0:0 gegen Schalke : Union verpasst den Sprung an die Tabellenspitze
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Viele Zweikämpfe, wenig ertragreiches beim torlosen Unentschieden zwischen Union und Schalke. Bild: dpa
Vorerst vertan ist die Chance der Berliner, den FC Bayern in der Tabelle zu überholen. Kein Team setzt sich im Abnutzungskampf auf dem grünen Rasen durch. Dabei ist Schalke dem Sieg etwas näher.
Etwas mehr als eine halbe Saison konnte Unions Trainer Urs Fischer entspannt sein Mantra vortragen. Die magische Grenze erreichen, 40 Punkte holen, nicht absteigen. Seit vergangener Woche ist dieses Ziel erreicht, was Fischer nun zwangsläufig aus der Komfortzone lockt. Verbales Vorpreschen ist seine Sache nicht, jede Frage nach höheren Ambitionen ruft bei ihm eine zähneknirschende Antwort hervor. Am liebsten würde er gar nichts sagen, aber weil er ja muss, sagt er nun, die Mannschaft und er wollen versuchen, sich wieder für den Europapokal zu qualifizieren. Dafür würde ein Platz unter den ersten sechs reichen.
Vermutlich wird Fischer in den kommenden Tagen mit allerlei ihm unangenehmen Fragen konfrontiert werden, schließlich klingt die neue Zielsetzung angesichts der jüngsten Entwicklung weiter nach der typischen südostberliner Tiefstapelei. Union ist ja nicht Vierter oder Fünfter, sondern nach 21 Spieltagen Tabellenzweiter der Fußball-Bundesliga und reist als solcher am kommenden Sonntag zum Spitzenspiel gegen den Primus FC Bayern.
Unter den Zuschauern im Stadion an der Alten Försterei gab es am Sonntag auch einige, die sogar von mehr geträumt hatten, von einem Tabellenführer Union. Ein Leichtes hätte es sein können, mit einem Sieg über Schalke 04, den Letzten, hätten die Berliner es an die Spitze geschafft.
Abnutzungskampf auf Rasen
Aber ein weiteres Mantra von Fischer, der immer wieder betont, dass es in der Bundesliga keine leichten Spiele gibt, bestätigte sich an diesem Nachmittag. Union und Schalke trennten sich 0:0, zu wenig, um die Bayern vorübergehend zu stürzen. „Im Spiel mit dem Ball haben wir uns nicht viel zugetraut, waren nicht mutig genug“, analysierte Fischer nach dem Spiel. Sein Kapitän Christopher Trimmel sagte: „Für die Zuschauer war es nicht das schönste Spiel. Heute war nicht unser bester Tag.“
Ein Abnutzungskampf auf grünem Rasen war das, was sich im Stadion an der alten Försterei zutrug. In der ersten Halbzeit gab es auf beiden Seiten jeweils exakt eine Torchance. Die der Berliner machte Schalkes Torwart Ralf Fährmann zunichte, indem er dem Versuch von Danilho Doekhi parierte. Entstanden war die Szene im Anschluss an einen Freistoß, aus dem Spiel heraus entwickelte sich nichts, was auch nur annähernd mit Gefahr zu tun hatte.
Union ist immer dann gut, wenn die Mannschaft den Gegner in viele Zweikämpfe verwickeln und aus einer sicheren Grundordnung Umschaltmomente kreieren kann. Was aber, wenn der Gegner genau die gleiche Medizin verabreicht? Wenn er selbst den weiten Schlag in die gegnerische Hälfte als Stilmittel und den Luftkampf als höchstes Gut auserkoren hat?
Punkt nutzt Schalke kaum
Dann tun sich die Berliner meist schwer mit kreativen Lösungen, das Aufreißen dicht gestaffelter Abwehrketten ist ihre Sache nicht. In diesem Bewusstsein und dem Wissen um die Grenzen der eigenen Möglichkeiten nervten die Schalker Unions Fußballer bis an die Grenze der Erträglichkeit. Egal, was die Berliner auch versuchten, ein Bein, ein Kopf oder sonst ein Körperteil des Gegners war immer dazwischen.
Was die eigenen Offensivbemühungen anging, beschränkte sich Schalke lediglich auf das Nötigste. Ein Punkt beim Tabellenzweiten ist sicher gut für die Moral, wirklichen nutzen wird er den Schalkern im Abstiegskampf kaum. Zumal sie mit dem vierten torlosen Unentschieden einen Rekord aufstellten. Noch nie holte eine Mannschaft in der Bundesliga vier Punkte in Serie, ohne dabei ein einziges Tor erzielt zu haben.
Einem Sieg am nächsten kam Schalke nach gut einer Stunde. Einmal konnte Unions Kapitän Trimmel gerade so noch ein Bein dazwischen bringen. Ein Schuss von Michael Frey landete am Außennetz. Die Berliner Zuschauer spürten, dass Union Unterstützung brauchte. Die Reise nach Amsterdam im Rahmen der Europa League hatte Kräfte gekostet, am Donnerstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Europa League und bei RTL) kommt es daheim zum Rückspiel gegen Ajax. Ein Ziel für diesen Wettbewerb hat Urs Fischer nicht formuliert.