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Bas Dost verlässt Frankfurt : Die Eintracht ist nicht mehr reizvoll genug

Der Vollblutstürmer Bas Dost sucht sein Glück jetzt in Belgien. Bild: AFP

Bas Dost verlässt Frankfurt und wechselt zum FC Brügge. Dort sieht er offenbar bessere Perspektiven. Doch wer soll die Lücke, die der Niederländer bei der Eintracht hinterlässt, füllen?

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          Torjäger Bas Dost muss nie lange überlegen, wenn er auf seine Lieblingstreffer angesprochen wird. „Die einfachen Tore“, sagt der 31 Jahre alte Fußballprofi aus den Niederlanden im Brustton der Überzeugung, „sind die geilsten.“ Solche, die er zum Ärger des Gegners aus kurzer Distanz ohne großes Tamtam erzielen kann, weil der Ball im Strafraum genau im richtigen Moment zu ihm gesprungen ist. Im letzten Schritt muss Dost nur noch seine Pflicht erfüllen.

          Jörg Daniels
          Redakteur in der Sportredaktion

          Abschlüsse dieser Art sind für ihn das Zeichen, dass es in seinem primären Aufgabengebiet gut läuft, weil dann auch das Spielglück auf seiner Seite ist. In Zukunft wird der ehemalige niederländische Nationalspieler in der ersten belgischen Liga an vorderster Stelle für Unruhe sorgen. An Heiligabend um 18.00 Uhr hatte die Frankfurter Eintracht den Wechsel von Dost zum FC Brügge bekanntgegeben. Beim Spitzenreiter der „Division 1A“ erhält der Angreifer einen Vertrag bis einschließlich 30. Juni 2022. Nach Stationen in Frankfurt und Wolfsburg hat seine aktive Bundesligakarriere damit vorzeitig ein Ende gefunden.

          Die Corona-Pandemie habe auch die Eintracht „bekanntlich vor wirtschaftliche Herausforderungen gestellt“, erklärte Sportvorstand Fredi Bobic den Weggang des Angriffshünen. „Brügge hat sich sehr um Bas bemüht, und für uns handelt es sich um ein lukratives Gesamtpaket.“ In der jetzigen Zeit sei es „die oberste Maxime, wirtschaftlich sinnvoll und zum Wohle von Eintracht Frankfurt zu handeln“. Die Ablösesumme für Dost, der in Frankfurt noch bis zum 1. Juli 2022 gebunden war, liegt zwischen vier und fünf Millionen Euro. Schon im vergangenen Sommer hatten die Belgier um die Dienste von Dost gebuhlt. Damals hatten die Frankfurter bis zu sieben Millionen Euro bei einer vorzeitigen Trennung von ihrem Stürmer aufgerufen, doch dieses Geschäft war für Brügge zu kostspielig.

          Mit Dost, dessen Jahressalär auf knapp vier Millionen Euro geschätzt wird, bekommt die Eintracht auch einen Spitzenverdiener von ihrer Gehaltsliste. Jetzt, wo der Umsatz der Hessen durch die Corona-Krise in beträchtlicher Höhe eingebrochen ist, sorgt die berufliche Veränderung von Dost für nennenswerte Entlastung bei den Personalkosten. Zumal davon auszugehen ist, dass die Frankfurter auf der Suche nach Ersatz für den Offensivspieler eine kostengünstigere Lösung anstreben werden.

          Voller Tatendrang

          Im Herbst dieses Jahres hatte Dost voller Tatendrang hervorgehoben, dass er bei der Eintracht noch lange nicht fertig sei. Doch zwei Monate später beendet er sein Engagement. Die Perspektive in Frankfurt erscheint ihm offenbar nicht mehr reizvoll genug. Woher kommt sein Sinneswandel?

          Nachdem Trainer Adi Hütter das Spielsystem umgestellt hatte und nur noch eine Sturmspitze aufbot, die im Vollbesitz seiner Kräfte immer André Silva (zwölf Tore und neun Vorlagen in zwölf Erstliga-Spielen) bildete, musste Dost ein paar- mal mit der Rolle des Ersatzspielers vorliebnehmen. Zu wenig für den großen Ehrgeiz des 1,96 Meter langen Angreifers, der sich in der Rolle eines Führungsspielers sieht. Wer ihn auf dem Platz erlebt, bekommt das zu hören: Dost macht sich immer mit lautstarken Kommentaren und Anweisungen bemerkbar. Neben seiner Persönlichkeit wird der Eintracht, bei der Danny da Costa in den Fokus von Mainz 05 gerückt sein soll, außerdem die Treffsicherheit ihres Zielspielers im Angriff fehlen.

          Nach dessen Wechsel von Sporting Lissabon im Sommer 2019 kam Dost in 43 Pflichtspielen zu 15 Toren, zwölf davon erzielte er in der Bundesliga. Mit seinem Gardemaß war der Niederländer ein kopfball- und zweikampfstarker Stürmer, dessen herausragende Werte in dieser Statistik unterstrichen seinen Behauptungswillen. Diesen bringt Dost in Zukunft beim Europa-League-Teilnehmer aus Belgien ein, der sich Hoffnungen machen kann, in der kommenden Saison in der Champions League vertreten zu sein. Auch diese Aussicht wird Dost darin bestärkt haben, sich der neuen Herausforderung zu stellen. Auf seiner Internetseite verkündete der FC Brügge, mit Dost einen „Mittelstürmer“ bekommen zu haben, „der Tore garantiert“. 233 Tore und 52 Vorlagen in insgesamt 450 Pflichtspielen für vier Vereine sind das eindrucksvolle Zahlenwerk des Vollblutstürmers.

          Handlungsbedarf bei der Eintracht

          Die Eintracht, die an diesem Montag und Dienstag Laktat- und Leistungstests sowie Corona-Tests durchführen wird, verspürt nun Handlungsbedarf, die entstandene Lücke im Sturm schnell zu schließen, ist die Personalauswahl für Hütter doch stark eingeschränkt. Auf das 21 Jahre alte Sturmtalent Ragnar Ache kann der Trainer aus Verletzungsgründen noch nicht wieder zurückgreifen. Im Kreis der nominellen Angreifer spielt Silva aktuell den Alleinunterhalter. Abermals mit Frankfurt in Verbindung gebracht wird Luka Jovic von Real Madrid.

          Dessen Rückkehr an den Main auf Leihbasis wäre aber nur möglich, wenn die Spanier weiter einen Großteil des Gehalts des Serben übernehmen würden. Cenk Tosun (FC Everton) und Joshua Zirkzee (Bayern München) haben sich ebenfalls in den Kandidatenkreis eingereiht. „Wir beobachten den Markt wie gewohnt mit großer Ruhe und schauen, ob etwas möglich ist“ – das hatte Bobic vor Weihnachten in weiser Voraussicht auf das, was auf die Eintracht zum Jahreswechsel zukommen wird, gesagt.

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