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Strategie und Personal : Wie plant Darmstadt 98 für die Bundesliga?

  • -Aktualisiert am

Will Kontinuität: Sportdirektor Carsten Wehlmann Bild: Picture Alliance

Die „Lilien“ wollen als Aufsteiger keinen reinen Außenseiterfußball spielen. Der Sportdirektor traut dem Kader den Sprung in die Bundesliga zu. Wie wollen sie dort auftreten? Und mit welchem Personal?

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          Die „Lilien“ sind seit einer Dekade so etwas wie ein kickendes Widerstandsnest. Immer wenn sie eine besonders unbeugsame, widerspenstig auf Hürden aller Art reagierende Mannschaft beisammenhatten, ist etwas Großes entstanden. So war es während der Aufstiegssaga von 2014 bis 2016, als es von der Schwelle zur vierten Liga hinauf bis zum Verbleib in der Bundesliga ging. Und so war es in dieser Spielzeit, als das Team großes Verletzungspech kompensierte, darüber einen – gemessen an Profisportmaßstäben – besonderen Gemeinsinn entwickelte und sein Saisonwerk mit den emotional hochtourigen Aufstiegsfeierlichkeiten des Wochen­endes krönen konnte.

          Wie geht es jetzt weiter? Wie wollen die Darmstädter in der Bundesliga auftreten? Und mit welchem Personal?

          Zunächst setzten sich die Feierlichkeiten am Montagabend fort. Die Darmstädter luden auf das Stadiongelände zur 125-Jahr-Feier, die ausdrücklich keine weitere Aufstiegsparty sein sollte – angestoßen wurde freilich dennoch auf die Perspektive von 17 ausverkauften Heimspielen inklusive der Derbys gegen Eintracht Frankfurt und Mainz 05 sowie der Gastspiele von Bayern, Dortmund und Co. Am 22. Mai 1898 war der FK Olympia 1898 Darmstadt gegründet worden, der später zum heutigen SV 98 fusionierte.

          Nach dem Jubiläum ist vor dem vierten Anlauf in der Bundesliga der Vereinsgeschichte. „Man kann es nur immer wieder betonen: Es ist nicht selbstverständlich, sondern sensationell, dass wir mit unseren gegebenen Möglichkeiten aufgestiegen sind“, sagte Sportdirektor Carsten Wehlmann der F.A.Z. Wo sich die „Lilien“ in der kommenden Erstligarunde einsortieren werden? „Unter den 18 Vereinen werden wir Zwanzigster sein“, sagt der 50-Jährige schmunzelnd. „Weil es auch Zweitligisten geben wird, die ein höheres Budget zur Verfügung haben werden.“

          Kader optimieren

          Doch im Vergleich zum wundersamen Darmstädter Aufschlag in der Bundesliga vor acht Jahren ist der Klub in der Zwischenzeit ein Player anderer Kragenweite geworden. Hektische Betriebsamkeit auf der Resterampe des Transfermarkts wie damals wird es diesen Sommer aller Voraussicht nach nicht geben. „Natürlich wollen wir in jeder Transferperiode den Kader optimieren. Aber der Großteil unseres Kaders steht. Die aktuelle Gruppe ist unser Pfund, und diesen Jungs trauen wir die Bundesliga zu“, so Wehlmann.

          Der Norddeutsche hat während der zwei erfolgreichen Zweitligasaisons in Serie über personelle Kontinuität nicht nur geredet, sondern nach dieser Maxime gehandelt. Mit der Folge: Nur vier Profis aus dem aktuellen Kader verfügen über keinen Vertrag, der über den 30. Juni 2023 hinaus gültig ist. Und nur beim begehrten Patric Pfeiffer (soll zum FC Augsburg tendieren) droht ein signifikanter Qualitätsverlust.

          Yassin Ben Balla war stets nur als Ergänzungsspieler vorgesehen und spielte keine Rolle; der technisch starke Außenspieler Keanan Bennetts (zuvor vereinslos) kam im Oktober dazu und hatte als Einwechselkraft durchaus Spielanteile; Leihspieler Magnus Warming (FC Turin) kam verletzungsbedingt nie in Tritt – unwahrscheinlich, dass die „Lilien“ die Kaufoption ziehen.

          „Chance geben, erste Liga zu spielen“

          Ein Ersatz in der Innenverteidigung für Pfeiffer wird ebenso benötigt wie ein weiterer zentraler Stürmer. Mit Torjäger Phillip Tietz verfügen die Darmstädter nur über einen Kraftmeier im Sturmzentrum. Winterzugang Stojilkovic ist ein anderer Spielertyp, und der enorm verletzungsanfällige Seydel wird wohl auch in der Bundesliga nur ein Mann für Kurzzeitaufträge auf dem Platz sein. Auch würde den „Lilien“ noch etwas mehr Tempo von außerhalb guttun.

          Die Sprinter im Kader, Honsak und Manu, sind aufgrund ihrer Formschwankungen unsichere Kantonisten. Bundesligaerfahrung dürfte auch ein Faktor in den Darmstädter Überlegungen darstellen – im aktuellen Aufgebot finden sich kaum Profis mit Arbeitsproben erster Klasse. „Wir können mit dem Pfund wuchern, dass wir Spielern in Darmstadt die Chance geben können, erste Liga zu spielen“, sagt Wehlmann. In den vergangenen Saisons gab es einige Beispiele, dass man am Standort Darmstadt sich als Profi auch für höhere Aufgaben empfehlen kann: Dursun (Fenerbahce Istanbul), Skarke (Union Berlin), Pfeiffer (VfB Stuttgart) sind die jüngsten Fälle.

          Südhessisches Widerstandsnest hin oder her – so kicken wie beim letzten Mal in der Bundesliga will man in der neuen Runde nicht. Reiner Außenseiterfußball, tief verschanzt und einzig mit langem Ball nach vorne, soll am Böllenfalltor nicht geboten werden. Mut gemacht, den variablen Stil der Zweitligarunde fortzusetzen, haben die Pokalpartien. Sowohl gegen Mönchengladbach (2:1) als auch bei der Eintracht (2:4) waren die „Lilien“ fußballerisch nicht nur phasenweise auf Augenhöhe.

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