Wirbel um Videoschiedsrichter : „Wie kann man da Gelb geben?“
- Aktualisiert am
Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck beim Video-Studium Bild: dpa
Ein Hieb von Gladbachs Bensebaini ins Gesicht von Stuttgarts Anton sorgt für Diskussionen. Bayern-Trainer Nagelsmann schaltet sich in die Videoschiedsrichter-Diskussion ein.
Mal wieder hat ein Einsatz des Videoschiedsrichters in der Fußball-Bundesliga für Wirbel gesorgt. Und mal wieder ärgerten sich Trainer darüber, dass er sich überhaupt eingeschaltet hatte. Darüber waren sich Daniel Farke von Borussia Mönchengladbach und Michael Wimmer vom VfB Stuttgart nach dem 3:1 (2:1) der Rheinländer am Freitag erstaunlicherweise immerhin einig.
Auslöser war ein Hieb von Gladbachs Ramy Bensebaini ins Gesicht von Stuttgarts Waldemar Anton nach rund 15 Minuten. „Da gibt es keine zwei Meinungen. Das war eine klare Rote Karte“, schimpfte Anton auch nach dem Spiel noch. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck sah das anders und zeigte Bensebaini wegen einer vermeintlichen Unsportlichkeit die Gelbe Karte. „Wie kann man da Gelb geben?“, fragte Anton verärgert. Auch Wimmer befand, dass „sich die Gladbacher da nicht über eine Rote Karte hätten beschweren können“.
In der Tat schritt Videoschiedsrichter Tobias Welz ein und zitierte Jöllenbeck vor den Monitor. Doch der Unparteiische in Freiburg blieb bei seiner Meinung. Dass das Spiel dafür etliche Minuten unterbrochen wurde, brachte anschließend aber beide Trainer auf die Palme. „Ich habe immer gelernt, dass der VAR einschreiten soll, wenn es sich um eine klare Fehlentscheidung handelt. Wenn der Schiedsrichter aber trotzdem bei seiner Meinung bleibt, dann spricht das doch für sich“, sagte Farke und auch Wimmer stimmte zu: „Wenn der VAR eingreift, muss eine klare Fehlentscheidung vorliegen. Das war offenbar nicht der Fall.“
Auch Bayern-Trainer Julian Nagelsmann meint, die Überprüfung von strittigen Szenen wie korrektes Tor, möglicher Elfmeter oder Platzverweis müsste aus seiner Sicht grundsätzlich schneller erfolgen.
Bei Interventionen des Video-Assistenten müsse aus seiner Sicht „die Bildschirmzeit reduziert werden, weil da jeder nervös wird und auch der Rhythmus von einem Spiel total gebrochen wird“, betonte Nagelsmann: „Wenn man sich so eine Situation zweieinhalb Minuten lang anschaut, ist das zu lang. Dann ist es einfach auch nicht klar, wenn du 17 Wiederholungen brauchst“, argumentierte der Bayern-Trainer.
Zudem würde er sich bei der Umsetzung des Videobeweises wünschen, dass die Hierarchie der Entscheider beibehalten wird. „Ich finde generell, wenn es klare Situationen sind, die der Schiedsrichter auch (auf dem Platz) sehen kann, dann sollte der Schiedsrichter auch auf sich vertrauen, entscheiden und weiterhin die Hoheit haben“, sagte Nagelsmann vor dem Auswärtsspiel des FC Bayern am Samstag in Berlin gegen Hertha BSC (15.30 Uhr/im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky). „Generell finde ich den Videobeweis gut“, sagte Nagelsmann. Für den 35-Jährigen bringt der Einsatz der Technik „ein bisschen mehr Fairness“ ins Spiel und reduziert zugleich den Druck auf die Schiedsrichter.
Warum nicht eine Challenge?
„Ich hätte auch nichts gegen eine Challenge beim Trainer, weil du dann mehr Verantwortung hättest und der Schiedsrichter entlastet würde“, sagte Nagelsmann. Der VAR käme dann nur noch auf Wunsch des am Spiel beteiligten Trainers zum Einsatz. Jeder Mannschaft könnte dabei pro Spielhälfte eine gewisse Anzahl von Überprüfungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden – so wie es in anderen Sportarten wie beim Volleyball längst Usus ist.