Fußballklub Mainz 05 : Keine freie Auswahl auf dem Transfermarkt
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Jonathan Burkhardt ist mit zehn Treffern der beste Mainzer Schütze. Bild: dpa
Aufgrund von Personalsorgen könnte der Mainzer Trainer Svensson im Angriff einen neuen Spieler gebrauchen. Aber die Pandemie schränkt die Möglichkeiten des Klubs ein. Ein Leihgeschäft rückt in den Fokus.
Ihren Kader, das bekräftigten die Verantwortlichen des FSV Mainz 05 in diesen Tagen, haben sie bewusst klein gehalten. Inklusive des jüngst mit einem Profivertrag ausgestatteten A-Jugendlichen Ben Bobzien umfasst er 23 Feldspieler und drei Torhüter. Das sind nicht zu viele Akteure, als dass einzelnen Spielern das unschöne Gefühl vermittelt würde, nicht gebraucht zu werden. Und unter normalen Umständen ist es dennoch genug Personal, um den gewünschten internen Konkurrenzkampf zu gewährleisten. Momentan tut sich in der Offensive aber ein Problem auf.
„Wer A sagt, muss auch B sagen“, antwortete Bo Svensson in der Vergangenheit, wenn es darum ging, die Ausfälle von wichtigen Spielern aufzufangen. Dann müssten ebenjene Profis in die Bresche springen, die genau auf solche Chancen, sich zeigen zu können, gewartet hätten. Sportvorstand Christian Heidel sagte Anfang Januar in einem Interview mit der F.A.S., es sei der Wunsch des Vereins, „dass es genauso mit dieser Mannschaft weitergeht. Das zeigt unser Vertrauen in diesen Kader. Ich fände es schlecht, wenn wir alle die Mannschaft für ihre Entwicklung loben – und dann kaufen wir drei Neue …“
Tatsächlich ist es den Mainzern in der Hinrunde überraschend gut gelungen, selbst langzeitverletzte Stammkräfte zu ersetzen. Nur handelte es sich dabei durchweg um Defensivspieler, allen voran Jeremiah St. Juste und Dominik Kohr.
Umdenken am Bruchweg
Im Angriff sind die Dinge etwas anders gelagert. Von vier etatmäßigen Stürmern standen zuletzt nur noch zwei zur Verfügung: Jonathan Burkardt und Karim Onisiwo. Ádám Szalai fehlte zunächst wegen eines Autounfalls und dann nach einer Kopfoperation schon in den vergangenen drei Partien vor Weihnachten. Und der Ende August von Union Berlin gekommene Marcus Ingvartsen plagt sich seit Monaten mit Leisten- beziehungsweise Adduktorenproblemen herum und war in den vier Pflichtspielen dieses Jahres nicht dabei.
Am Bruchweg scheint inzwischen ein Umdenken eingesetzt zu haben. „Wir machen uns Gedanken, werden aber keinen Aktionismus betreiben“, sagt Svensson. Gut möglich, dass er intern etwas nachdrücklicher auf Verstärkung drängt – die Einschränkung bedeutet ja nicht mehr, als dass es sich bei einem möglichen Wintertransfer um jemanden handeln muss, der dem Team mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Anhieb hilft.
Im mit 1:3 verloren gegangenen Pokalspiel beim VfL Bochum trennte Svensson aus Gründen der Belastungssteuerung das so gut harmonierende Offensivduo, das an 16 der 28 Mainzer Saisontore in der Liga beteiligt war. Burkardt kam von der Bank, stattdessen stürmte Mittelfeldmann Kevin Stöger an Onisiwos Seite. Eine suboptimale Lösung. Nur: Den deutschen U-21-Nationalspieler und den einen kräftezehrenden Spielstil pflegenden Österreicher dauerhaft einer hohen Beanspruchung auszusetzen ist ebenfalls keine Option. Und wenn beide in der Anfangsformation stehen, fehlen die Alternativen, um im Laufe der zweiten Halbzeit adäquat wechseln zu können.
„Wir sind jetzt an einem Punkt, von dem wir vor der Saison schon wussten, dass wir dort ankommen könnten“, sagte Sportdirektor Martin Schmidt am zurückliegenden Wochenende nach dem 1:2 in Fürth. Was konkret heißt: „Dass es mal nicht so läuft, dass es auch schwierige Phasen gibt.“ Inwieweit er Handlungsbedarf sieht, ließ Schmidt offen. Szalai sei ja schon zu Jahresbeginn wieder ins Training eingestiegen, Ingvartsen solle in der kurzen Bundesligapause auf den Platz zurückkehren. „Dann schätzen wir die Situation ab. Aber wir haben ein Auge darauf, ob wir noch etwas machen.“
Mit Geld um sich werfen kann der Verein nicht. „Mainz 05 leidet wirtschaftlich durchaus unter der Pandemie, wir können nicht draußen rumlaufen und frei auswählen, wen wir jetzt nehmen“, sagt Sportvorstand Heidel. „Wir sind momentan nicht im Stande, einen Topstürmer aus einem Vertrag heraus zu verpflichten, und das sind wir eigentlich auch sonst schon nicht.
Wir könnten vielleicht einen Spieler nehmen, der bei einem Topverein auf der Bank sitzt – aber der wäre bei uns mit Abstand Spitzenverdiener, und das können und wollen wir uns aktuell auch nicht leisten.“ Das klingt danach, als wären die Mainzer eher an einem Leihgeschäft interessiert. In ihrem Fall könnte das die beste Option sein, ihre Personalschwierigkeiten im Angriff zu beheben.