
Bundesliga-Kommentar : Mehr Dortmunder Demut
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Erleichterung, aber noch lange kein Übermut: BVB-Trainer Jürgen Klopp Bild: dpa
Mut wird belohnt: Borussia Dortmund befreit sich ein wenig aus der Bundesliga-Krise. Sollte der Klub den Weg nach oben fortsetzen, könnte das Tal der Tränen sogar etwas Gutes haben für die Zukunft.
Nehmen die Dinge jetzt ihren Lauf? Ein wenig Skepsis ist in Dortmund immer noch angebracht, auch wenn das 3:0 in Freiburg zumindest für ein paar Tage die düsteren Wolken vertrieben hat, die nach der Heimniederlage gegen Augsburg aufgezogen waren. Sie drohten auch den Trainer zu verschlucken, der in diesen Tagen eine bemerkenswerte Kraft aufbringen muss.
Denn mit einem weiteren Misserfolg in Freiburg wären die Stimmen immer lauter geworden, die ein Festhalten an Klopp nur noch als ein Indiz besonderer Freundschaft in der Dortmunder Führungsetage gewertet hätten und nicht mehr als Ausdruck der sicheren Überzeugung, es mit Klopp aus der Bredouille zu schaffen.
Die Art und Weise, wie sich der BVB in diesem schwierigen Moment für‘s erste befreit hat, spricht dafür, dass sich doch noch alles zum Guten wenden kann. Für die Borussia und vor allem für Klopp stand in Freiburg möglicherweise mehr auf dem Spiel als nur drei ohnehin schon wichtige Punkte im Abstiegskampf. Es wäre ein Leichtes gewesen, den letzten Teil des Wortes als Programm zu nehmen und darauf zu setzen, dieses Spiel irgendwie nur mit großem Einsatz zu gewinnen.
Den Glauben daran, dass sie aber ein Ensemble der Könner zusammengestellt haben über die Jahre, deren Klasse nicht komplett verloren gegangen sein kann, spiegelte die Aufstellung. Hätte man es nicht besser gewusst, wäre ein Mittelfeld mit Reus, Kagawa und Kampl, der Sturmspitze Aubameyang davor und den Spielgestaltern Gündogan und Sahin dahinter auch eine denkbare Option für eine Mannschaft, die voller Selbstvertrauen zu einem Auswärtsspiel antritt, bei dem der Gewinn von drei Punkten fest reserviert ist.
BVB muss weiter Druck aushalten
Der Mut hat sie in Dortmund also nicht verlassen, und dazu gehört auch das alternativlose Festhalten von Vorstandschef Watzke und Manager Zorc an Klopp. Ähnlich resistent gegen alle Ratschläge von außen hat sich bislang nur selten ein Abstiegskandidat verhalten.
Dass dieses Trio in den entscheidenden Positionen des Vereins über die Erfolge in den vergangenen Jahren zusammengewachsen ist und keinen Hehl daraus macht, dass aus einem Arbeitsverhältnis längst ein freundschaftliches Miteinander geworden ist, galt als große Stärke der Dortmunder in dieser Zeit – und wird von Kritikern nun als Ausdruck von Vetternwirtschaft und als Grund für den Niedergang ausgelegt.
Diesen Druck muss die Borussia weiter aushalten, und zwar so lange, bis die Mannschaft das geschafft hat, was ihr landauf landab so gut wie jeder zutraut – den Sprung aus den gefährlichen Regionen der Tabelle. Sollte es so kommen, hätte diese Saison auch ihr Gutes gehabt. Denn der BVB mag zwar volkstümlicher und den Fans verbundener daherkommen als manch anderer Klub, aber auch bei der Borussia hatte sich das Gefühl breit gemacht, dass die vergangenen Jahre die Schultern hier und da ein wenig zu breit haben werden lassen und etwas Erdung nicht schaden könnte.
Die Spur Demut, die Ereignisse der vergangenen Monate den Verein und vor allem seine Protagonisten gelehrt haben, in nächsten Wochen vermutlich noch lehren werden, kann gewiss nicht schaden auf dem Weg zurück.