
Mainz-Pleite gegen Eintracht : Esprit allein reicht nicht
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0:2-Niederlage gegen Frankfurt: Nach der Aufbruchstimmung folgt der Dämpfer für Mainz. Bild: dpa
Nach der Niederlage gegen Frankfurt sollte Mainz nicht verzweifeln. Das Team verfügt über genug Potential, um zumindest den Relegationsplatz zu erreichen. Dafür muss Trainer Bo Svensson aber seine Mannschaft mobilisieren.
Nur der Ordnung halber, weil so oft auf den Videobeweis im Fußball geschimpft worden ist, halten wir fest: Bei allen Fehlentwicklungen und Ungereimtheiten hat es sein Gutes, dass eine höhere Instanz als die Wahrnehmung des Referees auf dem Spielfeld eingeführt worden ist. Nicht nur die Frankfurter Eintracht, auch Schiedsrichter Bastian Dankert wusste es zu schätzen, dass der Assistent fernab in Köln die beiden Elfmeter, die er den Mainzern zugestanden hatte, anzweifelte und ihm die Möglichkeit gab, seine Fehlentscheidungen zurückzunehmen.
Er wäre Opfer von Häme, Spott und Verschwörungstheorien geworden. Sows vermeintliches Foul war noch ein nachvollziehbarer Wahrnehmungsfehler. Dass Dankert beim zweiten Pfiff Tourés Handspiel in den Frankfurter Strafraum verlegte, hatte etwas Groteskes. Für Küchenpsychologen erklärbar, dass sein Unterbewusstsein ihn aufforderte, den Mainzern einen Elfmeter zu schenken, nachdem die Eintracht schon in den Genuss von zwei (berechtigten) gekommen war und er den Rheinhessen zuvor einen verweigert hatte, als Sow Stürmer Burkardt zu Fall brachte.
Kein Anlass zur Verzweiflung
Es wäre eine reine Unterstellung, zu behaupten, dass Dankert von seinem schlechten Gewissen geplagt wurde. Dass die Nullfünfer bei der Premiere von Trainer Bo Svensson nicht gerade vom Spielglück verfolgt wurden, ist eine Tatsache. Die erste Heimniederlage nach 16 Punkte bringenden Pflichtspielen zuvor gegen den Nachbarn bedeutete einen Dämpfer, nachdem die Rückkehr der alten Mainzer Führungsfiguren Heidel (Vorstand), Schmidt (Sportdirektor) und Svensson für Aufbruchstimmung gesorgt hatte.
Aber das 0:2 war kein Anlass zur Verzweiflung. Bei allen Mängeln gab es Ansätze. Das Aufgebot der Nullfünfer verfügt über genügend Klasse, um so viele von den noch 57 zu vergebenden Punkten zu holen, dass zumindest der Relegationsplatz erreicht wird. Es wird darauf ankommen, dass Svensson den unbedingten Leistungs- und Siegeswillen mobilisiert, der zu seinen Profitagen typisch für den FSV Mainz 05 war und auf den Heidel bei der Zusammenstellung des Kaders damals so viel Wert gelegt hatte. Viele im aktuellen Aufgebot müssen diese Tugend bei sich noch entdecken.
Auf Silva angewiesen
Ganz im Gegensatz zu den Eintracht-Profis, die bekannt für ihre Mentalität sind. Neu hingegen am Main ist der spielerische Esprit, den die Frankfurter seit einigen Wochen versprühen. Mit der Eingliederung des Neuzugangs Amin Younes in die Stammelf entstand eine Kettenreaktion. Trainer Adi Hütter veränderte durch ihn die Gewichtung im Eintracht-Spiel von „erst mal kein Risiko, lieber sicher und einfach, als die Defensive in Gefahr bringen“ auf „lasst uns Fußball spielen“. An der Seite des ballsicheren und einfallsreichen Dribblers und Gestalters beweisen dessen Kollegen spielerisches Talent, das sie zuvor nur rudimentär offenbart hatten.
Nach drei Siegen in Serie trennen die Frankfurter nur noch zwei Punkte von den Europa-League-Plätzen. In ihrer Verfassung wäre es keine Überraschung, wenn der Trend weiter nach oben ginge. Aber die Bundesliga zeigt fast wöchentlich, dass aktuelle Trends flüchtiger als das flüchtigste Gas sind. Ohne Spielglück oder zumindest die Abwesenheit von ausgesprochenem Pech geht es nicht. Bei der Eintracht kommt hinzu, dass sie auf die Gesundheit von André Silva angewiesen ist. Der Torjäger ist im Moment der einzige echte Stürmer im Eintracht-Kader.
