen als aus dem Fußball. Die aktuellen Spitzenkräfte im DFB sind derzeit mit Altlasten aus der Vergangenheit sowie mit ihren eigenen Machtkämpfen beschäftigt. Sie brauchten selbst Hilfe. Die wenigen führungsstarken Klubvertreter wiederum, die sich ihren Vereinen auch emotional verbunden fühlen, werden für den DFL-Job nur schwer zu gewinnen sein.

          Der DFL-Geschäftsführer dürfte, so viel scheint sicher, außerhalb des Fußballs genau den nächsten Karriereschritt machen, den er anstrebt. Die Notwendigkeit, das aus den Fugen geratene Fußballgeschäft im größeren Stil zu verändern, hatte Seifert in der Krise erkannt, auch wenn das bis dahin nie das Thema des großen Fußballvermarkters war. Diese schwierige Aufgabe wird er kaum zu einem erfolgreichen Ende bringen können. Oder müssen. Doch ohne die große DFL-Autorität im Rücken stellt der Profifußball erschreckt fest, dass er nun selbst sehen muss, wie es weitergeht. Und wo er bleibt.

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