https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/coronavirus-gladbach-besiegt-koeln-im-rheinderby-ohne-fans-16574280.html

Gladbach gewinnt Geisterspiel : „Es ist beängstigend“

  • -Aktualisiert am

Seltsame Sache: Bundesliga-Fußball zwischen Gladbach und Köln ohne Fans. Bild: AFP

Erst vom Sturm verweht, dann ohne Fans durch das Coronavirus: Das Rheinderby zwischen Gladbach gegen Köln steht unter keinem guten Stern. Die Borussia gewinnt ein seltsames Bundesligaspiel.

          2 Min.

          Diese Premiere hatte sich niemand träumen lassen, geschweige denn gewünscht. Ein Bundesligaspiel vor leeren Rängen, noch dazu eines der großen Derbys: Aus einem Albtraum ist am frühen Mittwochabend notwendige Wirklichkeit geworden. Wegen der sich ausbreitenden Coronavirus-Pandemie begegneten sich die Mannschaften von Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln in dieser Nachholbegegnung des 21. Spieltags bis auf ein paar Kiebitze aus der Welt der Medien und einigen Fans im Schatten der Nordkurve unter sich. „Es ist beängstigend und hat mit Fußball wenig zu tun“, stellte sogar Schiedsrichter Deniz Aytekin hinterher bei „Sky“ fest: „Es fehlt etwas - massiv.“

          Bundesliga

          Der rheinische Dauerbrenner unter ehemaligen deutschen Meistern stand unter keinem guten Stern. Zuerst weggefegt vom Sturmtief „Sabine“ und nun ausgefochten im Lautlosformat, das von diesem Wochenende an in den Zeiten von Covid-19 für alle Erst- und Zweitligapartien gilt. Wer machte nun das Beste aus den atmosphärisch veränderten Umständen, die aus gesundheitspolitischen und damit prophylaktischen Gründen gerechtfertigt waren? Es waren die Gladbacher, die dank ihrer größeren Effizienz im Angriff 2:1 durch die Tore von Embolo (32.) und Merés Treffer ins eigene Netz (71.) 2:1 gewannen und von Platz fünf zurück auf den Champions-League-Rang vier kletterten.

          Die zuletzt im Aufwind befindlichen Kölner dagegen, für die Uth traf (81.), verharren auf Platz zehn und verpassten fürs Erste den Anschluss an die Plätze mit Europa-League-Perspektive. Das wäre wohl auch etwas viel verlangt für einen Aufsteiger wie den einst glorreichen FC. Ein einsames Transparent hing vor der Nordkurve, wo sonst die heißblütigsten Gladbacher Fans zusammenstehen: „Holt den Derbysieg“. Im fast leeren Stadion sah das „Geisterspiel“, das die Borussia Einnahmen von rund zwei Millionen Euro kostet, zunächst nach einem Testspiel in der Saisonvorbereitung aus. Die in den vorangegangenen zehn Spielen achtmal siegreichen Kölner wirkten rund eine halbe Stunde zumindest geordneter und planvoller und hatten durch Uth bei einem Freistoß, der das obere Tornetz touchierte, eine Gelegenheit (21.).

          Das erste Tor aber schoss die Borussia, als die FC-Defensive einmal nicht aufpasste und Wendts Hereingabe über Herrmanns Weiterleitung bei Embolo landete. Der Schweizer nutzte die erste Gladbacher Torgelegenheit für einen Drehschuss ins linke Eck, dem Torwart Horn nur hinterherschauen konnte. Was folgte, war die diesem stimmungsarmen Mittwoch nicht ganz passende Tormusik von der Gruppe Scooter: „I like it loud!“

          Breel Embolo trifft, aber hört keinen Jubel – kein Wunder bei einem Geisterspiel.
          Breel Embolo trifft, aber hört keinen Jubel – kein Wunder bei einem Geisterspiel. : Bild: AFP

