Bundesliga-Rechte : Darum wird Dazn für Sky immer gefährlicher
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Einige Bundesliga-Spiele laufen ab sofort nicht mehr bei Eurosport, sondern bei DAZN. Bild: dpa
Überraschend kauft Dazn das Rechtepaket an Livespielen der Bundesliga von Eurosport. Der Streamingdienst eines Multimilliardärs expandiert. Beim wichtigsten Fußballsender geht es dagegen drunter und drüber.
Wenn in vier Wochen die Bundesliga in ihre neue Saison startet, werden wieder Millionen Fußballfans vor dem Fernseher sitzen. Das Auftaktmatch am Freitagabend, Bayern München gegen Hertha BSC, verspricht eine hohe Einschaltquote. Doch auf dem Eurosport Player im Internet wird diesmal nichts davon zu sehen sein. Denn überraschend hat der Sender sein Rechtepaket an Livespielen an den Konkurrenten Dazn sublizenziert. Hinter dem Streamingdienst steht die britische Beteiligungsgesellschaft Access Industries des Multimilliardärs Leonard Blavatnik. Dazn investierte stark in allerlei Rechte und hat sich schon den Ruf als „Netflix des Sports“ erworben. Die Expansion geht weiter.
Spannung verspricht im kommenden Jahr die große Rechteauktion der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die vier Spielzeiten ab 2021/22. „Wir haben großes Interesse an der Bundesliga. Sie ist ein besonderes Recht. Aber wir werden nicht jeden Preis bieten“, sagte Deutschland-Geschäftsführer Thomas de Buhr der F.A.Z.
Bisher zeigte Dazn nur Zusammenfassungen der Bundesliga. Nun werden die 40 Bundesliga-Spiele am Freitagabend, am Sonntagmittag sowie am Montagabend selbst produziert und verbreitet, ebenso die Relegationsspiele zur 1. und 2. Bundesliga sowie der Supercup. Zum Preis der Sublizenz teilten weder Eurosport noch Dazn etwas mit. Eurosport, Ableger des amerikanischen Discovery-Konzerns, soll jedes Jahr rund 75 Millionen Euro an die DFL gezahlt haben.
Hat sich der hohe Aufwand, den Eurosport seit zwei Jahren als Konkurrent des Beinahe-Monopolisten Sky betrieben hat, also nicht gelohnt? „Die Bundesliga ist weiter ein gutes Geschäft, es hat sich jetzt nur eine Opportunität mit Dazn ergeben“, sagte Alberto Horta, der stellvertretende Geschäftsführer von Discovery Deutschland. Er legte gegenüber der F.A.Z. Wert darauf, dass der Eurosport-Player als Internetangebot für Sportprogramme nicht verschwinde, sondern unter anderen für Amazon-Prime-Kunden weiter zu empfangen sei – auch mit Bundesliga-Fußball. Sämtliche Eurosport-Player-Abonnenten erhalten Horta zufolge ein außerordentliches Sonderkündigungsrecht. Noch vor zwei Jahren hatte Eurosport den gewohnten Fußball-Fernsehalltag gehörig durcheinander gewirbelt, viel Geld in die Übertragungen investiert und für die Sendung „Matchday Live“ extra den einstigen Bayern-Sportdirektor und Nationalspieler Matthias Sammer eingekauft. Der hatte schon vor wenigen Wochen seinen Abschied vor Europort-Player angekündigt – aus persönlichen Gründen, wie es hieß.
Der überraschende Verkauf an Dazn könnte als Eingeständnis gesehen werden, dass Eurosport sich am Markt nicht durchgesetzt hat. Geschäftsführer Horta widersprach gegenüber der F.A.Z. und verwies auf die weiteren Vereinbarungen für wichtige Sportrechte der beiden Unternehmen: Die Sender Eurosport 1 (frei empfangbar) und Eurosport 2 (Pay-TV) sollen künftig in Deutschland, Österreich, Italien und Spanien auch auf der Dazn-Plattform verfügbar sein. Zu den Programminhalten gehören unter anderem die Grand-Slam-Turniere im Tennis, große Radrennen, der Ski-Weltcup und Olympia. Für die Bundesliga-Sublizenzierung hat die DFL ihre Zustimmung gegeben, aber zugleich auf Anfrage mitgeteilt, dass das Bundeskartellamt die Vereinbarung noch absegnen müsse. Ein Behördensprecher bestätigte, dass es die Möglichkeit einer Sublizenzierung gebe. So sieht es danach aus, als müsste das jetzt von Eurosport weitergegebene Recht nicht noch einmal von der DFL ausgeschrieben werden. Ob sich dennoch eine kartellrechtliche Frage für Mitbewerber stellt, wird sich zeigen.
Dazn hat zuletzt viele Sportrechte auf der ganzen Welt erworben. Die Briten zeigen ebenso Livespiele der Fußball-Champions-League und Europa-League. Zu Abonnentenzahlen sagt de Buhr nicht viel. Nur: „Wir sind knapp über Plan.“ Der Preis für ein Abonnement wird gleich um zwei Euro auf 11,99 angehoben.
Sky baut im großen Stil Stellen ab
Während Dazn aufrüstet und Eurosport abspeckt, geht es bei dem wichtigsten Fußball-Sender, der Sky-Gruppe in Unterföhring, drunter und drüber. Zuletzt wurden in dem Unternehmen, das schon zu „Premiere“-Zeiten des legendären Filmrechtehändlers Leo Kirch die Bundesliga gegen Gebühr ausstrahlte, in großem Stil Stellen abgebaut. Gerade sind drei führende Manager von Bord gegangen. Alle waren Wegbegleiter von Carsten Schmidt, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung. Um ihn wird es allmählich einsam. Schon halten sich Gerüchte, auch Schmidt könnte Sky verlassen, sobald die Rechtevergabe für die Bundesliga vorüber ist.
In jedem Fall kann es dem deutschen Manager nicht gefallen, dass der Mutterkonzern Sky plc in England, der im vergangenen Jahr vom amerikanischen Kabelnetzbetreiber Comcast erworben wurde, immer mehr Kompetenzen an sich zieht. Seit Sky Deutschland vor vier Jahren von der Börse genommen wurde, wird auch nicht mehr vermeldet, wie es um das Unternehmen steht. Zuletzt wurden für Ende 2017 etwas mehr als 5,1 Millionen Abonnenten bekannt gegeben. Angeblich soll es im ersten Quartal 2018 zum ersten Mal seit Jahren, ein Minus von 30.000 Abonnements gegeben haben. „Zahlen zu den einzelnen Ländern weisen wir nicht aus“, sagte ein Sky-Sprecher. Am kommenden Donnerstag legt Sky plc. die Quartalsergebnisse vor.