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Bundesliga-Kommentar : Ver-Vettelung des Fußballs

Die Vision von den Super-Super-Bayern lebt: Trainer Pep Guardiola Bild: dpa

Die Münchner drehen am ganz großen Rad. Sie sind auf dem Weg, die Super-Super-Bayern zu werden. Die Kehrseite ist, dass die Bundesliga diesem Team zu klein zu werden droht.

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          Schon vor Anpfiff hatte Jürgen Klopp in grimmiger Ironie eine überraschende Nachricht parat: „Die Meisterschaft war eigentlich schon vor der Saison entschieden“. Natürlich ist sie es auch jetzt noch nicht, obwohl der FC Bayern die schwerste Aufgabe der Liga in einem knappen Spiel mit einem klaren Resultat gelöst hat.

          Klopps überspitzte Titel-These hat dennoch ein Körnchen Wahrheit: Dass der Abstand zu den Bayern bei den finanziellen und damit personellen Voraussetzungen des Erfolges, den die Dortmunder zwei Jahre lang überbrücken konnten, von Jahr zu Jahr größer wird.

          In Mainz lernte Klopp bei seinem Lehrmeister Wolfgang Frank, wie taktische Kleinarbeit einem Team die Chance gibt, auch gegen Teams mit besseren Spielern zu bestehen. Wenn das Team mit den besseren Spielern aber die taktische Kleinarbeit auch tut, wenn plötzlich auch dort alle Stars, fleißig nach hinten arbeiten, dann kippt das Gleichgewicht wieder.

          Genau das passierte im letzten Jahr in München. Die taktischen Defizite gegenüber dem Umschaltspiel und Gegenpressing der Dortmunder, die die Bayern am Ende unter van Gaal und am Anfang unter Heynckes hatten, wurden ausgeglichen. Und mit Pep Guardiola gehen sie daran, sogar einen taktischen Vorteil vor allen anderen zu gewinnen.

          Droht die Ver-Vettelung des Fußballs?

          Die Bayern drehen am ganz großen Rad. Sie waren entschlossen, das Niveau der Triple-Saison nicht einfach nur zu halten und Erreichtes zu verteidigen. Im Unterschied zu ihren vielen früheren Meistermannschaften, die der Doppelpass von Kaufkraft und Kaderstärke zu Titeln führte, hat diese den Mut, mehr zu sein als nur eine Punkt- und Trophäen-Maschine.

          Sie hat eine Vision. Sie strebt unter Guardiola einen neuen, noch besseren Fußball an, als er es in Barcelona schon vormachte. Das bietet Fußballfans die aufregende Aussicht, hier etwas Besonderes, ja Epochales zu erleben. Die Kehrseite ist, dass die Bundesliga diesem Team zu klein zu werden droht.

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          Wenn Guardiola tatsächlich aus den Super-Bayern Super-Super-Bayern macht, könnte die Liga für diese Mannschaft zu einem Übungsfeld schrumpfen, auf dem sie sich warm hielte für die wenigen wirklichen Gegner – die nur noch in ein paar K.o.-Spielen der Champions League im April und Mai kämen.

          Droht die Ver-Vettelung des Fußballs? Anders als in der Formel 1 lassen sich die Regeln und Rahmenbedingungen des Wettbewerbs hier nicht jedes Jahr verändern, um den zu großen Vorteil eines Teams wieder zu verringern. Im deutschen Fußball aber entsteht gerade ein solches Team, das den besten Wagen und den besten Fahrer zugleich hat.

          Pech, dass die Bayern in der Liga mitspielen

          Dass Guardiola dabei noch nicht mal zufrieden wirkt, ist für die Konkurrenz in der Liga (und für die Freunde von Konkurrenz) ebenso bedrohlich wie die Lernfähigkeit dieses Trainers und seines Teams. Würde ein Spiel nicht 90, sondern 45 Minuten dauern, hätten die Bayern 22 Punkte auf dem Konto und wären Fünfter der Tabelle.

          In den zweiten 45 Minuten aber, wenn Guardiola Spieler und Systeme wechselt, werden sie immer überlegener. So kommen sie auf 35 Punkte (von 39 möglichen), mehr als je zuvor ein Team nach 13 Spieltagen. Eine Bilanz, die in Europa nur von Barcelona überboten wird (40 von 42). Borussia Dortmund, hatte Klopp schon vor dem Spiel erklärt, habe einfach Pech. Nämlich das, „mit Bayern München in einer Liga spielen zu müssen“. Was sollen da erst die anderen sagen.

          Christian Eichler
          Sportkorrespondent in München.

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