          Wie in so vielen Spielen hatte die höher plazierte Elf in einem Moment, der zählte, mit Effektivität zugeschlagen, als der Gegner nicht mehr damit rechnete. Nach dem Wechsel spielte die „Elf vom Niederrhein“ im Landregen von Mönchengladbach ihre Stärken, Tempo, frühes Attackieren, Geradlinigkeit vor des Gegners Tor, besser aus. Das Publikum an den Fernsehschirmen bekam nun ein Duell mit einem Hauch von Bundesliga-Zuschnitt zu sehen, bei dem Herrmann, der an Horn scheiterte (52.), die beste Gelegenheit besaß, den Gladbacher Vorsprung auf 2:0 zu erhöhen. Das geschah dann knapp zwanzig Minuten später, als Kramer einen Borussen-Angriff einleitete, Embolo den Ball vor das Kölner Tor flankte, der Spanier Meré klären wollte und die Kugel dabei vorbei an Torwart Horn ins eigene Tor beförderte. Damit schienen die Zeichen an diesem Abend gesetzt.

          Doch die Kölner schlugen zurück, als sie fast schon verloren schienen. Mark Uth verkürzte mit einem Schuss in den Torwinkel nach einer sehenswerten Einzelaktion auf 1:2 und machte die letzten zehn Minuten dieses inzwischen ziemlich konkreten Geisterspiels noch einmal lebendig. Als Horn kurz vor Schluss seine zweite Gelegenheit nicht nutzte, feierten die Gladbacher einen Arbeitssieg an einem atmosphärisch sterilen Abend. Sie erklommen dafür nach dem Schlusspfiff die leere Fantribüne, um sich an den verschlossenen Stadiontoren von den dort ausharrenden Anhängern bejubeln zu lassen. „Jetzt fehlt nur noch die Schale“, scherzte Christoph Kramer, während er die Stufen der Tribüne hinaufstieg.

          Die Kölner dagegen wurden am Mittwoch nach einer Reihe von schönen Erfolgen mal wieder auf Mittelmaß zurechtgestutzt. Bundesliga-Normalität an einem alles andere als normalem Mittwoch.

          Weitere Themen

          Eintracht auf Treffersuche

          1:1 gegen Bochum : Eintracht auf Treffersuche

          Die Frankfurter versuchen alles. Doch der sehnsüchtig erhoffte Siegtreffer will der Eintracht einfach nicht gelingen. Am Ende steht es 1:1 gegen Bochum.

          München wie die Feuerwehr

          Eishockey-Playoffs : München wie die Feuerwehr

          Titel-Favorit Red Bull München startet souverän in das Playoff-Halbfinale gegen die Grizzlys Wolfsburg. Der ERC Ingolstadt verliert unerwartet gegen die Adler Mannheim.

          Darmstadt setzt sich ab

          Zweite Fußball-Bundesliga : Darmstadt setzt sich ab

          Ein Eigentor bringt Darmstadt 98 einen weiteren Schritt Richtung Bundesliga und verdirbt dem „Club“ die Einstimmung auf den DFB-Pokal. Der HSV tritt weiter auf der Stelle.

          Topmeldungen

          Auf dem Weg: Ein ICE verlässt den Frankfurter Hauptbahnhof.

          Geldsegen für die Schiene : Die Bahn im Glück – und im Zugzwang

          Die Deutsche Bahn musste tief sinken, damit die Politik den Ernst ihrer Lage erkennt. Doch bald fließt das Geld, dann gibt es für Verspätungen und unzufriedene Kunden keine Ausreden mehr.
          Eine Lehrerin schreibt in einer Grundschule in Baden-Württemberg Wörter an eine Tafel.

          Baden-Württemberg : Lehrer sollen künftig mehr arbeiten

          Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper will mit einem Maßnahmenpaket den Lehrkräftemangel bekämpfen. Darunter wird wohl die „Work-Life-Balance“ der Lehrer leiden.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.